Bahnhof: Soziale Probleme fast unverändert

Salzburgs Hauptbahnhof bleibt ein Brennpunkt. Es wurden zwar viele Sitzbänke jüngst entfernt, um Obdachlose, Asylwerber, Migranten und mögliche Drogendealer wegzubekommen. Die Probleme hätten sich nur verlagert, heißt es nun.

Wirklich erfolgreich scheint das Vorhaben von Magistrat und Salzburg AG auf dem Südtiroler Platz und bei den Bushaltestellen bisher nicht gewesen zu sein. Beim Hauptbahnhof werden Randfiguren zu Hauptpersonen. Wer sonst eher im Abseits steht, ist hier voll sichtbar. Im Sommer häuften sich Beschwerden über das Erscheinungsbild des internationalen Verkehrsknotenpunktes. Bänke zwischen Einkaufszentrum und Bahnhofshalle wurden in den vergangenen Monaten eine Art Wohnzimmer für Leute, die auf der Straße leben.

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Viel Alkohol, Pöbeleien, Streit, manchmal Gewalt, Verdacht auf Drogenhandel: Das sorgt immer wieder für Ärger bei Bahn- und Busreisenden, Pendlern, Gästen, Passanten und Anrainern.

Mehr in Unterständen, Passagen, bei Haltestellen

ÖBB, Magistrat und Polizei vereinbarten schließlich, die Sitzbänke abzubauen. Seit zwei Wochen sind sie weg. Die Probleme seien dennoch nicht verschwunden, sagen Kenner des Bahnhofes wie Michael Rausch von der Polizei: „Die Menschen halten sich jetzt vermehrt bei Unterständen auf, wenn es kälter wird. Sie sind mehr in Einkaufspassagen, Einkaufszentren und Lokalen.“ Und Torsten Bichler vom Bahnhofssozialdienst sagt, das Abmontieren der Bänke bewirke nur eine Verlagerung: „So lange es Armut in Salzburg gibt, werden Leute ihre Wege suchen, wie sie damit umgehen können.“

Beim Lokalaugenschein des ORF zeigte sich: Auf dem Südtiroler Platz sitzen nun weniger, dafür umso mehr ein paar Meter weiter - an den Bushaltestellen, bei Denkmälern und vor dem Hotel Europa.

Was sagen Stadtpolitiker?

Vizebürgermeister Harald Preuner (ÖVP) ist für die öffentliche Ordnung zuständig: „Uns geht es um Sicherheit. Und wir mussten im Sommer nach den vielen Vorfällen dringend handeln. Es war ein Gebot der Stunde, diese Anhäufung von so vielen unterschiedlichen Gruppen und den Zündstoff zu entfernen. Damit diese Gruppen sich auflösen. Das ist uns ganz gut gelungen.“

„Illegale Flüchtlinge lassen sich nicht registrieren“

Und Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer (SPÖ) sagt, im November werde ein Haus für Bettler mit 50 Notschlafplätzen eröffnet: „Da erwarten wir, dass Druck herausgenommen wird. Aber man kann nicht immer für alle alles ermöglichen. Was die illegalen Flüchtlinge betrifft, da haben wir keine Ahnung, wer das ist. Die wollen sich nicht registrieren lassen, weil sie wieder nach Deutschland zurück wollen."

Heftige Kritik der NEOS

Der Abbau der Sitzbänke beim Hauptbahnhof habe zu einer Verlagerung der sozialen Probleme geführt. Gleichzeitig seien auch Reisende und Behinderte um wichtige Sitzgelegenheiten gebracht worden, kritisiert NEOS-Klubobmann Sebastian Huber. Im Visier hat er den für Sicherheit zuständigen Vizebürgermeister Harald Preuner und spricht spricht von „altmodischer Law-and-Order-Politik‘ der städtischen ÖVP. Diese sei auch bei den Themen Bettler und Straßenprostitution längst gescheitert: „Preuner fällt zu sozialen Problemen schon seit Jahren nichts Anderes ein – außer das Ausgrenzen, Wegsperren und Verbieten.“ Huber fordert den massiven Einsatz von Sozialarbeitern bzw. Streetworkern, die auf Bettler, Obdachlose, Asylwerber und Migranten zugehen sollten.

Starke Polizeipräsenz bleibt

Vor dem Bahnhof gehört massive Polizeipräsenz mittlerweile zum Straßenbild. Es gibt viele Patrouillen. Und das soll auch so bleiben, sagt Michael Rausch, Sprecher der Exekutive: „Die Zahl der Delikte mit Suchtmitteln werden mehr. Auch bei Diebstählen und Ladendiebstählen sind Steigerungen erkennbar.“

Traurige Figuren werden dem Hauptbahnhof und dem Südtiroler Platz wohl erhalten bleiben - mindestens bis zum nächsten Jahr. Dann soll der Platz umgestaltet werden - wieder einmal. Wie dann eine dauerhafte Lösung aussehen soll oder könnte, dass ist bisher für viele noch nicht absehbar.

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Weiter Probleme beim Hauptbahnhof

ORF-Redakteur Tobias Pötzelsberger hat sich bei Stadtpolitikern erkundigt, wie sie die neue und alte Lage beurteilen.

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