Alpine Rettungstrage mit E-Motor

In Kleinarl (Pongau) hat ein Bergretter die klassische Einsatztrage für Verletzte zum High-Tech-Prototypen umfunktioniert. Das Transportrad ist elektrisch angetrieben und entlastet das Team. Zwei Mann reichen bei leichten Unfällen, wo früher schon mehr nötig waren.

Einzelteile von klassischen Bergrettungstragen sind in Fachkreisen seit Jahrzehnten bekannt und geschätzt: Universaltrage, zusammensteckbares Gestell aus Leichtmetall, dazu ein einfaches Fahrwerk mit leichtem Speichenrad, um zwischendurch im alpinen Gelände zur Entlastung auch rollen bzw. schieben zu können.

Zusatzteile ausschließlich von E-Fahrrädern

Neu beim Kleinarler Prototypen ist der Elektromotor für das Einrad unter dem Transportgestell.

Rettungstrage mit Elektromotor Bergrettung Bergretter

ORF

Die klassische Trage wird auf das fahrbare und nunmehr auch motorisierte Trage-Gestell (Vordergrund) gehoben

„Vom Prinzip her laufen Antrieb und Steuerung genau wie bei modernen E-Fahrrädern“, schildert Erfinder und Tüftler Rudi Schwarzenbacher, der schon lange ehrenamtlicher Bergrettungsmann ist: „Die Teile stammen ausschließlich von Elektrofahrrädern. Selbst die Federung besteht aus einer Gabel vom Fahrrad.“

Zusammengebaut ist alles ganz schnell. Die Radtrage mit E-Motor bewähre sich schon beim Transport der Ausrüstung auf den Berg, sagt Schwarzenbacher. Der Motor wird mittels Handsteuerung zugeschaltet und erleichtert dem Team den Aufstieg.

Sommer 2016 war Testphase

Bei der Ortsstelle Kleinarl des Österreichischen Bergrettungsdienstes (ÖBRD) gehört die neue Erfindung mittlerweile zur Standardausrüstung. Sie kommt zum Einsatz, wenn ein Hubschrauber wegen Schlechtwetters oder Dunkelheit nicht fliegen kann.

Auch klassische Wanderunfälle mit leichteren Verletzungen sind ein Anwendungsgebiet, schildert ÖBRD-Ortsstellenleiter Hans Schaidreiter: „80 Prozent unserer Sommereinsätze sind auf Wanderwegen nötig. Es sind meistens Kleinigkeiten wie Verletzungen am Sprunggelenk oder Zerrungen von Bändern. Wenn jemand aus eigener Kraft nicht mehr ins Tal gehen kann, dann ist das System perfekt.“

Zeit-, personalsparend für die Ehrenamtler

ORF-Lokalaugenschein mit Übung: Ein fiktiver Wanderer mit verstauchtem Knöchel wird erstversorgt. Die gute Federung und die Bremsen am Gestell der Trage ermöglichen den schonenden Abtransport, wie der Bergretter Lukas Aichhorn vorführt.

Das neue System spart nicht nur Kraft, sondern vor allem auch Ressourcen und Zeit, wie Ortsstellenleiter Schaidreiter erzählt: „Die meisten Wanderunfälle geschehen am frühen Nachmittag. Da ist es oft ganz schwierig, mehrere unserer Ehrenamtler aus ihren Jobs zum Einsatz zusammenzubringen. Mit dem neuen System reichen zwei Leute, die einen Einsatz sehr korrekt und gut abwickeln können. Bisher waren dazu mehr Leute nötig.“

Wer bringt System zur Marktreife?

Jetzt sucht Bergretter und Erfinder Schwarzenbacher einen Maschinenbaubetrieb oder eine ähnliche Firma, die seinen Prototypen weiter entwickelt, zur Marktreife führt und damit in Produktion geht. Interesse besteht schon bei anderen Ortsstellen und Landesleitungen der Bergrettung sowie anderen Einsatzorganisationen. Dazu kommen Private – wie Hüttenwirte, Almleute und Jäger, die ein wendiges Tragesystem mit Elektro-Antrieb auch zu schätzen wüssten.

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Industrieller Hersteller gesucht

ORF-Redakteurin Eva Brutmann hat sich in Kleinarl den Prototypen der neue Elektro-Trage genau angesehen.