Diskussion um Zwölf-Stunden-Arbeitstag

Der Zwölf-Stunden-Arbeitstag-Vorschlag von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hat zwischen Parteien, Wirtschaftskammer und Gewerkschaft eine Diskussion entfacht.

Neben den meisten Arbeitgebern würden sich auch immer mehr Arbeitnehmer einen Zwölf-Stunden-Arbeitstag wünschen, davon ist die Salzburger ÖVP überzeugt. Mit starren Arbeitszeitregeln würde Österreich international gesehen ins Hintertreffen geraten, sagte ÖVP-Landtagsabgeordneter und Touristiker Hans Scharfetter.

Scharfetter sprach sich klar für einen Zwölf-Stunden-Tag aus: „Wir stehen sehr positiv zu diesem Vorstoß, weil wir auch meinen, dass wir auch mehr Flexibilität brauchen. Wir haben ein zu enges Korsett, was unsere Arbeitszeitbestimmungen betrifft. Natürlich auch unter Berücksichtigung des Schutzgedankens des Arbeitsrechtes sehen wir, dass sich auch immer mehr Arbeitnehmer wünschen flexibler arbeiten zu können“, sagte Scharfetter.

ÖVP: Drei Tage Arbeit - zwei Tage Erholung

Landtagsabgeordneter Scharfetter könnte sich ein 3:2 Modell vorstellen. Er spricht von drei Tagen Arbeit und zwei Tagen Erholung. Vor allem in produzierenden Branchen und im Tourismus seien Arbeitgebern oft durch das Arbeitsrecht Grenzen gesetzt. Durch flexiblere Arbeitszeiten könnten Unternehmen hier saisonale Auftragsspitzen bewältigen, so Scharfetter.

SPÖ: Forderung komplett „realitätsbefreit“

Für Landes-SPÖ ist die Forderung der ÖVP „komplett realitätsbefreit“. Mit den Stunden, die für die die Fahrt von und zur Arbeit, zusätzlich zu den zwölf Stunden Arbeitszeit nötig sind, seien Pendler aus den Bezirken bis zu 16 Stunden täglich unterwegs, sagt der SPÖ-Verkehrssprecher, Gerd Brand aus St. Margarethen (Lungau): „Da wird kein Bus mehr fahren. Wie sollen die Pendler dann mit den Öffis heim kommen, wenn es jetzt bereits kaum mehr möglich ist?“

Bevor über die Ausweitung der Tagesarbeitszeiten nachgedacht werden könne, müssten zuerst einmal die Hausaufgaben bei der Verkehrsanbindung erledigt werden, so Brand: „Sonst wird der ländliche Bereich wirklich nur mehr zu einem Erholungsgebiet für die Städter. Denn am Land zu leben wird damit unmöglich gemacht.“

Gewerkschaft klar gegen Zwölf-Stunden-Tag

Gewerkschaftsvertreter sprechen sich klar gegen den Zwölf-Stunden-Tag aus. Österreich liege schon jetzt in puncto Arbeitszeit und Überstunden europaweit im Spitzenfeld. Gerald Forcher, Vorsitzender der Sozialdemokratischen Gewerkschaft befürchtete am Donnerstag, dass der Vorschlag nicht die Wettbewerbsfähigkeit erhöhe, sondern die Kosten senke. „Da muss man die Katze aus dem Sack lass und klar sagen, was man mit einem Zwölf-Stunden-Arbeitstag bezwecken will, nämlich sich die Überstunden Zuschläge ersparen“, sagt Forcher.

Forcher befürchtet, dass ein Zwölf-Stunden-Tag den Druck am Arbeitsmarkt verschärfen würde. „Mit einem Zwölf-Stunden-Tag wird man die Arbeitslosigkeit in Österreich und somit auch in Salzburg erhöhen“.

Die Arbeitgebervertretung wehrte sich am Donnerstag. Im neuen Modell würde es nicht um die Abgeltung von Überstunden gehen, vielmehr müsse man die teils veralteten österreichischen Arbeitszeitmodelle vereinfachen, betonte Helmut Eymannsberger von der Salzburger Wirtschaftskammer. "Alleine bei ein oder zwei Stunden Mehrarbeit gibt es derart viele Regeln, die berücksichtig werden müssen. Hier ist das Arbeitsrecht veraltet und kompliziert, sagte Eymannsberger.