Strom viel teurer ab 2017?

Ab 2017 könnte der Strompreis deutlich steigen - wegen der Auflösung der gemeinsamen Preiszone von Österreich und Deutschland. Das ist Thema einer Tagung der Energiekonzerne im Salzburger Kongresshaus. Ein deutscher Experte fordert die Rettung der Zone.

Steckdose

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Normgerechte Steckdose

Die heimische Energiewirtschaft kämpft - auch weil die gemeinsame Preiszone mit Deutschland neuerdings wackelt. Und ein künftig kleinerer Inlandsmarkt Österreichs könnte die Tarife in die Höhe treiben, sagt Wolfgang Anzengruber, Präsident des Netzwerkes „Energie Österreich“: „Unsere Berechnungen gehen von zehn bis 15 Prozent aus . In Extremsituationen könnten es bis 20 Prozent werden.“

Internationaler Vertrag ausgedient?

Erst vor zwei Jahren haben Österreich und Bayern in Kaprun (Pinzgau) einen Stromvertrag unterzeichnet - symbolträchtig auf der Staumauer des Kraftwerks Kaprun. Dieses Zusammenrücken bei der Energieversorgung ist aber nun wieder in Gefahr, sagt Anzengruber: „Die Liquidität der Stromflüsse über die Grenze wäre eingeschränkt, und große Projekte wären dann auch betroffen.“

Vielleicht ist die Zeit der großen Deals ohnehin vorbei. Schon in wenigen Jahren werden 75 Prozent der österreichischen Haushalte selbst Strom erzeugen. Der Kunde von einst wird zum Produzenten von morgen.

Deutscher Experte will Preiszone behalten

Für ein Beibehalten der gemeinsamen Strompreiszone von Österreich mit Deutschland hat sich bei dem Kongress am Mittwoch ein hochrangiger Vertreter der deutschen Energiebranche ausgesprochen. „Lieber die Niederlande dazu als Österreich raus“, sagt Stefan Kapferer, Hauptgeschäftsführer des deutschen Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Ziel sollte sein, dass Europa nicht kleinteiliger werde bei den Stromzonen, sondern größer.

„Zahlen müssen auf den Tisch“

In Deutschland werde das Preiszonen-Thema so diskutiert, dass eine Bewirtschaftung innerhalb Deutschlands komme, falls sie nicht - wie es bei einer Trennung nötig wäre - an der österreichischen Grenze komme. Anderseits müsse sich Österreich fragen, „was ist Ihnen diese gemeinsame Preiszone auch wert“, nämlich an Redispatchkosten, also Aufwendungen für das kraftwerksseitige Engpassmanagement-Maßnahmen zur Erhaltung der Stromnetzstabilität. Jetzt müssten einmal dazu die Zahlen auf den Tisch, so der deutsche Manager.

Kapferer war bis 2014 Staatssekretär im deutschen Wirtschaftsministerium, ehe er - nach einem kurzen Zwischenspiel bei der OECD als Vizegeneralsekretär - im Jänner 2016 zum Vorsitzenden der Hauptgeschäftsführung des BDEW berufen wurde.

Neue Geschäftsfelder für Konzerne

Die großen Stromversorger müssen umdenken und ihre Geschäftsfelder erweitern, sagt Leonhard Schitter, Vorstandssprecher der Salzburg AG: „Es ist möglich zum Beispiel, dass wir das Zuhause für den Kunden steuern: Energie, Wärme, Telekommunikation – alles aus einer Hand. Das wird immer stärker kommen.“ Angesichts der selbst erzeugten Sonnenergie auf immer mehr Häusern heißt das Schlagwort: „Demokratisierung der Stromversorgung“. Auch die dazu beitragen, dass die Klimaziele doch irgendwann vielleicht erreicht werden können.

„Mehr Markt, weniger Protektionismus“

Salzburg war und ist ein Land der Wasserkraft. Der weitere Ausbau ist ein wichtiges Ziel der Landesregierung - allerdings zu den gleichen Bedingungen wie Windkraft oder Sonnenenergie. Förderungen anzugleichen oder am besten überhaupt abzuschaffen, das ist dabei ein Wunsch der Politiker. Es soll insgesamt mehr der Markt regieren – also Angebot und Nachfrage.

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ORF-Redakteur Karl Kern hat sich beim Fachkongress der Energieversorger in Salzburg umgehört.

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