500 junge Flüchtlinge ohne Eltern in Salzburg

Rund 500 jugendliche Asylwerber, die ohne ihre Eltern geflüchtet sind, sind zur Zeit im Land Salzburg untergebracht. Doch nicht alle sind in einer jugendgerechten Unterkunft. Und mit 18. Geburtstag gibt es für einige große Probleme.

Von den 500 jugendlichen Flüchtlingen warten fast 180 Mädchen und Buben im Bundesquartier in Wals-Siezenheim auf die Zuteilung in eine jugendgerechte Unterkunft. Mehr als 300 werden bereits in zwölf Einrichtungen von fünf verschiedenen Organisationen betreut.

Die älteste dieser Einrichtungen ist das SOS-Clearing-House in Salzburg-Aigen, das zum SOS-Kinderdorf gehört und heuer sein 15-jähriges Bestehen feiert. Es ist die erste Einrichtung für jugendliche Flüchtlinge, die in Österreich entstand. 750 Teenager ohne Mutter und Vater wurden seither dort betreut. Das wichtigste Ziel ist es, Deutsch und die Tagesstrukturen zu lernen. Daher müssen die Jugendlichen auch in allen Bereichen des Hauses mitarbeiten: „Es ist auf jeden Fall eine sehr einfühlsame Arbeit notwendig - und trotzdem sehr klare Strukturen und sehr klare Vorgaben, was einfach die Pflichten sind, wenn man sich hier in Österreich integrieren will“, sagt Thomas Peneder vom SOS-Clearing-House.

Jugendliche Flüchtlinge mit Betreuerin

ORF

In Einrichtungen wie dem SOS-Clearing-House werden jugendliche Flüchtlinge betreut - aber nur bis zum 18. Geburtstag

Viele Positivbeispiele

Vielen Jugendlichen gelingt der Sprung in die Arbeitswelt, so wie Hassan Ali Chaddar aus Pakistan. Seit zwei Wochen arbeitet er fix als Fachsozialbetreuer im Haus für Senioren. Die Schule des Diakoniewerks beendete er als Jahrgangsbester. Zwei Jahre verbrachte er nach seiner fünf Monate langen Flucht im SOS-Clearing-House: „Was ich heute bin, bin ich wegen dem Clearing House“, sagt Chaddar. „Die haben mich wirklich damals richtig geleitet und sehr geholfen, dass ich meine Berufsausbildung geschafft habe.“ Sein Chef Egon Gartner ist ebenfalls sehr froh: „Wir sind immer auf der Suche nach guten Mitarbeitern - und der Hassan Ali ist ein sehr guter Mitarbeiter.“

Die jüngste, aber größte Einrichtung für minderjährige Flüchtlinge befindet sich in St. Gilgen (Flachgau). In dem Haus der Organisation „Rettet das Kind“ leben seit Jänner 66 Flüchtlingsburschen. Die Hauptaufgabe ist auch hier die Vorbereitung auf den österreichischen Arbeitsmarkt. Dazu gehören täglich zweieinhalb Stunden Deutsch-Unterricht - „aber auch, dass sie ein Leistungssystem sehen: Wenn ich mich bemühe, habe ich die Möglichkeit, etwas zu erreichen“, sagt Johannes Altmüller von ‚Rettet das Kind‘. „Integration muss dann im täglichen Leben, innerhalb der Gesellschaft, im Arbeitsleben stattfinden.“

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Jugendliche Flüchtlinge ohne Eltern

In Salzburg sind zur Zeit gut 500 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht. Über ihre Situation berichtet Romy Seidl.

Auszug aus Jugendquartier mit 18 als Einschnitt

Doch ein Hauptproblem: Sobald das Asylverfahren der einzelnen Jugendlichen abgeschlossen ist, müssen sie die Einrichtungen verlassen und in normale Flüchtlingsquartiere umsiedeln - spätestens aber, wenn sie 18 Jahre alt sind.

Für einige sei es schlimm, „wenn sie mit 18 alles verlieren, ihre gewohnte Umgebung, ihre Freunde, ihre Betreuung und in Großquartieren sind“, sagt Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt. „Dann dauert es wieder so lange, bis sie irgendwie wieder hineinkommen, dass sie Arbeit und eine Perspektive haben. Und das führt dazu, dass es manche Jugendliche, die ja auch traumatisiert sind, nicht schaffen. Für die fehlen einfach die Strukturen.“