NS-Künstler: Straßenschilder erneuert

In Salzburger Stadtteil Aigen sind die von Unbekannten beschmierten Schilder der Josef-Thorak-Straße entfernt und durch neue ersetzt worden. Unabhängig davon geht die Debatte um den nationalsozialistischen Künstler weiter, den „Lieblingsbildhauer Hitlers“.

Schilder der Thorak Straße ausgetauscht - nach Schmiererei

Gerald Lehner

Neues Straßenschild an der Ecke Baumbichlstraße

Es könnte sein, dass die neuen Schilder der Thorak-Straße ein gutes Jahr oder nur ein wenig länger verwendet werden.

2017 soll eine Kommission von Historikern gemeinsam mit dem Gemeinderat der Stadt entscheiden, ob die Straße einen neuen Namen bekommt. Das hat Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) vor vier Wochen dem ORF auf Anfrage mitgeteilt. Da ging es um die Frage, wie es mit den mit schwarzer Farbe übersprühten Straßenschildern nun weitergeht? Reinigen, dauerhaft abmontieren? Erneuern?

Wird 2017 umbenannt?

Schaden sprach sich für neue Schilder aus. Wenn sich die Stadt 2017 für eine Umbenennung der Straße entscheide, dann müssten natürlich wieder andere Schilder montiert werden, so Schaden. Josef Thorak sei mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit und seiner Rolle als Lieblingsbildhauer Hitlers aus seiner Sicht ein wahrscheinlicher Kandidat für eine Umbenennung, so der Bürgermeister: „Aber ich will der Expertenkommission nicht vorgreifen.“

120 Euro pro neuer Tafel

Für Straßenschilder ist in der Stadt Salzburg das Vermessungsamt zuständig. Neue Tafeln wie in der Thorak-Straße - Ecke Baumbichlstraße und Ecke Ziegeleistraße - kosten pro Stück rund 120 Euro, sagt Johannes Greifeneder, Sprecher der Stadt: „Wir haben im Stadtgebiet insgesamt ca. 3.000 Schilder und 1.150 Straßen. Pro Jahr muss das Vermessungsamt davon ungefähr 100 austauschen.“ Sie werden gestohlen oder beschädigt. Das Vermessungsamt ist auch für den städtischen Kataster und die Vergabe aller Hausnummern zuständig. Wenn neue Bauten entstehen, dann wird den Besitzern über dieses Amt auch die jeweilige Hausnummer auf einer genormten Blechtafel zugeschickt: „Wildwuchs wäre nicht gut. Die Verwaltung achtet bei Straßenschildern und Hausnummern auf ein einheitliches Bild“, sagt Greifeneder.

Bildergalerie:

Thorak als Held der Nazis

Nach jahrelanger Kritik an dieser Straßenbenennung der Stadt Salzburg aus dem Jahr 1963 hat es in Österreich in den vergangenen Wochen wieder eine intensivere Debatte über Josef Thorak gegeben, an der sich viele beteiligten. Auch im Ausland interessieren sich Fans von Salzburg, Nachfahren von NS-Opfern und Kunstschaffende für das Thema. Es geht dabei auch um die Frage, wie man mit dem „Erbe“ des fanatischen Nationalsozialisten Thorak im öffentlichen Raum von Salzburg umgehen soll. Immerhin stehen an verschiedenen Plätzen des Salzburger Zentrums auch monumentale Skulpturen von Hitlers Lieblingsbildhauer weiterhin unkommentiert in der Stadtlandschaft.

Kunstmarathon beim Schloss Mirabell

Der Salzburger Bildhauer, Künstler und Kunstpädagoge Bernhard Gwiggner, der auch an der Universität Mozarteum lehrt, beschäftigte sich bei einer wochenlangen Kunstaktion im Kurgarten mit Thorak und dem rechtsgerichteten Thorak-Kult, der seit Kriegsende von Fans des Künstlers international weiterhin gepflegt wird.

„Schmiererei schockiert mich“

Bildhauer Gwiggner sagte im Mai über die Schmierereien auf den Straßenschildern zum ORF: „Diese Tat schockiert mich. Ich lehne das ab, weil es das Problem nicht löst. Mein Vorschlag ist die Umbenennung der Straße - am besten nach einer Salzburger Widerstandskämpferin, die im Nationalsozialismus umgekommen ist. Ich bin auch für ein Zusatzschild, auf dem der bisherige Name der Straße erläutert wird. Es sollte sichergestellt sein, dass Geschichte nicht einfach weggelöscht oder übersprüht werden kann. Das ist das Gegenteil von Geschichtsbewusstsein.“

Bürgerliste für Umbenennung

Gemeindevertreterin Ingeborg Haller von der Salzburger Bürgerliste ist der Ansicht, die Straße müsse endlich umbenannt werden. Und Thoraks Skulpturen im Kurgarten beim Schloss Mirabell sollten zumindest mit Erklärungstafeln ausgestattet werden, sagte sie dem ORF.

Neues Buch mit Historikerinnen

Ende Mai wurde im Salzburg Museum dazu auch Gwiggners neues Buch „Josef Thorak. Hitlers Lieblingsbildhauer und sein Bezug zu Salzburg“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Es ist im Salzburger Verlag „Edition Tandem“ erschienen und dokumentiert Gwiggners künstlerische Arbeiten, die sich seit vielen Jahren kritisch mit Thoraks monumentaler Ideologie auseinandersetzen. Texte haben die Salzburger Historikerinnen Susanne Rolinek und Hildegard Fraueneder beigesteuert.

Umbenennung zu Ehren von Helene Taussig?

Die Malerin Konstanze Sailer machte schon vor Monaten zur möglichen Umbenennung der Straße den Vorschlag, statt Thorak sollte künftig der Name der Salzburger Künstlerin Helene Taussig auf den Schildern stehen. Diese wurde von den Nazis verfolgt und ermordet.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

Links: