Kulturgeschichte des „Stillen Örtchens“

Töpfchen, Abort, Latrine, Toilette, Klosett, WC, Locus oder „Häusl“ - Für das „stille Örtchen“ gibt es viele Begriffe. Eine Sonderausstellung der Walser Bachschmiede (Flachgau) widmet sich derzeit der Kulturgeschichte des Klos.

Wer heutzutage mit Selbstverständlichkeit die Wasserspülung seiner Toilette betätigt, bedenkt nicht, dass dieser Luxus noch vor Jahrzehnten nur äußerst wohlhabenden Menschen vorbehalten war. Weniger betuchte Menschen mussten sich mit Plumpsklos oder Leibstühlen behelfen, erzählt Kustos Bernhard Robotka aus der Bachschmiede.

Klo-Ausstellung

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Leibstuhl mit Geruchsverschluss

Wasserspülung war nur für Reiche leistbar

Ein Prunkstück der Ausstellung „Stille Orte, stille Zeugen“ ist ein Leibstuhl aus dem Jahr 1905 mit speziellem Druckverschluss gegen Geruchsentwicklung. Besonders repräsentativ als Möbelstück eine hölzerne Zimmertoilette von 1870. Dieses stille Örtchen hatte damals bereits eine Wasserspülung eingebaut, sagt Robotka.

Klo-Ausstellung

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Repräsentative Möbeltoilette

Prächtige handgeformte Keramik-„Töpfe“

Außerdem sind luxuriöse Beispiele der ersten Wasserklosetts zu sehen, sie konnte sich nur die feine Gesellschaft leisten, und waren entsprechend aufwendig ausgeführt. So dürfte eine besonders prächtige, handgeformte und -bemalte Keramiktoilette von 1895 mit der Aufschrift „Nautilus“ von Jules Vernes’ Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“ inspiriert worden sein, sagt Robotka.

Leibschüssel für extralange Predigten

Ein skuriles Stück der Ausstellung ist ein besonderes Uringefäß aus der Zeit des französischen Königs, Ludwig des XIV.. Dieses sogenannte „Bourdalou“ ist der weiblichen Anatomie angepasst und wurde angeblich von Frauen, im Muff versteckt, in die Kirche geschmuggelt, um den besonders hinreißenden aber extrem langatmigen Predigten des Pater Bourdalou unterbrechungsfrei lauschen zu können, erklärt Robotka den Ausstellungsbesuchern.

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Bourdalou aus Frankreich

Toilettenbilder aus aller Welt

Fotografien von öffentlichen Toilettanlagen runden die Sonderausstellung ab. „Öffentliche Toiletten in aller Welt sind sehr unterschiedlich und spannend. Wenn andere Sehenswürdigkeiten fotografieren, habe ich die Toiletten gesucht und fotografiert“, sagt dazu Künstlerin und Fotografin Sonja Brandl aus Obertrum (Flachgau). Die Ausstellung im Kulturzentrum Bachschmiede ist bis Ende November zu sehen.

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WC-Kulturgeschichte in der Bachschmiede

Die Sonderschau in der Bachschmiede zeigt eine Fülle kurioser und skuriler Klo-Kleinode vergangener Jahrhunderte.