Salzburger gewinnt Everest-Marathon

Peter Lippert
Amon vor dem 7.161 Meter hohen Pumo Ri, einem westlichen Nachbarn von Everest und Lhotse
Dieses Rennen ist auch für sehr erfahrene Berg- und Trailläufer eine große Herausforderung. Es verläuft zwischen 5.400 Metern und 3.400 Seehöhe in wildem Auf und Ab von Gletschermoränen, Almen, Bachgräben und Flusstälern mit entsprechend dünner Luft. Schon beim Anmarsch zum Start im höchsten Teil der Strecke ist es für viele Extremsportler mental ein Geduldspiel, möglichst langsam bzw. gemächlich in nicht zu langen Etappen aufzusteigen. Nur so ist eine gute Akklimatisierung möglich. Andernfalls drohen heftiges Kopfweh, Höhenkrankheit bzw. Lungen- oder Hirnödeme - völlig unabhängig vom Trainingszustand. Erst wenn man akklimatisiert ist, kann man in diesen Seehöhen auch laufen, ohne Gesundheit oder Leben zu riskieren.
Bericht in ORF Radio Salzburg, 3. Juni 2016
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Höhe: Eigene Wertung für Ausländer
Der Sieg des Salzburger Extrembergsteigers und Bergretters Markus Amon aus Maishofen (Pinzgau) bezieht sich auf die Wertung für Ausländer. Die Rennleitung im Everestgebiet misst deren Zeiten in einer eigenen Kategorie des Teilnehmerfeldes. Das hat medizinisch-physiologische Gründe und soll faire Bedingungen herstellen. Einheimische Bewohner des Himalaya sind nämlich wegen ihrer - beim kleinen Bergvolk der Sherpas auch genetisch bedingten - hervorragenden Anpassung an große Seehöhen körperlich im Vorteil. Das hängt mit der Sauerstoffsättigung des Blutes bzw. Anzahl der roten Blutkörperchen zusammen, unabhängig vom Training.
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Fünfter im Gesamtklassement
Vor dem Salzburger kamen nach der 62 Kilometer langen Ultra-Strecke nur die nepalesischen Bergläufer Tirtha Bahadur Tamang (Siegerzeit: 6.36.13 Stunden), Puma Tamang und DB Kulung ins Ziel. Amon hatte als bester Ausländer und Fünfter im Gesamtklassement eine Zeit von 8.35 Stunden und freut sich entsprechend. Er ließ damit Durgaraj Budha, einen Extremsportler aus Nepal, und elf bestens trainierte Ausländer hinter sich. Hinter Budha folgen die Briten Michael Collins und Robin John Wilmott sowie der Pole Michal Gawron.
Auch auf 42er-Strecke: Nur Nepali ganz vorne
Auch auf der „normalen“ Strecke über 42,195 Kilometer und 2.780 Höhenmeter im Anstieg stammen die Siegertrios bei Männern und Frauen komplett aus Nepal. Nur beim Halbmarathon schaffte es die Australierin Dominique Hopkins in der Gesamtwertung aller auf den zweiten Platz vor der Inderin Roshani Rai. Brigitta Linzbichler wurde Achte im Halbmarathon. Sie und Amon waren die einzigen Österreicher im insgesamt großen Teilnehmerfeld.
Die Ausländerwertung auf der 42-Kilometer-Strecke gewann der Pole Robert Celenski vor dem Franzosen Fabrice Kah. Dritter: Joseph Wynes, Australien. Vor Celenski liegen fünf, vor Kah zehn und vor Wynes 15 Läufer aus Nepal.

Gerald Lehner
Everest (links) und Lhotse, aufgenommen von einem namenlosen Sechstausender zwischen Gokyo- und Thametal
Start beim Everest-Basislager
Der Marathonbewerb im Hochland südwestlich und südlich des Mount Everest findet im oberen Teil der berühmten Region Khumbu statt. Das ist der zentrale Teil der Hochtäler im Hauptkamm des Himalaya, die auf nepalesischer Seite vom Alm- und Bergbauernvolk der Sherpas bewohnt und bewirtschaftet werden. Der Start des Rennens erfolgt auf 5.364 Metern beim Basislager der Everest-Expeditionen unterhalb des Khumbu-Eisbruches, über den für die potenziellen Gipfelgeher die Normalroute ins Western Cwm (Tal des Schweigens) verläuft.
Höhepunkt vor Sommermonsun
Die Marathonstrecke dagegen führt talauswärts nach Süden an den Almdörfern Lobuche, Thukla, Bibre, Shomare, Pangboche und Phortse vorbei. Für die 62er-Extrem-Variante steigt die Strecke dann über ca. 700 Höhenmeter in Richtung Gokyo-Tal, das am Ende zur Südwand des 8.188 Meter hohen Cho Oyu führen würde, dem westlichen Nachbarn des Everest.

Gerald Lehner
Cho Oyu, Südwand
Beim Dorf Nha La auf 4.440 Metern wartet auf die Läufer der letzte Wendepunkt - wieder talauswärts in Richtung der Almdörfer Dole, Khumjung und nach Namche Bazar, dem wirtschaftlichen Hauptort des Sherpalandes. Hier befindet sich auch das Ziel für 42 und 62 Kilometer.
Der Everest-Marathon ist zum Abschluss der Achttausendersaison im Frühling - vor dem Sommermonsun - ein Höhepunkt zum Feiern auch für die lokale Bevölkerung. Erst im Herbst blüht dann das Geschäft mit den Höhenbergsteigern wieder.
Biografisches
Markus Amon verdient sich sein Brot als staatlich geprüfter Berg- und Skiführer und professioneller Flugretter. Daneben engagiert er sich seit langem in der ehrenamtlichen Salzburger Bergrettung, Ortsstelle Kaprun. Im Hauptberuf ist er als bundesweit leitender Flugretter bzw. „Technical Operations Manager“ der ÖAMTC-Flugrettung in den Christophorus-Zentralen Wien und Innsbruck stationiert. Er hat mehrere Achttausender und andere hohe Berge bestiegen, bevorzugt mit Ski und Speed.
Teamwork und Tour vor dem Rennen
Beim Everest-Marathon wurde Amon von seinem Bergführer- und Bergrettungskameraden Peter Lippert aus der Wolfgangsee-Region und einigen Freunden betreut und versorgt. Diese warteten an den Labestationen mit höhen- und laufverträglicher Nahrung und Getränk. In der Woche vor dem Rennen war die Gruppe auf einer Trekkingtour und bestieg gemeinsam einige leichte Fünftausender. Das ermöglichte dem Läufer eine gute Höhenanpassung für den Marathon.
Gerald Lehner, salzburg.ORF.at