Mateschitz: Betriebsratsidee „nicht dienlich“

Rund um die angekündigte Schließung von Servus TV hat es Dienstagnachmittag eine Stellungnahme von Gründer Dietrich Mateschitz gegeben. Die Idee zur Schaffung eines Betriebsrats „sei nicht gerade dienlich gewesen“, erklärte der Red Bull-Chef.

Medien kolportierten am Dienstag Gerüchte, dass eine mögliche Betriebsratsgründung Grund für die Schließung gewesen wäre. Am Nachmittag meldete sich dann auch der Chef persönlich. In einem Statement an die Austria Presse Agentur (APA) erklärte Mateschitz: „Dass diese Vorgehensweise bei der Entscheidung in der aktuellen Situation nicht gerade dienlich war, ist evident“.

„Unabhängigkeit, Eigenständigkeit und Unbeeinflussbarkeit insbesondere durch politische Parteien, egal welcher Richtung, war von Anfang an ein tragender Pfeiler von Servus TV. Die Betriebsratsgründung hätte diese Werte insbesondere durch die Art und Weise ihres Zustandekommens – anonym, unterstützt von Gewerkschaft und Arbeiterkammer – nachhaltig beschädigt." Das erklärte der Red-Bull Chef in seinem Statement.

Mitarbeiter-Brief: „Brauchen keinen Betriebsrat“

Über 200 Mitarbeiter des vor dem Aus stehenden Fernsehsenders Servus TV unterschrieben noch am Dienstag einen offenen Brief, in dem sie sich gegen einen Betriebsrat aussprechen. „Die anonyme Umfrage über die mögliche Gründung eines Betriebsrates unterstützen wir - und das ist die überwältigende Mehrheit aller Mitarbeiter von ServusTV - ausdrücklich nicht“, heißt es in dem der APA vorliegenden Schreiben.

„Wir wollen und brauchen keinen Betriebsrat“, hielten die Mitarbeiter fest. „Darüber hinaus verbitten wir uns ausdrücklich jedwede (auch gewerkschaftliche) Einmischung und Stellungnahme von außen.“ Ihnen sei kein Unternehmen bekannt, das einen derart sozialen und loyalen Umgang mit seinen Mitarbeitern pflegt, wie Servus TV bzw. Red Bull. „Es gebe zudem mehrere Hinweise, dass die anonyme Initiative womöglich von außerhalb des Unternehmens angestoßen wurde.“

Zu hören war von einem Rund-Mail, in dem eine Abstimmung über einen Betriebsrat vorschlagen worden sei. Dieses sei von einer externen Mail-Adresse gekommen und habe Mateschitz empört, schrieb die APA in einer Aussendung.

Gewerkschaft „fassungslos und entsetzt“

Noch am Dienstagvormittag hielt die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) die Betriebsratsgründung nicht für den Grund. Nach dem Statement von Mateschitz sagte Gewerkschaftsvorsitzender Gerald Forcher, dass man „fassungslos und entsetzt“ sei. "Das hätten wir nicht gedacht. Mateschitz macht seinen Mitarbeitern das zum Vorwurf, was in Österreich zur Normalität gehört.

Die Gewerkschaft wies auch alle Vorwürfe zurück, wonach eine allfällige Betriebsratswahl bei Servus TV von außen gesteuert worden wäre. Weder Gewerkschaft noch Arbeiterkammer initiieren von außen eine Einflussnahme in einen Betrieb. Das sei Sache der Beschäftigten, erklärten Forcher und AK-Präsident Siegfried Pichler. Jedenfalls können die betroffenen Mitarbeiter mit der vollen Unterstützung der Gewerkschaft und der Arbeiterkammer rechnen. Man fordere auch einen Sozialplan.

Konsequenzen für 264 Mitarbeiter

Nach der Information über die Einstellung von Servus TV sollen sich am Dienstag zwei Dutzend Betroffene vor dem Gebäude des Senders teils mit Tränen in den Augen in die Arme gefallen sein, berichtete die APA. Viele Mitarbeiter wie Redakteure, Moderatoren und Nachrichtensprecher stünden nun vor dem Nichts, einige hätten für ihren Job bei Servus TV ihre Zelte im In- und Ausland - vor allem Deutschland - abgebrochen und seien mit ihren Familien nach Salzburg gezogen, wurde erzählt. Auch zugebuchte Produktionsfirmen und Leiharbeiter stünden nun mit leeren Händen da.

Quoten als Problem

Bei den die Quoten kam Servus TV nie so richtig vom Fleck. 2012 übersprang man erstmals die Ein-Prozent-Marke beim Marktanteil (Zielgruppe ab zwölf) auf 1,2 Prozent. 2013 und 2014 waren es 1,5 Prozent und 2015 1,7 Prozent. Über 2 Prozent im Monatsschnitt gab’s nicht allzu oft - etwa, wenn Felix Baumgarter für Red Bull aus dem Weltall auf die Erde sprang.

Ob das reichte, um Red-Bull-Chef Mateschitz zufriedenzustellen, bezweifelte so mancher, öffentliche Äußerungen dazu gab es nicht. Denn Redseligkeit ist seine Sache bekanntlich nicht, er lässt sich nie in die Karten schauen, was die Strategien für sein mittlerweile weitverzweigtes Imperium angeht. Dass er auch schon mal spontan agiert, ist allerdings auch bekannt. Und so kann - bis es vielleicht doch ein Statement gibt - die Branche wohl nur mutmaßen, wann und warum er „Servus“ zu Servus TV sagte.

Auch Politik bestürzt über das Ende

Medienbranche und Politik nahmen am Dienstag gleichermaßen bestürzt das angekündigte Aus für Servus zur Kenntnis. RTR-Medienchef Alfred Grinschgl sprach von einem Verlust, der Verband Österreicher Privatsender sah ein „Alarmsignal“ für die Medienpolitik. Die Mediensprecher von SPÖ und ÖVP äußerten Bedauern, die Opposition forderte Reformen bei der Rundfunk-Finanzierung. Franz C. Bauer, Präsident der Journalistengewerkschaft, sah die Politik gefordert, die Medienförderung aufzustocken und an Qualitätskriterien zu orientieren, „sonst droht Österreich zur Medienwüste zu verkommen“.

Am Dienstagvormittag gab das Unternehmen überraschend bekannt, 2016 noch den Betrieb von „Servus TV“ einzustellen. 264 Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen. Mehr dazu in: Aus für „Servus TV“: 264 Jobs weg (salzburg.ORF.at; 3.5.2016)