NS-Raub: Morisot-Bild zurückgegeben

Ein von den Nazis geraubtes Bild ist Mittwoch den rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben worden. 1977 hatte Galerist Friedrich Welz das Werk der Malerin Berthe Morisot für das Rupertinum ersteigert. Es war Raubkunst, fand die Expertin Susanne Rolinek heraus.

Das Werk „Jeanne Pontillon à la capeline“ stammt aus dem Jahr 1884 und gehörte ursprünglich der Familie David-Weill in Frankreich. Die Nationalsozialisten beschlagnahmten bzw. stahlen das Bild nach der Invasion Frankreichs im Jahr 1940. 1977 hat der Salzburger Galerist Friedrich Welz das Bild für das landeseigene Kunstmuseum „Rupertinum“ ersteigert.

Bild von Berthe Morisot  Restitution Provenienz Provenienzforschung Susanne Rolinek Salzburg Museum

ORF

Impressionistische Pastellzeichnung

Salzburgerin forschte genau

2009 identifizierte die Salzburger Provenienzforscherin und Historiker Susanne Rolinek das Bild mit einer umfangreichen Studie zweifelsfrei als Raubkunst. Nach fast 40 Jahren wurde das Bild am Mittwoch seinen rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben. Der für Kunst und Kultur zuständige Landesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) sagt, es habe so lange gedauert, weil die Erben gesucht werden mussten: „Das war sehr kompliziert. Es gibt 20 verschiedene Erben auf drei verschiedene Länder verteilt.“

Lob der Erben: „Durchaus seltener Fall“

Die französische Galeristin Elizabeth Royer-Grimblat ist als Vertreterin der französischen Erbengemeinschaft nach Salzburg zur feierlichen Übergabe gekommen:

Susanne Rolinek Historikerin und Proveninenzforscherin im Salzburg Museum

privat

Expertin Susanne Rolinek

„In diesem Fall hat das Land Salzburg entschieden, ein Bild von sich aus den rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben. Das ist ein durchaus seltener Fall, denn sehr oft müssen sich rechtmäßige Besitzer selbst in Museen auf die Suche nach ihren geraubten Bildern machen."

Den heutigen Wert des Bildes beziffern Experten mit 50.000 bis 80.000 Euro. Was die Besitzer nun mit dem Bild machen, das ist derzeit noch offen.

Land: „Keine rechtliche Verpflichtung“

Die Mitglieder der Salzburger Landesregierung fühlten sich nach den genauen Nachforschungen „aus moralischen und historischen Gründen verpflichtet“, das Bild zurückzugeben, wurde im vergangenen Jänner von der Politik der Öffentlichkeit mitgeteilt. Es liege ganz klar in der Verantwortung der Politik, „den Opfern von damals die Würde von heute zurückzugeben“ - auch wenn keine rechtliche Verpflichtung bestehe, hieß es damals in einer Aussendung der Landesregierung.

Forschungen schon bei Klimt-Rückgabe

Historikerin Susanne Rolinek war mit ihren Recherchen schon vor Jahren an einer der größten Aktionen zur Rückgabe von NS-Raubkunst als Provenienzforscherin beteiligt: Das Gemälde „Litzlberg am Attersee“ von Gustav Klimt, das lange im Salzburger Museum der Moderne zu sehen war, ist im November 2011 von den rechtmäßigen Erben in New York für 30 Mio. Euro versteigert worden - mehr dazu in salzburg.ORF.at (30.11.2011)

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Applaus beim Festakt

ORF-Redakteur Gerhard Jäger war bei der feierlichen Rückgabe des Morisot-Bildes an die französischen Erben dabei.

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