Salzburg 200 Jahre bei Österreich

Vor 200 Jahren, im April 1816, ist der Münchner Vertrag unterschrieben worden. Er schlug den Großteil des früher unabhängigen Staates Salzburg dem Habsburger-Reich zu.

Sven Eric Bechtolf bei Festrede 200 Jahre Salzburg bei Österreich

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Bechtolf bei seiner Festrede

1816 war nicht nur für Salzburg eines der turbulentesten Jahre der Geschichte. In vielen Regionen der Erde galt es damals, große Krisen zu bewältigen. So brachte auch der Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora das weltweite Klima komplett durcheinander. Der Sommer fiel wegen der Aschewolken praktisch aus. Klimawandel war schon damals und noch früher mehrfach ein heißes Thema; mit teils viel stärkeren Auswirkungen als heute.

Napoleons Nachwehen änderten alles

Das Fürsterzbistum Salzburg war zuvor über viele Jahrhunderte ein unabhängiger Kirchenstaat des Katholizismus im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Dann änderte die Schlacht auf dem Walserfeld unweit der Landeshauptstadt alles. Drei Tage lang kämpften im Dezember 1800 staatsfremde kaiserliche Truppen Österreichs gegen die von Napoleon aus Frankreich. An die 22.000 Männer fielen insgesamt, die französische Seite siegte. Auch politisch veränderte sich dadurch für Salzburg alles.

Hoher Göll Salzburg Hohensalzburg Altstadt Festung Mönchsberg Festungsberg Tennengebirge

Gerald Lehner

Stadt mit Festung Hohensalzburg, Tennengebirge und dem Hohen Göll, dem riesigen Grenzmassiv zu Bayern. Ab 1816 war dann Linz die neue Landeshauptstadt von Salzburg

Den mit Paris verbündeten Bayern zugeschlagen

Salzburgs letzter klerikaler Regierungschef, Fürsterzbischof Hieronymus von Colloredo, flüchtete nach Wien. Die von Aufklärung, Säkularisierung und imperialer Ausdehnung getriebenen Franzosen besetzten das kleine Land. Es wurde 1803 zum Kurfürstentum umfunktioniert und 1810 den mit Paris verbündeten Bayern zugeschlagen.

Habsburger machen Linz zur Landeshauptstadt

Im April 1816 einigten sich Österreichs Habsburger mit den bayrischen Wittelsbachern auf den Vertrag von München. Dadurch wurden Stadt und Land Salzburg ein Teil von Oberösterreich. Linz war nun neben der übergeordneten Reichszentrale Wien die neue Landeshauptstadt auch für Salzburg. Diese Entwicklung schockierte viele Bewohner - neben der weiteren Ausplünderung von Kunstwerken durch fremde bzw. neue Mächte seit Napoleons Untergang.

Das einst stolze Salz-, Gold- und alpine Transitland wurde von Linz aus verwaltungsmäßig zur Peripherie und tiefsten Provinz gemacht, fiel auch wirtschaftlich stark zurück und versank jahrzehntelang in politischer Bedeutungslosigkeit.

Jubiläum als Grund zum Feiern

Diese Entwicklungen waren damals kein Grund zum Jubeln. Heute, 200 Jahre später, wird das Jubiläum gut gefeiert. Der Darmstädter Theatermann Sven-Eric Bechtolf, künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele, hielt dazu bei einem Festakt Mitte April die Festrede. Er sprach von seinen Zweifeln an Geschichte als Idee einer Entwicklung und Sinngebung und befasste sich mit der Frage, was der Begriff „Heimat“ noch bedeuten könne.

„Kunst spannt sich über Geschichte“

So kam Bechtolf auch zu seinem eigenen Fachgebiet, der Kunst. Von dieser glaubten viele, sie sei die wertvollste Leistung des Menschen. Bechtolf schreibt ihr eine gewisse versöhnende Kraft zu: „Ich stelle mir vor, dass die Kunst die Seele der Geschichte ist. Sie spannt sich sinngebend über die Gestürzten und uns, die noch Stürzenden.“ Salzburg sei dank den Festspielen ein besonders beseelter Ort, sagte er.

Bundespräsident Heinz Fischer 200 Jahre Salzburg bei Österreich

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Auch Bundespräsident Heinz Fischer hielt als scheidendes Staatsoberhaupt eine seiner letzten Reden bei dem Festakt

Haslauer für mehr regionalen Selbstwert

Vergleichsweise profaner hatten zuvor österreichische und bayrische Politiker das Land Salzburg als eine Region von Frieden, Schönheit und Wohlstand gerühmt. Und Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) sprach sich für ein Selbstwertgefühl aus, das den Menschen, ihren Ressourcen und Errungenschaften der Region entgegengebracht werden solle.

Eva Halus, Gerald Lehner - ORF Salzburg