Kritik an Waffengutachten für Burschenschafter

Ein Facebook-Posting der schlagenden Salzburger Burschenschaft Gothia sorgt bei den Grünen für Kritik. Demnach sollen 16 Burschenschafter in privaten Räumen der Verbindung kürzlich die waffenpsychologischen Tests zur Erlangung der Waffenbesitzkarte abgelegt haben.

Dass solche Tests für psychologisch-behördliche Gutachten in Privaträumen stattfinden, das sei zwar theoretisch möglich, allerdings keinesfalls gängige Praxis, heißt es von behördlich beeideten Sachverständigen und Psychologen.

Nahverhältnis zwischen Prüfer und Prüflingen?

„Die Ergebnisse wurden dieser Tage allen Prüflingen zugesandt und aus verlässlicher Quelle haben wir erfahren, dass alle bestanden haben“, heißt es in dem Facebook-Posting vom 9. April. Für den grünen Salzburger Landtagsabgeordneten Simon Hofbauer deutet das auf ein Naheverhältnis zwischen dem Gutachter und der Burschenschaft hin: „Es ist schon bemerkenswert, dass solche waffenpsychologische Gutachten offensichtlich quasi am Fließband in den Räumlichkeiten einer rechtsextremen Burschenschaft erstellt werden.“

Grüne sehen Gefälligkeitsgutachten

Schenke man der Darstellung der Gothia glauben, so müsse die Frage gestellt werden, ob es sich hier um Gefälligkeitsgutachten handelt, sagte Hofbauer. „Die zuständigen Behörden sind aufgerufen, alle Gutachten umgehend zu prüfen“, so Hofbauer. Die Waffenbesitzkarte berechtigt zum Erwerb und Besitz von genehmigungspflichtigen Faustfeuerwaffen oder halbautomatischen Langwaffen. Antragsteller müssen eine Verlässlichkeitsprüfung ablegen.

„Kontakte zu Rechtsextremen“

„Es wäre mehr als fahrlässig einfach zuzusehen, wie sich derartige rechtsextreme Gruppierungen bewaffnen. Waffenbesitzkarten haben in den Händen von Burschenschaftern mit großdeutschen Fantasien, die von der ‚guten alten Zeit‘ schwadronieren und damit Hitler-Deutschland meinen, nichts verloren“, sagte Hofbauer. Die Gothia sei in Salzburg das einzige Mitglied der Deutschen Burschenschaft (DB), die intensive Kontakte zu rechtsextremen Gruppen und Personen pflege.

Dass Gutachter ihre Untersuchungen außer Haus machen, sei theoretisch möglich, hieß es auf APA-Anfrage bei der Salzburger Polizei: „Gutachten müssen aber immer einzeln, nicht in der Gruppe erstellt werden.“ Für das Waffenamt in der Stadt Salzburg oder den Bezirkshauptmannschaften am Land sei aber in erster Linie wichtig, dass Antragsteller ein Gutachten vorweisen können. „Wie es erlangt wurde, wird nicht geprüft“, sagt dazu eine Polizeisprecherin.

„Tests außerhalb der Praxis unüblich“

Ein APA-Rundruf bei mehreren für waffenpsychologische Untersuchungen eingetragenen Psychologen zeichnete am Donnerstag ein klares Bild. Es sei in der Regel unüblich, Tests außerhalb der eigenen Praxis oder den eigenen Räumlichkeiten durchzuführen, hieß es unisono. Wenn überhaupt, werden neutrale Räumlichkeiten verwendet.

Eine waffenpsychologische Untersuchung dauert etwa zwei Stunden und kostet - gesetzlich geregelt - rund 283 Euro brutto. Sie besteht aus einem persönlichen Gespräch und aus der Kombination mehrerer Persönlichkeitstests, üblicherweise zu Aggression und Verlässlichkeit. Die Psychologen sind gegenüber der Behörde zur Verschwiegenheit verpflichtet. In Internetforen kursieren zahlreiche Einträge, an welchen Gutachter man sich wenden muss, um den Test am wahrscheinlichsten zu bestehen.

Stellungnahme der Burschenschaft

Bei der 1888 gegründeten Gothia versteht man die Aufregung nicht. „Die Facebook-Seite ist keine offizielle Seite der Verbindung. Bei den waffenpsychologischen Gutachten hat es sich um eine private Veranstaltung gehandelt, die in den Räumlichkeiten der Verbindung stattgefunden hat“, hieß es auf APA-Anfrage. Teilgenommen hätten Mitglieder und Freunde der Verbindung.