Ernährung: Trend zum „Flexitarier“

Immer mehr Österreicher werden „Flexitarier“. Das geht aus dem Ernährungsbericht des Instituts für Ernährungswissenschaften in Wien hervor. Sie essen zeitweise vegetarisch und verzichten immer öfter und immer länger auf Fleisch.

Rund 800.000 Österreicher ernähren sich vegetarisch, 80.000 von ihnen sind vegan, verzichten also ganz auf tierische Produkte. Immerhin 2,3 Millionen versuchen derzeit bereits, ihren Fleischkonsum zu senken.

Das kleine Lokal ‚The Green Garden‘ in Salzburg-Nonntal bietet ausschließlich vegetarische oder vegane Gerichte an. Die Gäste wissen das zu schätzen, auch wenn sie sonst nicht völlig auf Fleisch verzichten, sagt Janine Werth, Unternehmensberaterin aus Ulm (Deutschland). „Der Verzicht auf Fleisch ist sicher nicht der einzige Weg zu einer gesunden Ernährung. Ich plädiere eher für das Motto: Von jedem etwas.“

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Immer mehr Österreicher werden zu Flexitariern

„Ich esse pro Woche an zwei Tagen Fisch und an zwei Tagen vegetarisch. Vor allem schlafe ich dadurch einfach besser“, sagt hingegen Arthur Segur, Immobilienkaufmann aus der Stadt Salzburg. Und Barbara Storims, Sozialarbeiterin aus Salzburg ergänzt. „Ich glaube, es wäre am besten, wenn wir es wieder so machen wie einst unsere Eltern, nämlich, zum Beispiel nur am Wochenende Fleisch zu essen, um den derzeit hohen Fleischkonsum zu reduzieren.“

Kein Restaurant mehr ohne fleischlose Speisen

Julia Platzer, Chefin des Restaurants „Green Garden“, lebt und kocht streng vegetarisch. Ihr sei aber klar, dass dies für die meisten ihrer Gäste eben nicht gelte, sagt Platzer. „Von unseren Gästen sind etwa 80 Prozent Flexitarier. Sie legen sehr viel Wert auf Qualität und essen zum Beispiel je einmal pro Woche Fleisch bzw. Fisch, die restliche Woche jedoch fast nur Gemüse.“

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In der heimischen Gastronomie ist inzwischen kein Lokal ohne fleischlose Speisen mehr zu finden. Auch veganes Essen, das gänzlich tierfrei zubereitet wird, gilt nicht mehr als Seltenheit. Der Trend zum Flexitarier ist also offenbar nicht mehr aufzuhalten. Dem trägt auch die Lebensmittel-Industrie Rechnung: Österreichs größter Einzelhändler, der Spar-Konzern mit Zentrale in Salzburg, baut sein Sortiment für vegane und vegetarische Produkte massiv aus, bestätigt Spar-Sprecher Lukas Sövegjarto. „Der Konsum an Billig-Fleisch geht zurück. Die Kunden achten auf Qualität. Sie essen vielleicht etwas weniger Fleisch, dafür jedoch hochwertigeres.“

Österreicher essen noch immer zu viel Fleisch

Allerdings wird in Österreich noch immer deutlich zu viel Fleisch gegessen, wie die jüngste Erhebung beweist: Die Österreicher essen im Schnitt 65,2 Kilogramm Fleisch pro Jahr, das ist immerhin mehr als ein Kilo pro Woche. Am mit Abstand beliebtesten ist Schweinefleisch, dann folgen Geflügel und Rind. Bei der Gebietskrankenkasse versucht man dem entgegenzuwirken und empfiehlt Fleischessern eine flexitarische Lebensweise, sagt Gabriele Scheberan, Diätologin bei der Salzburger Gebietskrankenkasse (GKK).

„Wenn wir zwei, drei oder vielleicht sogar vier Tage pro Woche dabei haben, an denen man vegetarisch oder auch vegan isst, so ist man sicherlich auf dem richtigen Weg. Denn man weiß, dass zum Beispiel ein reduzierter Fleischkonsum weniger Krebserkrankungen und auch weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht. Und damit tut man seiner Gesundheit wirklich etwas gutes.“

Fleischlos zu essen, ist inzwischen einfach

Sich etwas gutes in ihrem Ernährungsverhalten tun wollen zum Beispiel auch drei Freunde, die sich sich zum gemeinsamen Kochen ohne Fleisch treffen, was für den Flexitarier natürlich nicht immer gilt. „Ich verzichte nicht bewusst auf Fleisch - wenn ich jetzt Lust auf Fleisch hätte, dann würde ich auch Fleisch essen“, sagt der Psychologe Andreas Mittermair aus Salzburg. „Ich esse nicht oft Fleisch, doch wenn ich es tue, dass genieße ich es auch.“

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Der Lebensmittelhandel trägt dem Trend bereits Rechnung

Ob selbst gekocht, als Fertig-Gericht oder im Restaurant. Fleischlos zu essen, ist mittlerweile sehr einfach geworden. Noch einfacher ist es allerdings, den Fleischkonsum bewusst zu reduzieren und damit dem Trend zum Flexitarier zu folgen.

Auch Sepp Schellhorn propagiert: „Weniger Fleisch“

Einer, der bereits seit Jahren ein flexitarisches Leben propagiert und auch selbst lebt, Sepp Schellhorn, Hotelier in Goldegg (Pongau) und Betreiber zweier Spitzenrestaurants. "Wir haben in den vergangenen 20 Jahren eine völlige Fehlentwicklung durchgemacht. Wir haben es für chic gehalten, jeden Tag Fleisch zu essen. Dabei ist das gesundheitlich betrachtet nicht immer verträglich und außerdem moralisch verwerflich. Daher versuche ich, die Gäste dazu zu animieren, auf Fleisch zu verzichten.

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Plädiert ebenfalls für weniger Fleisch: Hotelier und Gastronom Sepp Schellhorn

Wenn wir regionale Produkte verwenden, dann kostet das zwar etwas mehr, ist dafür aber von der Qualität wesentlich hochwertiger. Damit tun wir uns selbst etwas gutes, aber auch der Region. Es geht auch um die Vorbildwirkung - auch zu Hause essen viele von uns viel zu stark gesalzen. Wir nehmen uns zu wenig Zeit zum kochen und viele essen häufig Fertigprodukte.

„Regionalität ist das neue Bio“

Alles muss nur billig sein. Wenn wir aber zum Beispiel mehr Gemüse essen, dann kann das trotzdem günstig und aus der Region sein. Und der Festtagsbraten aus der Region am Wochenende sollte wieder etwas besonderes sein. Auch damit wäre sowohl unserem Körper als auch der Region geholfen. Regionalität ist das neue Bio."

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Ernährung: Trend zum „Flexitarier“

Immer mehr Österreicher werden „Flexitarier“. Das geht aus dem aktuellen Ernährungsbericht hervor.

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