Weniger Zuckerbomben bei Softdrinks

Limonaden und andere zucker- bzw. süßstoffhältige Getränke sind nicht mehr so süß wie früher. Das zeigt eine Studie des Salzburger Special Institute for Preventive Cardiology And Nutrition (SIPCAN). Um die verbreitete Zuckersucht zu bekämpfen, seien schon relativ geringe Rückgänge hilfreich, sagen Experten.

Schmex

ORF

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SIPCAN untersucht jährlich österreichweit den Zuckergehalt von mehr als 500 alkoholfreien Getränken, die im allgemeinen Handel verkauft werden. In den vergangenen fünf Jahren soll der durchschnittliche Zuckergehalt von 7,36 Gramm auf 6,80 Gramm pro 100 Milliliter gesunken sein.

„Das erscheint auf den ersten Blick nicht viel“, sagt der Salzburger Internist Friedrich Hoppichler, SIPCAN-Vorstand und Ärztlicher Direktor im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Salzburg, „um sich an weniger Zucker zu gewöhnen, spielt aber jedes Zehntelgramm eine Rolle.“

„Schrittweise Verringerung, kein Verbot“

Von Cola über Eistee, Energydrinks, gespritzte Fruchtsäfte bis hin zu mit Aromen versetzten Mineralwässern: SIPCAN erstellt regelmäßig Listen, die Konsumenten als Orientierungshilfe dienen sollen, so Hoppichler: „Die Listen sind Wegweiser in Richtung weniger Zucker. Es geht nicht darum, Verbote auszusprechen oder den Zuckergehalt übertrieben auf null zu reduzieren. Die Konsumenten sollen sich schrittweise an die gesündere Auswahl gewöhnen können.“

Nicht mehr als 7,4 Gramm pro 100 Milliliter

Dazu legte der Verein zwei Kriterien fest. Zum einen soll der Zuckergehalt pro 100 ml Getränk bei maximal 7,4 Gramm liegen. „Der Grenzwert leitet sich von einer WHO-Empfehlung ab, dass maximal zehn Prozent der täglichen Energiezufuhr aus Zucker kommen dürfen“, sagt Hoppichler. Zum anderen dürfen in den Getränken keine Süßstoffe enthalten sein: „Mit derartigen Produkten lassen sich zwar Kalorien einsparen, die Konsumenten haben aber keine Chance, sich an weniger Süße zu gewöhnen. Zudem weiß man nicht, wie süß solche Getränke im Vergleich zu einem zuckerhältigen Produkt tatsächlich sind.“

Wasser, Mineralwasser, Tees, verdünnte Fruchtsäfte

Hoppichler ist überzeugt, dass der Zuckergehalt auch deshalb gesunken ist, weil die Industrie auf die transparente Darstellung in den Getränkelisten reagiert hat. So habe der Anteil an Produkten, die den Kriterien von SIPCAN entsprechen, in den vergangenen Jahren von 45,9 Prozent (2012) auf 55,9 Prozent (2016) zugenommen, parallel sei der Anteil süßstoffhältiger Getränke von 18,5 Prozent auf 13 Prozent gesunken. Trotz dieses erfreulichen Trends gelte aber laut Hoppichler weiterhin: „Die idealen Durstlöscher sind Wasser, Mineralwasser, ungesüßte Kräuter- und Früchtetees sowie gespritzte und gut verdünnte Fruchtsäfte.“

Initiative auch im Landtag

Die Themen Zucker, Zuckersucht, Übergewicht und Diabetes beschäftigen mittlerweile auch den Salzburger Landtag. Auf Antrag der Sozialdemokraten haben alle Fraktionen vor Kurzem einstimmig einen Beschluss gefasst. Auch der Landtag will sich verstärkt dafür einsetzen und Informationsarbeit leisten, dass der Konsum von stark zuckerhältigen Getränken weiter sinkt.

Besonders Schulen könnten dabei den Wandel beschleunigen, heißt es, aber auch die Wirtschaft. „Die Betreiber von Schulbuffets, Kantinen und Getränkeautomaten in Unternehmen und Gebietskörperschaften werden künftig mit eingebunden“, sagte Walter Steidl, Klubobmann der SPÖ im Landtag.