Preistief: Kampf dem „Bauernsterben“

Bäuerinnen fordern bessere soziale Absicherung und mehr Hilfe für die Kleinbetriebe von der Politik. Mitglieder des ÖVP-Bauernbundes aus ganz Österreich haben Samstag in Hof (Flachgau) über Preisverfall und Zukunft der Landwirtschaft diskutiert.

Samstag hatten Bäuerinnen das Wort, und die Männer hörten zu. Beim ÖVP-Bundesbauernrat machen Landwirtinnen auf die angespannte Lage und den Preisverfall in der Landwirtschaft aufmerksam. Billige Massenprodukte aus flachen Staaten bringen hochwertige Erzeugnisse der heimischen Klein- und Nebenerwerbsbetriebe in extremen Konkurrenzdruck. Der niedrige Preis regiert bzw. diktiert mittlerweile auch im Stall den Alltag.

Bäuerin Landwirtschaft Kühe Kuh Kustall Stall Heugabel Bauer Bäuerin

ORF

Jungbäuerin im Flachgau

Ohne Bio-Produkte kaum noch Chancen

Vor allem Milchbetriebe unter Salzburgs Bauern sind vom massiven Preisverfall schwer getroffen. Wer nicht biologisch produziert, steigt schlecht aus, sagt die Landwirtin Isabella Übertsberger: „Wir sind sehr motiviert und müssen uns dauernd weiterbilden, wie in jedem anderen Beruf. Wir sind Unternehmer mit tierischen Mitarbeitern.“

Und ihre Kollegin, die EU-Abgeordnete Katharina Köstinger betont, dass es Tierschutz und Tierwohl nicht zum Nulltarif gebe: „Irgendjemand zahlt immer drauf, wenn es billig sein soll. Das ist entweder die Umwelt, die Natur, das Tier, der Konsument oder die bäuerliche Familie, deren Existenz mittlerweile durch die allgemeine Preispolitik bedroht ist.“

„Landwirte verlieren dauernd“

Österreichische Bäuerinnen fordern eine bessere soziale Absicherung und mehr Unterstützung für kleinere Betriebe. Bis ihre Produkte im Regal der Supermärkte landen, würden Landwirte immer mehr Geld in der Wertschöpfungskette verlieren.

Der Druck auf die Bauern steige, sagt auch Franz Eßl, Präsident der Salzburger Landwirtschaftskammer und Nationalratsabgeordneter (ÖVP): „Die Milchbauern liegen jetzt bei 28 Cent für den Liter. Da ist die Stimmung naturgemäß getrübt, und wir müssen alles daran setzen, dass wir da wieder zu Verbesserungen kommen.“

Preisverfall durch Russland-Embargo

Thema in Hof bei Salzburg war am Samstag auch das - für heimische Bauern wirtschaftlich schädliche - Russland-Embargo. Der Importstopp für landwirtschaftliche Produkte aus Österreich und der EU macht auch Salzburgs Bauern zu schaffen, sagt Bundesminister Andrä Rupprechter (ÖVP): „Der Preis für Schweinefleisch ist schon im dritten Jahr extrem niedrig. Das Überangebot hat immer noch mit dem Russland-Embargo zu tun. Es ist uns hier der zweitwichtigste Markt weggebrochen.“

Etwa 8.000 Bauernhöfe gibt es im Bundesland Salzburg, die meisten sind Nebenerwerbsbetriebe. 40 Prozent werden mittlerweile von Frauen geführt.

Neues Manifest der Bäuerinnen

Es wurde beim Bauerbund-Treffen in Hof auch ein eigenes Manifest der Bäuerinnen mit zehn Forderungen verabschiedet. Man wolle „wieder Mitbestimmung im Marktprozess erreichen“. Als Alternative zu den Konzernmarken wolle man eine eigene Marke positionieren. „Der Bauernbund wird uns dabei unterstützen und eine Plattform für die Diskussion bereitstellen“, schreiben die Bäuerinnen. „Lasst uns beginnen. Mit harter Arbeit und ihren Früchten kennen wir uns ja aus.“ Man lade alle Betroffenen ein, die eigene Zukunft neu zu bestimmen.

„Was können wir tun?“

Als Mann zu dem weiblichen Manifest befragt, sagt Bauernbund-Direktor Johannes Abentung. Er sei „sehr froh, dass sich die Frauen einbringen; es geht um wirkliche Wirtschaftsfragen“. „Die Bäuerinnen haben ein viel genaueres Sensorium dafür, dass die Lebensqualität durch teure Investitionen, Verschuldung, Technisierung und den gesellschaftlichen wie moralischen Druck sehr eingeschränkt wird. Sie bringen das auch deutlich zum Ausdruck. Männer verdrängen das vielleicht besser. Aber die Probleme existieren trotzdem.“

Wichtig sei aber auch, so Abentung, dass man unter den Bäuerinnen sehr wohl auch Zuversicht und einen Grundoptimismus spüre: „Es geht auch nicht darum, ‚der Staat soll und soll‘, es geht darum, ‚was können wir tun‘.“

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Wie überlebt heimische Landwirtschaft?
ORF-Reporterin Mariella Treml war bei der Bundestagung des ÖVP-Bauernbundes.