Neuer Residenzplatz: Siegerprojekt präsentiert

Die Stadt Salzburg präsentiert nun das Siegerprojekt für die Neugestaltung des Residenzplatzes. Die Bauarbeiten dauern von März 2017 bis Juli 2018. Geplant ist auch ein neues Mahnmal, das an die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten erinnert. Die fand 1938 hier statt.

Neugestaltung Residenzplatz Stadt Salzburg

Stadt Salzburg

PC-Simulation der Architekten

In den letzten Jahren und Jahrzehnten sind gleich mehrere Anläufe der Stadtpolitik gescheitert, den bei Trockenheit recht staubigen Platz im Zentrum zu pflastern. „Was lange währt, wird endlich gut“, sagt dazu Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ). Der Entwurf der Salzburger Architekten Erich Wagner und Eduard Widmann sieht nun vor, die Niveauunterschiede aufzuheben. Das Terrain des Residenzplatzes soll in Zukunft von allen Richtungen einheitlich sanft in Richtung Residenzbrunnen abfallen. Wo heute Asphalt ist, werden Granitplatten unterschiedlichster Größe in Grau-, Gelb- und Rottönen verlegt. Die zentrale Fläche rund um den Brunnen bleibt grob geschottert.

Bilder-Galerie:

Kampf dem Staub

Abriebfester Splitt soll dafür sorgen, dass der Platz nicht mehr staubt. Der dünne Belag ist laut Auskunft der Stadt auch für Rollstuhlfahrer und Benützer von Rollatoren benutzbar. Zugleich gilt ein nicht versiegelter Belag im Sommer als kühler als ein reines Granitpflaster und kann nach starkem Regen besser Wasser aufnehmen. „Der Belag ist außerdem für alle Belastungen geeignet“, sagt Schaden. Auf dem Residenzplatz finden unter anderem jedes Jahr der Rupertikirtag und der Christkindlmarkt statt.

Residenzplatz in der Stadt Salzburg mit Salzburg Museum

Gerald Lehner

Blick nach Nordosten

NS-Bücherverbrennung: Mahnmal geplant

Bei der Neugestaltung soll laut Planung auch ein prominentes Mahn- und Denkmal in den Boden eingelassen werden. Es erinnert an die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten, die hier am 30. April 1938 stattgefunden hat, eineinhalb Monate nach Hitlers „Anschluss“ von Österreich. Es war neben einer viel kleineren Hass-Kundgebung dieser Art in Thalgau (Flachgau) die einzige auf österreichischem Boden, organisiert von besonders fanatischen Salzburger NS-Kulturfunktionären. Bisher gab es dazu eine kleinere Gedenktafel für die verfolgten Schriftsteller bei der St. Michaels Kirche neben dem Residenzplatz.

Ingeborg Haller

ORF

Haller

Alte Forderung der Bürgerliste

Eine der treibenden Kräfte für ein künstlerisches und größeres Mahnmal ist seit Jahren die Rechtsanwältin Ingeborg Haller, die für die grüne Bürgerliste im Stadtparlament sitzt: „Seit Jahren kämpfe ich für das Mahnmal, weil mir die kleine Tafel immer zu wenig war. In unserer Zeit des zunehmenden Rechtsradikalismus ist es mehr als notwendig , am Ort des Geschehens an das Verbrechen der Nationalsozialisten gegen die Meinungsfreiheit zu erinnern.“

Zitat von Heinrich Heine

Auf der bisherigen, kleineren Gedenktafel bei der Michaelskirche steht ein Zitat des deutsch-jüdischen Aufklärers und Dichters Heinrich Heine aus dem Jahr 1823: „... Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.“

Das neue bzw. zusätzliche Projekt soll dem Vernehmen nach eine aufwändige Lichtinstallation im Boden vor dem Seitentrakt der Neuen Residenz werden, wo das Salzburger Heimatwerk untergebracht ist. Das Vorhaben wurde von allen Fraktionen der Stadtpolitik bereits einmütig beschlossen: SPÖ, ÖVP, grüne Bürgerliste, FPÖ und NEOS. Nun folge dafür noch ein Künstlerwettbewerb, sagte Karl Schupfer von der Stadtverwaltung dem ORF.

Residenzplatz in der Stadt Salzburg mit Franziskanerkloster und Kapuzinerberg

Gerald Lehner

Blick nach Norden zum Kapuzinerberg. Rechts: St. Michaels Kirche

„Schweigen nach 80 Jahren beendet“

Der Salzburger „KZ-Verband“, der das Andenken an Widerstandskämpfer und Opfer des NS-Regimes bewahrt, begrüßt das geplante Denkmal:

Fiaker auf dem Salzburger Residenzplatz

Gerald Lehner

Fiaker vor der Salzburger Residenz bei den Dombögen

„Es dauerte bis 1987, bis sich in Salzburg überhaupt jemand an den barbarischen Akt erinnern wollte. Damals war der Dichter Erich Fried der Erste. Nach mehreren Anläufen – der Münchener Künstler Wolfram Kastner und der Salzburger Architekt Max Rieder sind zu nennen – soll es nun tatsächlich ein Denkmal geben. Damit wäre das öffentliche Schweigen zur Schande von Salzburg nach fast 80 Jahren beendet“, sagt Siegfried Trenker, ehrenamtlicher Obmann des KZ-Verbandes.

Verbesserungen für Fiaker

Einen speziellen Belag erhalten die zukünftig im Schatten des Doms abgestellten Fiaker-Pferde. Sie werden auf im Boden eingelassenen und in Öl getränkten Holzstöcken aus Weißer Tanne stehen. Das schont die Tiere, außerdem ist der Holzuntergrund widerstandfähiger gegen ihren Urin. Das Siegerprojekt wurde bereits mit dem Denkmalamt und der Sachverständigenkommission für die Altstadt abgestimmt.

Gesamtkosten von 4,9 Millionen

Die Kosten für die Pflasterung mit den nötigen technischen Einbauten wie Kabelsträngen und im Boden eingelassenen Stromhydranten beziffert Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) mit 4,9 Millionen Euro.

APA & Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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Große Pläne für das Zentrum

ORF-Redakteurin Gertrud Stabauer hat sich mit einem Kamerateam die Pläne für den Residenzplatz angesehen.

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