Lag Jesus wirklich in dem Grabtuch?

Eine Kopie des weltbekannten Turiner Grabtuches, in dem laut Legende einst der tote Jesus Christus gelegen sein soll, ist nun in Salzburg zu sehen. Im Bischofshaus beim Kapitelplatz zeigt eine Sonderausstellung, wie das Thema die Wissenschaften und die Kirche beschäftigt.

Kopie des Turiner Grabtuches bei Ausstellung der Malteser in Salzburg

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Rekonstruktion des Gesichts auf dem Tuch

„CSI Golgotha“ heißt diese Ausstellung des Malteser-Ordens. Das Grabtuch gibt bis heute große Rätsel auf. Das Original wird in einer Seitenkapelle des Turiner Doms aufbewahrt. Wer war der Mann auf dem Tuch? Dieser Frage sind schon viele Wissenschafter nachgegangen, ohne eine genaue Zuordnung erzielen zu können. Es gibt in naturwissenschaftlichen Fachwelten und unter Theologen zum Teil auch harte Auseinandersetzungen über verschiedene Erklärungsmodelle.

„Mann war Jude in Jerusalem“

Der Historiker und Autor Michael Hesemann ist überzeugt, dass die Wahrscheinlichkeit hoch sein könnte: „Der Mann auf dem Grabtuch war ein Jude, der im ersten Jahrhundert schwerer Folter und einer Kreuzigung unterworfen war. Er unterscheidet sich von anderen Toten dadurch, dass man nirgendwo sonst auf einem Grabtuch einen Körperabdruck gefunden hat.“

„Radiocarbon deutet auf Mittelalter“

Andere Wissenschafter sehen das völlig anders. Schon vor Jahren sei mittels Radiocarbon-Datierung zweifelsfrei nachgewiesen worden, dass das Tuch aus dem Mittelalter stamme. Und die Theorie von der Herkunft aus Jerusalem - über Analysen des Straßenstaubes im Tuch - sei auch nicht zu beweisen, heißt es in diesen Kreisen. Hesemann sagt dazu: „Staub hat je nach Region eine unterschiedlich geologische Signatur. Und der Staub stammt eindeutig aus Jerusalem.“

Malteser-Ritterorden organisierte Schau

Die Ausstellung mit der Kopie des Turiner Grabtuchs dokumentiert eine spannende Spurensuche bzw. zum Teil auch die heftigen Debatten.

Kopie des Turiner Grabtuches bei Ausstellung der Malteser in Salzburg

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Ist es Jesus Christus?

Konkrete Beweise für die Person Jesus Christus gibt es dabei ohnehin nicht. Für den Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat das Turiner Grabtuch dennoch eine ganz besondere Bedeutung. Es sei mehr als eine Reliquie, ist der Oberhirte überzeugt und wirkt auch im Gespräch sehr berührt: „Ich war UNO-Soldat in Zypern. Und da habe ich ein Buch gelesen, wo das Bild von diesem Negativbild zu sehen war. Mir war, als ob ich angeblickt werde.“

Dornenkrone, Nägel, Peitsche

Zu sehen ist in der Ausstellung im Bischofshaus beim Kapitelplatz auch eine rekonstruierte Dornenkrone, eine römische Peitsche bzw. Geißel sowie Nägel, wie sie für Kreuzigungen verwendet worden sein sollen. Obwohl Historiker sagen, die meisten auf diese Art Verurteilten seien bei den Römern an die Kreuze gebunden worden, nicht genagelt. Das wird auch in der Bibel deutlich - mit den beiden Kriminellen, die neben Jesus hingerichtet werden.

Salzburg ist die zwölfte Station dieser Wanderausstellung, die nun sechs Wochen hier zu sehen ist.

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Lag Jesus drin?

ORF-Redakteurin Renate Lachinger hat sich auf Spurensuche und für Interviews in die Ausstellung aufgemacht.

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