NS-Vergangenheit: Erklärung im Karl-Böhm-Saal

Der Karl-Böhm-Saal im Salzburger Festspielhaus soll jetzt mit einer Tafel ausgestattet werden, die auf die Rolle des Dirigenten in der Zeit des Nationalsozialismus hinweist. Das Festspielkuratorium beschloss das laut „Kurier“.

Der entsprechende Antrag wurde laut der Tageszeitung vom Festspielkuratorium einstimmig angenommen. Karl Böhm (1894 - 1981) war im Gegensatz zu Herbert von Karajan kein NSDAP-Mitglied, er gilt aber als Profiteur des Dritten Reichs. Das Festspieldirektorium vertrat die Meinung, dass der Saal aufgrund der „außergewöhnlichen künstlerischen Verdienste“ des Dirigenten nicht umbenannt werden solle.

„Ein großer Künstler, aber politisch fatal Irrender“

Das Direktorium habe dem Festspielkuratorium jedoch vorgeschlagen, beim Eingang zum Saal eine Erläuterungstafel anzubringen - „analog zur Vorgehensweise der Stadt bei belasteten Straßennamen“, erklärte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler. Auf der Tafel werde auf eine Internetadresse verwiesen, „wo in Deutsch und Englisch die Persönlichkeit Karl Böhms dargestellt wird als das, was er war: Ein großer Künstler, aber politisch fatal Irrender“.

Karl Böhm, Dirigent

ORF-Archiv

Eine Tafel soll jetzt auf die NS-Verstrickung des Dirigenten Karl Böhm - hier auf eine Aufnahme aus dem Jahr 1979 - hinweisen

In der Stellungnahme zur Entscheidung hieß es weiters: „Böhm war ein Profiteur des Dritten Reichs und arrangierte sich für die Karriere mit dem System. Sein Aufstieg wurde durch die Vertreibung jüdischer und politisch missliebiger Kollegen begünstigt.“ Doch Böhm habe zumindest „keine antisemitischen Äußerungen getätigt“.

Als Opernchef wegen Nazi-Nähe entfernt

Im April 1945 wurde Böhm, damals Direktor der Wiener Staatsoper, von den Alliierten wegen zu großer Nähe zum Nazi-Regime von seinem Posten entfernt und bis 1947 mit einem Auftrittsverbot belegt. Nach Karl Böhm ist im Salzburger Stadtteil Parsch auch ein Gehweg benannt. Der Dirigent stand bei den Salzburger Festspielen insgesamt 338 Mal am Pult.

Erst kurz vor Weihnachten holte die NS-Vergangenheit eine andere bekannte Persönlichkeit der Nachkriegszeit ein: Die Universität Salzburg erkannte dem Naturforscher Konrad Lorenz wegen dessen NS-Verstrickungen den Ehrendoktortitel ab - mehr dazu in Uni widerruft Ehrendoktorat für Konrad Lorenz (salzburg.ORF.at; 17.12.2015)

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