Weiter viele Hindernisse für Behinderte

Ab 1. Jänner 2016 müssen alle öffentlichen Gebäude auch für Menschen mit Behinderung ohne Barrieren zugänglich sein. Das sieht ein Gesetz vor, das vor zehn Jahren beschlossen wurde. Die Realität sieht freilich ganz anders aus.

Mit Rollstuhl, Rollator oder Blindenstock werden alltägliche Erledigungen schwierig oder gar unmöglich. Viele öffentliche Gebäude, Geschäfte und Arztpraxen sind für Menschen mit Behinderung weiterhin nur schwer oder praktisch gar nicht zugänglich. Dabei ist die Barrierefreiheit ab 1. Jänner endgültig gesetzlich vorgeschrieben.

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ORF

Immer wieder versperren Stufen den Weg

Alltag, Arztbesuche, Einkauf schwierig

Doch im Alltag sieht es anders aus: Allein beim Bäcker schnell eine Semmel holen, ist für die im Rollstuhl sitzenden Studentin Elisabeth Losbichler oft unmöglich. Zu viele Geschäfte sind nur über Stufen erreichbar. Mit dem Elektro-Rollstuhl ist diese Barriere unüberwindbar. Sie braucht selbst für kleine Besorgungen fremde Hilfe: „Das ist im Bereich der Altstadt sehr oft der Fall.“

Auch in Altstadthäusern ist es für Rollstuhlfahrer oft schwierig. Selbst wenn es Lifte gibt, sind diese für Rollstühle manchmal zu schmal. Eine Herausforderung ist das auch bei Arztbesuchen - denn viele Ärzte praktizieren in Altbauten, sagt die Studentin: „Ich muss bei der Arztsuche sehr genau drauf schauen, ob ich da überhaupt hinkomme.“

Denkmalschützer wollten beraten: „Niemand kam“

Auch Altstadthäuser könnte man behindertengerecht umbauen, das zeigt zum Beispiel der Spar-Lebensmittelmarkt am Universitätsplatz. Den Aufwand dafür scheuen aber viele Eigentümer, sagt Eva Hody vom Bundesdenkmalamt in Salzburg: „Bei der Erneuerung der Getreidegasse habe ich angeboten, dass wir beratend tätig sind. Wir haben die Geschäftsleute eingeladen, dass sie ans herantreten. Aber ist niemand gekommen.“

Besondere Gefahren für Blinde

Blinde wie Josef Schinwald haben hingegen mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Für ihn ist ein bei einer Obus-Haltestelle aufgestelltes Baustellenschild schon ein gefährliches Hindernis: „Tafeln müssen mit Unterkanten in 2,20 Meter Höhe montiert werden. Das steht auch im neuen Gesetz. Ich habe mir schon sehr viele Jacken auf diese Art kaputtgemacht.“

Auch für Blinde gab es in den letzten Monaten Verbesserungen. So wurde zum Beispiel in einer Bankfiliale an der Rainerstraße ein Leitsystem eingebaut - mit weiteren Verbesserungen für Behinderte, sagt Beatrix Fuschlberger von der Salzburger Sparkasse: „Es ist sehr schwierig, für alle 70 Filialen das passend zu machen. Es ist ein großer Aufwand, und wir bemühen uns, es möglichst gut zu machen.“

Es gibt also immer mehr positive Beispiele für barrierefreie Gebäude - auch wenn insgesamt noch viel zu tun bleibt.

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Zehn Jahre Gesetz, wenig Praktisches

ORF-Redakteur Peter-Paul Hahnl hat sich in der Stadt Salzburg umgesehen, wie es mit der Barrierefreiheit steht.

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