Asylkrise: „Grenzpolizisten überfordert“

Die Beamten der deutschen Bundespolizei an Salzburgs Grenze in Freilassing seien bei der Kontrolle der vielen Asylsuchenden überfordert. Deshalb würden weiter Tausende - „illegal“ - in Zügen nach Deutschland gebracht. Das teilen deutsche Behörden mit.

Einem Sprecher der deutschen Bundespolizei zufolge sollen bis auf weiteres jeden Tag vier bis fünf Sonderzüge - meist von Salzburg - ohne Kontrollen über die Staatsgrenze rollen. Sie brächten die Asylsuchenden Nonstop etwa nach Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) oder nach Lehrte bei Hannover (Niedersachsen). Erst dort würden die Reisenden dann registriert, „weil die Bundespolizei mit der Kontrolle an der Grenze überfordert“ sei, heißt es aktuell laut APA von deutschen Behörden.

Reden Regierungen in Wien und Berlin ausreichend?

Aus Salzburger Expertenkreisen ist dagegen zu hören, dass nur zwei Sonderzüge pro Tag von Salzburg nach Deutschland fahren würden. Verantwortliche der Stadt Salzburg beklagen seit Tagen eine mangelhafte Kommunikation über die Staatsgrenzen hinweg.

Deutsche Bundespolizei in Freilassing

dpa/Sven Hoppe/Marc Tirl, Frank Dehlis

Beamte auf dem Bahnsteig von Freilassing an der Grenze zu Salzburg. Bundespolizisten und Zöllner werden derzeit auch aus dem Norden Deutschlands für die Grenzen im Süden der Republik zusammengezogen. „Besonders die Jüngeren sollen motiviert werden, auf ein Jahr zu wechseln“, sagte vor kurzem ein Zöllner im Hafen von Bremerhaven dem ORF: „Damit wir denen helfen, die es wirklich brauchen“

Keine Grenzkontrollen bei Zügen möglich

Und die Zahl der täglich nach Deutschland kommenden Menschen steigt laut Behörden weiter. Die deutsche Bundespolizei registrierte „am Montag 5.380 illegale Einreisen“, wie ihr Sprecher mitteilte. Am Sonntag waren es demnach 4.160 und am Samstag 3.600. Die wirklichen Zahlen dürften nach Angaben aus Behördenkreisen um bis das Dreifache höher sein. Der überwiegende Teil komme nach wie vor über Österreich nach Deutschland. Täglich werden nach Angaben von mit den Zahlen Vertrauten zwischen 2.000 und 3.000 Menschen mit Sonderzügen direkt in deutsche Aufnahme-Einrichtungen gefahren.

Einzelne Sonderzüge weiter genehmigt

Auch am Dienstag hat Deutschland einzelne Sonderzüge mit Flüchtlingen von Salzburg nach Bayern genehmigt. Am Dienstagvormittag durften in Salzburg wieder rund 400 Menschen einen Zug besteigen, der anschließend über die Grenze fahren sollte. Danach sollte die zum Notquartier umfunktionierte Tiefgarage wieder fast leer sein, schilderte Johannes Greifeneder, Sprecher der Stadt Salzburg.

Beim Grenzübergang Freilassing warteten am Dienstagvormittag rund 200 Menschen auf den ersehnten Grenzübertritt nach Deutschland, der Zustrom zur Saalachbrücke wuchs weiter dauernd. . Aktuell fertigen die deutschen Behörden nur rund 30 Einreisende pro Stunde ab. Das Salzburger System mit farbigen Bändern und Nummern hat sich inzwischen bewährt: Mit diesen wissen die Flüchtlinge, zu welcher Gruppe sie gehören und wann sie an die Reihe kommen. Die Bänder werden durch Freiwillige ausgegeben. „Auf Dauer brauchen die Freiwilligen aber Unterstützung“, sagte Greifeneder. Das Gelände beim alten Zollamt an der Grenze ist mittlerweile umzäunt und gereinigt. Die Zutrittskontrolle wird vom österreichischen Bundesheer durchgeführt.

Hoffnung, dass Deutschland offen bleibt

Die Strukturen an der Grenze zur Versorgung der Flüchtlinge werden von österreichischer Seite weiter hochgefahren. So werden am Mittwoch zusätzliche Dusch-und Sanitärcontainer aufgestellt und angeschlossen. Ebenfalls morgen beginnt der Aufbau von Zelten mit insgesamt 160 Schlafplätzen im Hofbereich des Zollamts. Für die Zelte wird eine Zeltheizung vorbereitet. Zudem wird für ständige Platzreinigung und Müllentsorgung gesorgt. Seit Montagabend erfolgt der Übergang nach Deutschland für Flüchtlinge über den Steg oberhalb des Kraftwerks. Der reguläre Autoverkehr an der Grenze wird dadurch wesentlich entlastet. Es gibt dennoch weiter Staus und massive Verkehrsbehinderungen.

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