Alterzbischof Georg Eder verstorben

Der frühere Salzburger Erzbischof Georg Eder ist Samstagfrüh gestorben. Eder wurde 87 Jahre alt. In seiner Amtszeit zwischen Anfang 1989 und Anfang 2003 sorgte er immer wieder für Kontroversen.

Der gebürtige Mattseer starb Samstagfrüh nach langer schwerer Krankheit im Altersheim seiner Heimatgemeinde. Eder war erst vor wenigen Wochen vom Alterssitz der Salzburger Erzbischöfe in Mattsee in das Altersheim des Ortes übersiedelt, weil er körperlich immer schwächer wurde. Georg Eder stand mit seinen strikt konservativen Äußerungen immer wieder im Mittelpunkt öffentlicher Kritik.

Georg Eder Erzbischof von Salzburg zwischen 1989 und 2003

ORF

Georg Eder starb Samstagfrüh im Alter von 87 Jahren

Aus einfachsten Verhältnissen an Führungsposition

Eder wurde am 6. März 1928 in Mattsee als drittes von sechs Kindern einer Bergbauernfamilie geboren. Nach Besuch der Volksschule Mattsee kam er in die erzbischöfliche Seminarschule Borromäum in Salzburg, wo er 1951 maturierte. Anschließend studierte er an der Universität Salzburg Theologie und wurde am 15. Juli 1956 von Erzbischof Andreas Rohracher zum Priester geweiht.

Der promovierte Theologe war zunächst Kooperator (Kaplan) in Zell am See, dann drei Jahre unter Rohracher erzbischöflicher Sekretär, anschließend Pfarrer in Lofer. 1970 folgte seine Berufung als Pfarrer von Altenmarkt (im Pongau), wo Eder ab 1981 als Dechant bis zu seiner Bischofswahl im Dezember 1988 wirkte. Schon in dieser Zeit meldete sich Eder immer wieder in Leserbriefen an Zeitungen mit seinen konservativen Ansichten öffentlich zu Wort.

Konflikte mit Andersdenkenden in der Kirche

Als Erzbischof war Eder sehr umstritten: In einem Interview mit der Kirchenzeitung „Rupertusblatt“ legte er am 22. Jänner 1989 sein Programm dar: Er wolle durch seine Ansichten und sein Programm niemanden vor den Kopf stoßen. Es könne aus „verschiedenen Strömungen in der Kirche etwas Gutes wachsen, denn niemand hat allein den Heiligen Geist gepachtet. Auch der Andersdenkende will die Kirche nach bestem Wissen im Sinne Jesu gestalten.“

Als ersten Andersdenkenden erwischte es jedoch den Präsidenten der Katholischen Aktion (KA), Franz Horner. Der Politologe hatte in Artikelserien im Februar 1989 nachgewiesen, dass die Kirche ihre eigenen Regeln verletze. Dafür anerkannte Eder die Wiederwahl Horners durch die KA nicht.

Aufregung über Aids als „Strafe Gottes“

Scharfe Kritik erntete der Salzburger Oberhirte Ende 1989 mit der öffentlichen Erklärung, Aids sei „eine Strafe Gottes für widernatürliches sexuelles Verhalten“. Zudem sei Abtreibung auch nach Vergewaltigung strikt abzulehnen. Er habe gelesen, dass es bei „wirklichen und nicht vorgeschützten Vergewaltigungen“ nur selten zur Empfängnis komme.

Der konservative Erzbischof sorgte auch für Empörung, als er in einem Vortrag Popmusik und Sexualerziehung als „geistige Umweltverschmutzung“ verunglimpfte und gegen Aufklärungsbroschüren zu Felde zog.

Aufsehen erregte auch Eders Schreibverbot für den Linzer Theologen Bernhard Liss, den diözesanen Berater für Fragen zu Ehe und Partnerschaft, im „Rupertusblatt“. Zu den 500-Jahr-Feiern der Entdeckung Amerikas luden die katholischen Salzburger Hochschulwochen den in Brasilien wirkenden österreichischen Missionsbischof Erwin Kräutler als Festredner ein - Eder verbot als Verantwortlicher für diese Hochschulwochen seinem Amtsbruder das Wort.

Beruhigung und Anerkennung ab 1995/96

Beruhigt wurde die Situation durch das Salzburger Diözesanforum in den Jahren 1995 und 1996. Österreichweite Anerkennung gab es für Eder, als er im Februar 1998 gemeinsam mit seinen Amtskollegen Christoph Schönborn, Johann Weber und Egon Kapellari eine Erklärung unterschrieb, in der die vier Bischöfe ihre „moralische Gewissheit“ zum Ausdruck brachten, dass die gegen Kardinal Hans Hermann Groer erhobenen Vorwürfe von sexuellem Missbrauch von Jugendlichen „im Wesentlichen zutreffen“.

Ein Höhepunkt des erzbischöflichen Wirkens von Eder war der zweite Besuch von Papst Johannes Paul II. in Salzburg am 19. Juni 1998.

Salzburgs Erzbischof Georg Eder und Papst Johannes Paul II. beim Papstbesuch 1998 in Salzburg

ORF

Der Papstbesuch 1998 war für Eder einer der Höhepunkte in seiner Amtszeit

Seit dem Rücktritt Bemühen um Versöhung

Nach der Amtsübergabe an seinen Nachfolger Alois Kothgasser im Jänner 2003 zog sich Eder völlig aus der Öffentlichkeit zurück und übersiedelte in den Alterssitz der Salzburger Erzbischöfe in Mattsee. In den letzten Jahren war er auch sehr bemüht, Konflikte aus seiner Amtszeit auszuräumen und traf sich mit einigen seiner damaligen Kontrahenten persönlich, um sich auszusprechen. Das sei ihm ein großes Anliegen gewesen, sagen Kircheninsider.

Schönborn: „Habe seine ehrliche Art geschätzt“

Mit Betroffenheit nahm der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn die Nachricht vom Tod Eders auf: „Ich habe stets seine ehrliche, aufrechte Art geschätzt“, sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz am Samstag in einer Stellungnahme gegenüber der katholischen Presseagentur Kathpress. In einer „schwierigen Phase des Lebens der katholischen Kirche in Österreich nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Kardinal Hans Hermann Groer“, habe er seinen Mitbruder im Bischofsamt „vor allem als einen glaubwürdigen Christen“ erlebt, sagte Schönborn. „Dafür bin ich ihm persönlich dankbar.“

Eder habe so manche Kritik erfahren müssen, sagte der Kardnal: „Nie hat er seine Kritiker verurteilt. Dazu wusste er zu gut um seine eigenen Mängel und Schwächen. Aber niemand konnte ihm absprechen, dass er mit ganzem Herzen Hirte war. Und das haben viele Menschen an ihm geschätzt.“

Lackner würdigt seinen Vor-Vorgänger

„Er war auch in einer sehr schwierigen Zeit der Kirche Oberhirte“, sagte der amtierende Salzburger Erzbischof Franz Lackner zu seinem Vor-Vorgänger. „Er hat ja auch selbst von sich gesagt, dass das Wort sehr schnell aus ihm herauskommt, dass es manchmal vielleicht besser gewesen wäre, nicht so schnell zu sprechen. Er hat einen Reformprozess eingeleitet, alle zehn Jahre eine Kirchenversammlung. Er war sehr bemüht, hier einen gemeinsamen Weg in die Zukunft für diese Erzdiözese zu gehen.“

Das Requiem für Alterzbischof Eder findet am Samstag, dem 26. September, um 10.00 Uhr im Salzburger Dom statt.

Link: