Serie rechtsradikaler Anschläge geklärt

Die lange Serie rechtsradikaler Straftaten in Salzburg könnte geklärt sein. Laut Polizei soll ein Österreicher der Haupttäter sein. Er habe 47 Anschläge gestanden und sehe sich in der Tradition Adolf Hitlers. Der KZ-Verband betont, man müsse weiter wachsam bleiben gegen Neonazis.

Zweieinhalb Jahre lang soll der 39-jährige Verdächtige bei Schmieraktionen und Anschlägen gegen Denkmäler am Werk gewesen sein. In dieser Zeit kam es manchmal jede Woche zu neuen Straftaten. Zwischendurch wurden immer wieder einige Täter ausgeforscht. Aber erst jetzt, so betont die Polizei, habe man den mutmaßlichen Haupttäter dieser langen Serien von Delikten gefasst.

Benachteiligung und Hass als Motive

Der 39-Jährige ist obdachlos und lebte auf der Straße. Obwohl er Mindestsicherung bekam, habe er sich benachteiligt gefühlt und das Gefühl entwickelt, dass ihm andere etwas wegnehmen - insbesondere die Politik, Asylwerber oder andere Obdachlose. Damit sei offenbar dieser große Hass entstanden.

Schwere Straftaten gestanden

Der Mann hat laut Polizei auch gestanden, dass er hinter den Schmieraktionen auf dem Kommunalfriedhof in der Stadt Salzburg stehe. Er soll auch eine Vielzahl von Stolpersteinen, die Synagoge, die Parteizentrale der SPÖ und der Grünen sowie das Schloss Mirabell und die Gedenktafel zum Thema Bücherverbrennung beschmiert haben. Außerdem soll er das Euthanasie-Mahnmal im Kurgarten und die Plakate der Aktion #88gegenrechts! zerstört haben. Der stellvertretende Polizeidirektor Burghard Vouk sagte am Mittwoch: „Der Mann hat die Gesellschaft oder bestimmte politische Parteien und soziale Einrichtungen für seine Situation verantwortlich gemacht und dementsprechend auch Hass entwickelt. Mit seinen Taten wollte er diese Organisationen treffen.“

beschmierte gedenktafel bücherverbrennung

Österreichische Hochschülerschaft

Auch die Gedenktafel beim Residenzplatz zum Thema Bücherverbrennung durch die Nazis soll der Mann beschmiert haben

Verdächtiger „auf Linie mit Hitler“

Am 10. Juni schnappten Polizisten den Mann bei einer Kontrolle. Er fiel zwei jungen Polizisten auf und gestand die Taten. Der 39-Jährige sitzt nun in Untersuchungshaft und wartet auf die Anklage. Er habe auch zugegeben, rechtsradikal zu sein, und sehe sich auf einer Linie mit Hitler, sagen die Ermittler. Der Verdächtige soll zur Polizei gesagt haben, dass auch Hitler obdachlos, Vegetarier und außerdem „bei seiner Karriere von anderen Mächten behindert“ worden sei.

KZ-Verband: „Weiter wachsam gegen Rechts“

Demokraten müssten weiter sehr wachsam sein gegenüber dem Rechtsradikalismus, hieß es dazu am Mittwoch vom Salzburger Verband ehemaliger Opfer des Nationalsozialismus. Der KZ-Verband betont, es müsse sich erst in den kommenden Wochen und Monaten zeigen, ob die These der Polizei vom obdachlosen Einzeltäter stimme: „Verebben die rechtsextrem motivierten Straftaten tatsächlich oder gehen die Schmierereien und Anschläge weiter? Nach allen Erfahrungen der Vergangenheit und auch nach aktuellen Beobachtungen – beispielsweise im benachbarten Bayern – existiert im Raum Bayern-Salzburg-Oberösterreich nämlich sehr wohl eine sehr aktive und gut vernetzte neonazistische Szene.“

Der KZ-Verband appelliert an Polizei, Medien und Öffentlichkeit, diese politischen Phänomene des Rechtsradikalismus nach der Verhaftung eines Einzelnen nicht leichtfertig zu betrachten.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Links: