Neues Ehrengrab für ermordete Nazigegner

Bei einem Festakt auf dem Kommunalfriedhof hat die Stadt Salzburg am Freitagnachmittag ein Grab für sechs von den Machthabern des Hitlerregimes hingerichtete Salzburger zum Ehrengrab erklärt. Die Männer hatten sich den Nazis widersetzt und wurden 1943 in München-Stadelheim ermordet.

Diese politischen Gefangenen fanden den Tod durch das Fallbeil. Anfang der 1950er-Jahre wurden insgesamt elf Ermordete aus Salzburg auf dem Forstfriedhof in München-Perlach exhumiert, nachdem sie von den Nazis dort verscharrt worden waren. Für sechs von ihnen folgte die Bestattung im Grab des Salzburger KZ-Verbandes auf dem Kommunalfriedhof. Die meisten waren Kommunisten oder Sozialdemokraten, die sich im „Dritten Reich“ dem kommunistischen Widerstand zugewandt hatten.

KZ Verband Ehrengrab Kommunalfriedhof Widerstandskämpfer Widerstand

ORF / Gerald Lehner

Schauspieler lasen Freitag aus Abschiedsbriefen der Hingerichteten und zynischen Schreiben der Nazi-Bürokratie an Hinterbliebene. Dabei war auch ein Text von Hitlers Salzburger Gauleiter Gustav Adolf Scheel, der nach dem Krieg in Hamburg bis 1979 als Arzt arbeiten konnte - unbehelligt von der Justiz. Auch der frühere Salzburger Erzbischof Andreas Rohracher hatte sich für den NS-Machthaber bei den US-Behörden eingesetzt

Die Rückführung der elf Toten aus München stellte Helfer in der Nachkriegszeit vor große organisatorische Probleme: „Es war in den 1950er-Jahren so kurz nach dem Krieg nicht einfach, Angehörige der Ermordeten zu finden“, sagte Siegfried Trenker vom KZ-Verband Salzburg bei der Feier am Freitag. So organisierte der Verband von KZ-Überlebenden ein eigenes Grab für sechs Männer. Die anderen Fünf fanden in Familiengräbern ihre letzte Ruhe. Diese liegen zum Teil auch auf dem Kommunalfriedhof.

Die Sechs im neuen Ehrengrab der Stadt

KZ Verband Salzburg ermordete Widerstandskämpfer Ehrengrab Kommunalfriedhof

kz-verband-salzburg.at

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Kurzbiografien:

Heinrich Auer, Heizer, geboren am 21. September 1909 in Salzburg-Maxglan, ledig, wohnhaft im Stadtteil Schallmoos, Konditor, später bei den städtischen Gaswerken beschäftigt, wo er sich für den kommunistischen Widerstand einsetzte.

Franz Pöttinger, Telegrafenbauarbeiter aus Salzburg, geboren am 8. Januar 1907, wohnte zuletzt im Anbau des Gasthauses „Weiserhof“, wo viele Arbeiter und Eisenbahner verkehrten.

Karl Schallmoser, Maurerpolier aus Bergheim-Lengfelden (Flachgau), verheiratet, geboren am 8. Oktober 1906 in Kirchberg bei Mattighofen.

Anton Schubert, Elektroingenieur und Gewerbefachlehrer aus Salzburg, geboren am 19. September 1910 in Groß-Kunzendorf, katholisch, verheiratet und Sohn einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie.

Rudolf Smolik, Kaufmann und Radiotechniker aus Thomasroith, Bezirk Vöcklabruck in Oberösterreich, lebte seit 1922 in Salzburg, katholisch, verheiratet, geboren am 14. April 1902.

Josef Wartinger, Maurerpolier, geboren am 6. Februar 1897 in Kirchberg-Thening bei Linz, verheiratet, wohnhaft in Salzburg-Itzling. Leiter des Republikanischen Schutzbundes von Itzling, Funktionär der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und der Freien Gewerkschaft Sektion Bauarbeiter bis zu ihrem Verbot im Februar 1934.

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ORF / Gerald Lehner

An dem Festakt am Freitagnachmittag auf dem Kommunalfriedhof nahmen auch Mandatare aller im Gemeinderat der Stadt Salzburg vertrenen Parteien teil

Stadt übernimmt 30 Jahre Pflege und Kosten

Bei dem Festakt am Freitag exakt am 70. Jahrestag der Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus wurde den sechs Opfern auf Plakaten Namen und Gesicht gegeben, zwei Schauspieler lasen aus Abschiedsbriefen und den am Volksgerichtshof Salzburg gefällten Todesurteilen vor. Außerdem wurde eine Gedenktafel enthüllt. Mit der Übernahme als Ehrengrab übernimmt die Stadt Salzburg auf 30 Jahre die Pflege und Kosten des Grabes.

70 Widerstandskämpfer hingerichtet

Insgesamt wurden laut Daten aus dem Archiv der Stadt Salzburg im Dritten Reich mehr als 70 Aktivisten des kommunistischen und sozialdemokratischen Widerstandes hingerichtet, kamen in Konzentrationslagern und Haftanstalten ums Leben oder starben nach der Befreiung an den Haftfolgen.

Ihre politische Tätigkeit bestand meist im Zahlen von Mitgliedsbeiträgen, in der Unterstützung von Angehörigen politisch Gemaßregelter und Verfolgter, in der Weitergabe politischer Schriften sowie im Werben von Mitgliedern. Das geheime Netzwerk wuchs in der Stadt Salzburg allmählich, flog aber durch einen Spitzel im Frühjahr 1942 auf.

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