Adnet: Gedenken für Bomberbesatzung

In Adnet (Tennengau) wurde Freitag des letzten Bomberabschusses im Europa des Zweiten Weltkrieges gedacht. Vor genau 70 Jahren stürzte die britische Lancaster-Maschine beim Schlenken in eine Bergwiese. Für die Flieger wurde nun ein Denkmal eingeweiht.

Gedenken an britische und kanadische Bomberpiloten in Adnet

ORF

Skulptur aus Trümmern der 1945 abgeschossenen Lancaster

Die vier Briten und drei Kanadier in dem riesigen Flugzeug hatten Hitlers Hauptquartier bei Berchtesgaden angegriffen - neben mehr als 300 anderen Bomberbesatzungen der Royal Air Force. Für die vier Getöteten blies am Freitag der Trompeter der britischen Luftwaffe in Adnet die Fanfare zum Totengedenken: „The Last Post“. Auch eine Staffel des Bundesheeres flog zum Salut über die Absturzstelle. Rund 60 Briten und Kanadier sind derzeit im Tennengau, viele davon Nachkommen der toten Flieger. An der Absturzstelle wurde Freitag ein Denkmal eingeweiht - entworfen von Georg Weninger, Schüler der HTL Hallein; eine Friedenstaube, gegossen aus Trümmern des Bombers.

„Es war ein riesiger Angriff“, schildert der Historiker Wolfgang Wintersteller. „359 britische Lancaster-Langstreckenbomber und 16 De Havilland Mosquitos sind in mehreren Angriffswellen auf den Obersalzberg losgeflogen und haben ihre Bomben abgeworfen. Die Luftabwehr im süddeutschen Raum war ausgefallen. Und daher war man mehr oder weniger unvorbereitet.“

Vier der sieben Besatzungsmitglieder starben

Auf dem Rossfeld beim Hohen Göll standen aber deutsche Fliegerabwehrgeschütze. Zeitzeuge Isidor Rieger sah den Abschuss: „Von der Staffel hat einer hinten weiß zu rauchen begonnen. Dann war eine rote Flamme zu sehen. Dann hat er sich gedreht, ist heruntergekommen und dann hat es einen Kracher gemacht und dann war er herunten.“ Vier der sieben Briten in dem Bomber starben, die anderen kamen in Gefangenschaft. Sie wurden nur eine Woche später in Salzburg von den Amerikanern befreit.

Beim Bergbauernhof von Josef Klappacher oberhalb von Adnet stürzte die Lancaster nach dem Angriff auf Hitlers Berghof in die Wiese: „Wenn man nach 1945 zurückgeht, dann hat die Bevölkerung die sicher als Angreifer angesehen“, sagt Adnets Bürgermeister Wolfgang Auer (ÖVP). „Heute muss man natürlich sagen, dass uns die vom Nationalsozialismus befreit haben.“

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Bürgermeister erforscht Abschuss seit Jahren

„Es war höchste Zeit. Es waren eh die letzten Tage. Wir haben gesagt: Endlich ist es aus - soweit man das als Kind realisiert“, sagt Zeitzeuge Johann Rainer. Er sei als 16-Jähriger jedenfalls damals froh gewesen, dass das Hitler-Regime zusammenbrach. Nur noch rund ein Dutzend Zeitzeugen sind noch am Leben.

Der Adneter Bürgermeister Auer erforscht seit vielen Jahren den Abschuss, stöberte in britischen und kanadische Archiven, sprach mit Angehörigen der Flieger. Im Lauf der Zeit trug er auch viele Trümmer der Lancaster zusammen - so wie den Originalkompass.

Gerald Lehner, ORF Salzburg

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