Gedenken für abgeschossene Flieger

Im Tennengau rüstet man sich für einen Ansturm von Besuchern aus Großbritannien und Kanada. Vor genau 70 Jahren ist bei Adnet ein britischer Lancaster-Bomber mit einem kanadischen Piloten abgestürzt. Er war an der Zerstörung von Hitlers Hauptquartier im nahen Berchtesgaden beteiligt.

Lancaster Bomber Absturz bei Adnet

Royal Air Force (RAF)

Lancaster der britischen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg

Militärische Kennung: LM756 F-Freddy. Diese viermotorige Lancaster gehörte zur Squadron 619 der Royal Air Force (RAF). Die Besatzung mit vier Briten und drei Kanadiern nahm am 25. April 1945 bei Berchtesgaden und Salzburg neben mehr als 300 anderen Bombern am letzten Kampfeinsatz der britischen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg teil. Die Flieger der RAF kamen für diese Mission gegen Hitlers Hauptquartier von Stützpunkten in Südengland und nicht aus Norditalien, wo die amerikanische Luftwaffe mehrere Stützpunkte hatte.

„Befreier Österreichs“

Der Adneter Bürgermeister Wolfgang Auer (ÖVP) erforscht seit Jahrzehnten den Absturz der sehr großen Maschine und die Schicksale der sieben Flieger: „Aus heutiger Sicht sagen wir ganz klar, dass diese Männer dazu beigetragen haben, Österreich vom Nationalsozialismus zu befreien. Sie waren aus österreichischer Sicht keine Angreifer.“

Festakt am 24. April - Nationalfonds im Boot

Am 24. April 2015, also in einem Monat, steht an der Absturzstelle auf den Westhängen des Schlenken bei Adnet die Enthüllung eines Denkmals auf dem Programm. Gegossen, geschweißt und am Standort aufgebaut wird es aus einigen Trümmern der britischen Maschine, die in großer Zahl vorhanden sind. Schüler und Lehrer der HTBL Hallein und die Kunstgießerei Schipflinger in Maishofen (Pinzgau) kümmern sich um die technisch-künstlerische Gestaltung des Monuments. Der Österreichische Nationalfonds unterstützt diese Erinnerungskultur mit internationaler Beteiligung und die Einweihung des Denkmals finanziell.

Josef Klappacher Bergbauer bei Adnet

Gerald Lehner

Bergbauer Klappacher an der Stelle, wo das Denkmal nun entsteht

Dem Adneter Bergbauern, Rinder- und Pferdezüchter Josef Klappacher gehört die Bergwiese, wo die Maschine aufprallte. Seine Vater hat hier im Frühling 1945 noch Getreide angebaut. Dann kam der Crash - nur rund 200 Meter vom Hof entfernt.

Die Familie stellt dort nun ein kleines Grundstück für das Denkmal zur Verfügung: „Uns ist es wichtig, dass man sich dieser Toten erinnert. Für meinen Vater war der Absturz ein einschneidendes Erlebnis. Große und kleinere Trümmer waren in der ganzen Gegend verstreut. Wir finden heute noch immer Flugzeugteile.“

Lancaster Bomber Absturz bei Adnet

Royal Air Force (RAF)

Lancaster beim Start

Noch immer Trümmerfunde

Der Adneter Bürgermeister und Elektromeister Wolfgang Auer betreibt seit Jahrzehnten private Geschichtsforschung über den Crash der Briten und des Kanadiers. Er hat mitgeholfen, Angehörige und Nachfahren zu finden:

„Das hat bei mir schon in sehr jungen Jahren begonnen. Meine Sammlung von Trümmern der Lancaster wird allmählich zu groß. Durch das Internet wurden die Recherchen noch besser möglich. Und längst sind wir in gutem Kontakt mit den Familien. Viele Angehörige kommen nun auch zum Festakt.“

Hercules gelandet

Thomas Lenger/monatsrevue.at

Hercules-Transporter der österreichischen Heeresflieger

Überflug einer Hercules geplant

An der Gedenkfeier am 24. April in Adnet nehmen auch Regierungsvertreter und Militärs aus Großbritannien, Kanada und Österreich teil. Das Bundesheer schicket für Feier und Salut auch ein großes Transportflugzeug des Typs Hercules.

Die moderne, ebenfalls viermotorige Maschine wurde vor einigen Jahren von Österreichs Regierung von der britischen Luftwaffe gekauft. Die Besatzung wird zur Erinnerung vom Obersalzberg bei Berchtesgaden her in relativ geringer Höhe einen Überflug des neuen Denkmals und der Absturzstelle machen.

Galerie: Historische Fotos ...

Der Langstreckenbomber der Royal Air Force aus Großbritannien mit sieben Mann Besatzung wurde am 25. April 1945 über dem Rossfeld beim Hohen Göll von Fliegerabwehrkanonen der Hitlertruppen abgeschossen. Die Lancaster war Teil einer Flotte von 300 Bombern. Diese legten wenige Tage vor Kriegsende in Europa das Hauptquartier von Hitler, sein Privathaus und Kasernen der SS auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden in Schutt und Asche.

Zwei schon bei Flak-Beschuss tot

Insgesamt vier tote Flieger, drei Überlebende: Pilot und Kommandant Wilfred De Marco aus Kanada wurde durch Splitter der deutschen Flak-Granaten sofort getötet, ebenso der englische Navigator Norman Johnston. In weitem Bogen und steilem Sinkflug raste die Maschine über die österreichische Stadt Hallein hinweg gegen die östliche Seite des Salzachtales, wo sie beim Ortsteil Spumberg auf dem Berghang des 1.700 Meter hohen Schlenken über dem Dorf Adnet aufprallte. Das viele Flugbenzin für den geplanten Rückflug entzündete sich offenbar nicht. Alle heute noch vorhandenen Wrackteile sind nicht angeschmolzen.

Zu geringe Absprunghöhe, tödliche Verletzungen

Bordschütze Edward Norman starb in der Glaskanzel am Bug. Sein Kollege Gordon Walker war noch in geringer Flughöhe mit dem Fallschirm abgesprungen. Der öffnete sich aber nur teilweise. Walker kam unweit des Bauernhauses auf dem Berghang zu liegen, rief um Hilfe und verstarb wenig später an seinen sehr schweren Verletzungen, nachdem ein Einheimischer versucht hatte, ihm zu helfen. Die Toten kamen vorerst auf den Adneter Ortsfriedhof, wo sich später der aus einem Nazi-Konzentrationslager entlassene Priester für die Überführung zu einem britischen Soldatenfriedhof in Klagenfurt einsetzte.

Drei Überlebende

Mehr Glück hatten Flugingenieur Fred Cole und Funker Jack Speers. Beide überlebten ihre Fallschirmabsprünge hoch über dem Salzachtal, wurden nach eigenen Angaben relativ freundlich von Einheimischen behandelt und kamen in Kriegsgefangenschaft. Auch Bombenschütze Arthur Sharman teilte dieses Schicksal. Er hatte sich beim Crash ein Bein gebrochen. Schon wenige Tage später war der Zweite Weltkrieg vorbei. Und die drei überlebenden Briten wurden in der Stadt Salzburg von den amerikanischen Befreiern Österreichs aus deutscher Gefangenschaft befreit.

Gerald Lehner, ORF Radio Salzburg

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