75 Jahre Obus in der Stadt Salzburg

Seit 75 Jahren gibt es den Obus in der Stadt Salzburg. Das Netz wuchs von einer Linie 1940 auf elf Linien heute, mit 41,7 Millionen Fahrgästen im Jahr. Doch zum Jubiläum leben auch alte U-Bahn-Visionen wieder auf - mit Unterstützung der Salzburg AG.

Am Sigmundsplatz - heute Herbert-von-Karajan-Platz - in der Salzburger Altstadt fuhr 1940 der erste Obus los: durch das Neutor in Richtung Maxglan. Der Obus löste damals die Salzburger Stadtbahn ab, die „rasende Eierspeis“, wie sie im Volksmund wegen ihrer gelben Farbe hieß. Optisch passte sich der Obus im Lauf der Jahrzehnte allerdings wieder mehr und mehr einer Straßenbahn an.

Erster Obus im Jahr 1940 in der Stadt Salzburg

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Der erste Obus fuhr 1940 durch das Neutor - damals entsprechend gefeiert von der NS-Stadtregierung

LED-beleuchteter Bus zum Jubiläum

Die modernste Obus-Variante wurde am Montag vorgestellt: Studenten der Abteilung Design an der Fachhochschule Salzburg packten das Linienabbild der Stadt auf den Obus. Die LED-Beleuchtung findet sich aber auch am Unterboden und an den Stromabnehmern. Am Beginn seiner Karriere in Salzburg war der Obus von derlei Zierrat noch weit entfernt, wie ein Blick ins Archiv belegt.

Heute fahren elf Obus-Linien durch die Stadt, gut 100 Obusse sind täglich im Einsatz. Erwachsene Obus-Nutzer sind mehrheitlich weiblich, viele sind jung, sagt Peter Brandl, Verkehrsdirektor der Salzburg AG: „20 bis 30 Prozent sind Schüler, ein Großteil sind natürlich Pendler. Aber gut ein Drittel sind Freizeitverkehr oder Gelegenheitsfahrer - je nach Tageszeit und Tag ganz unterschiedlich.“

Jubiläums-Obus in der Stadt Salzburg

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Kunden zufrieden, auch wenn nicht immer pünktlich

Die Zufriedenheit der Kunden mit dem Obus in Salzburg ist im 75. Jahr seines Bestehens relativ groß: „Ich bin sehr zufrieden“, sagt Romana Thaler. „Ich habe eine Jahreskarte und fahre regelmäßig und bin sehr zufrieden.“ Komfort und Pünktlichkeit ließen zwar „hin und wieder zu wünschen übrig“, ergänzt Thaler. „Aber es passt für mich.“ „Im Großen und Ganzen ist es in Ordnung“, findet auch Mario Mayrhofer aus Bergheim (Flachgau). „Nur die Zeiten sind hie und da nicht gut. Aber da können die Obusse nichts dafür - das sind die Baustellen in Salzburg.“

Die Stadtpolitik setzt jedenfalls voll auf das Verkehrsmittel Obus. Auch wenn die Diskussionen über eine unterirdisch verlängerte Lokalbahn wieder lauter werden: „Es ist immer gut, Fantasien und Projekte zu haben“, sagt dazu Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ). „Aber besser ist es, in Dinge zu investieren, die ganz realistisch sind, die man jetzt gleich umsetzen kann. Und der Obus ist so ein System, wo sich jeder Cent an Investitionen lohnt.“

Forderung: „Vorrang für Obus“

Gerade die Stadtpolitik kommt aber beim Thema Obus immer wieder in die Kritik. Der öffentliche Verkehr, also der Obus, müsse nämlich massiv ausgebaut werden, fordert Peter Haibach von der Plattform der Verkehrsinitiativen: „Der Obus muss Vorrang bekommen, muss durchgehende Busspuren überall bekommen. Und die Autofahrer haben sich nach dem zu richten. Denn es geht um die Lebensqualität, es geht um die Staus. Da können nicht beide nebeneinander gewinnen.“

Salzburg-AG-Vorstand verteidigt Verkehrsmittel

Manche kritisieren hingegen, dass der Obus die Nachteile der Bahn - die Gebundenheit an eine fixe Strecke - mit den Nachteilen des Busses - die vergleichsweise geringe Kapazität - verbindet. Trotzdem ist für Salzburg-AG-Vorstandssprecher Leonhard Schitter der Obus auch in Zukunft das „ideale“ Verkehrsmittel für die Stadt Salzburg: „Er ist Elektromobilität in der reinsten Form.“

Obus in der Stadt Salzburg

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Dass der Obus heute teilweise langsamer unterwegs ist als bei seiner Einführung 1940, liege vor allem am massiv gestiegenen Verkehr in der Stadt Salzburg, räumt Schitter ein: „Wir fahren auf elf Linien durch die gesamte Stadt. 41,7 Millionen Fahrgäste pro Jahr bestätigen, wie attraktiv dieses Verkehrsmittel ist. Und wir investieren auch ständig in den Obus, um seine Attraktivität zu verbessern.“

Unterirdische Lokalbahn ein Thema

Die jüngst wieder laut gewordenen Forderungen nach einer U-Bahn in Salzburg sieht Schitter positiv: „Was wir schon sehr stark unterstützen, ist die Verlängerung der Lokalbahn unterirdisch bis zum Mirabellplatz. Und ich halte auch viel davon, wenn man sie durchbindet bis in die Alpenstraße“, sagt Schitter. „Bis zum Mirabellplatz deshalb, weil man dann fußläufig in fünf Minuten die Altstadt, aber auch andere Teile der Stadt erreicht.“

Jetzt müssten aber alle Beteiligten - Stadt, Land, usw. - „gemeinsam an einem Strang ziehen, um diese Vision in die Realität zu bringen“, betont Schitter. „Ich bin da an und für sich guter Dinge.“

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Karl Kern berichtet über 75 Jahre Obus in Salzburg

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