A1: Mehr Unfälle mit Lkws bei Tempo 80

Der Luft-80er auf der Westautobahn (A1) in der Stadt Salzburg bringe eine Gefahr für Autolenker, sagt ein Unfallsachverständiger. Denn in der Tempo-80-Probephase im Vorjahr passierten dort fünfmal mehr Unfälle mit Lkw-Beteiligung.

Seit Mitternacht gilt auf der A1 zwischen Salzburg-Nord und dem Knoten Walserberg rund um Salzburg der flexible Umwelt-80er. Bei hoher Luftbelastung wird das Tempolimit von 100 km/h auf 80 Stundenkilometer reduziert.

Niedrigeres Limit „für Verkehrssicherheit sinnlos“

Vor einem Jahr wurde das Limit schon einmal drei Monate lang getestet. In dieser Zeit passierten auf der Strecke 20 Unfälle mit Verletzten und Lkw-Beteiligung, zwei davon im Umwelttunnel Liefering. Das sei eine Verfünffachung, sagt der Verkehrsunfallsachverständige Gerhard Kronreif. Er sieht keinen Sicherheitsgewinn für die Autofahrer bei Tempo 80: „Unter dem Aspekt der Verkehrssicherheit ist diese Maßnahme sinnlos.“

Lastwagen (Lkw) auf der Autobahn

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Die Zahl der Lkw-Unfälle habe sich beim Tempo-80-Probebetrieb verfünffacht, sagt der Unfallsachverständige

Vor allem bei Auf- und Abfahrten und bei Spurwechseln komme es bei Tempo 80 immer wieder zu gefährlichen Situationen, weil die Lastwagen schneller unterwegs sind. Zu hohes Tempo und zu geringer Sicherheitsabstand seien die Unfallursachen.

Lastwagen fahren 89 km/h - ungestraft

„Die Pkws, die sich an Tempo 80 halten, werden von hinten von den Lkws bedrängt“, sagt Kronreif. „Die Lkws haben einen Geschwindigkeitsbegrenzer bei erlaubten 89 km/h eingestellt. Diese Geschwindigkeit wird auch gefahren: Die Lkw-Fahrer wissen, dass keine Strafe droht. Mit den momentanen Toleranzen der Radargeräte und den technischen Toleranzen ist eine Geschwindigkeitsmessung erst ab 95 km/h zu erwarten - aus diesem Grund haben die Lkw-Fahrer nichts zu befürchten.“

Der Sachverständige empfiehlt der Politik, das Limit mit 90 km/h zu fixieren. Somit wären die Pkw-Lenker nicht mehr im Nachteil, weil sie dann etwas schneller als die Lastwagen sind.

Drei neue Radargeräte werden aufgestellt

Doch parallel dazu bringt der 80er eine Flut an Strafen. Während des dreimonatigen Testbetriebs wurden 18.000 Lenker geblitzt. Jetzt plant das Land gleich drei neue Radarboxen auf der 13 Kilometer langen Strecke: „Beim Lärmschutztunnel Liefering wird auf der Richtungsfahrbahn Wien auf Höhe der Gemeinde Wals eine zusätzliche Kabine aufgestellt“, sagt Friedrich Schmidhuber, Chef der Salzburger Verkehrspolizei. „Und in Fahrtrichtung München kommt zwischen Salzburg-Nord und Salzburg-Mitte sowie nach dem Liefering Lärmschutztunnel je eine Kabine.“

Frontal Radargeräte neben der Straße

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Drei neue Radargeräte sollen die Einhaltung des Luft-80ers kontrollieren

Die Radarboxen kommen erst in einigen Wochen. Der genaue Termine steht noch nicht fest. Um die zusätzlichen Strafen abzuarbeiten, gebe es im Salzburger Magistrat mehr Personal und ein neues Computersystem, sagt Magistratsdirektor Martin Floss: „Es geht darum, dass wir eine große Menge an Daten aus den Radarmessungen möglichst automationsunterstützt in unser System einspeisen. Und wir haben zwei zusätzliche Mitarbeiter im Strafamt - im Wesentlichen wegen Tempo 80.“ Im Testbetrieb im Vorjahr spülten die Radarstrafen in drei Monaten 400.000 Euro in die Stadtkasse.

Verkehrslandesrat Hans Mayr (Team Stronach) weist die von Kronreif genannten Zahlen als unseriös zurück. Die Polizei spreche nur von acht und nicht von zwölf Unfällen. Und die meisten dieser Verletzungsfälle seien erst nachträglich gemeldet worden, sagt Mayr.

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