Todesursache der Fürsterzbischöfe erforscht

Die Salzburger Universität und die Gerichtsmedizin wollen gemeinsam die Todesursache der Fürsterzbischöfe erforschen. Dafür werden alte Aufzeichnungen und Obduktionsprotokolle durchforstet.

Grundlage für dieses Projekt sind die medizinischen Handbücher der Erzbischöfe, die in der Salzburger Universitätsbibliothek aufbewahrt werden. Sie werden von der Chefin der Gerichtsmedizin und dem Leiter des Universitätsarchivs gemeinsam ausgewertet: „Wir untersuchen vor allem, welcher Erzbischof sich wie für Medizin interessiert hat und natürlich auch woran er gestorben ist“, erläutert der Leiter des Universitätsarchivs, Christoph Brandhuber.

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Leiter des Universitätsarchivs, Christoph Brandhuber und die Leiterin der Gerichtsmedizin, Edith Tutsch-Bauer, untersuchen die alten Handbücher

Sektionsbefunde lassen auf Todesursache schließen

Interessant sind in den Protokollen vor allem die Sektionsbefunde der Erzbischöfe - denn ausnahmslos alle wurden obduziert, sagt Brandhuber: „Gemacht worden ist das einerseits, um die Todesursache festzustellen und andererseits, um die Einbalsamierung vorzubereiten. Die Erzbischöfe wurden, im wahrsten Sinne des Wortes, ausgeweidet und dann mit einer speziellen Rezeptur gefüllt und gesalbt.“

Nach einem Schlaganfall im Koma

Bereits ausgewertet, ist der Obduktionsbefund von Wolf Dietrich von Raitenau - er war Fürsterzbischof in Salzburg von 1587 bis 1612. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er, inhaftiert, auf der Festung Hohensalzburg. Dort starb er im Alter von 58 Jahren: „Es wurden alle Protokolle übersetzt und anhand dieser kann man sehr gut den klinischen Verlauf verfolgen“, sagt die Leiterin der Salzburger Gerichtsmedizin, Edith Tutsch-Bauer. „Wolf Dietrich von Raitenau muss einen Schlaganfall erlitten haben, der dann zu einer halbseitigen Lähmung geführt hat. Letztendlich ist er dann ins Koma gefallen.“

Guidobald von Thun: Übel vorausgesagt

Auch Guidobald von Thun - er war der 56. Erzbischof - wurde bereits erfasst. Seine Todesursache war für die Experten besonders interessant: „Das Ende des Erzbischofs von Thun begann mit einem Ausflug zum Schloss Hellbrunn. Dort ist er wohl über eine morsche Brücke gegangen, eingebrochen und hat sich dabei eine große Schürfwunde am Bein zugezogen. Das war der Ausgangspunkt einer Sepsis, die ihn dann das Leben gekostet hat“, fasst Tutsch-Bauer die Untersuchungsergebnisse zusammen.

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Eine Schürfwunde am Bein des Erzbischofs führte zu einer Sepsis - diese kostete Guidobald von Thun das Leben

Nach historischen Aufzeichnungen wurde dieses Ereignis durch Vorzeichen sogar angekündigt, erzählt Christoph Brandhuber: „Beim Erzbischof Thun ist überliefert, dass ihn an jenem Tag wohl eine alte Frau an seiner Kutsche bestürmt hat keinen Ausflug zu machen, weil ihm ein Übel drohe. Der Erzbischof hat das angeblich nur verlacht und ist so seinem Schicksal entgegengefahren.“

Nach diesen Vorbildern sollen auch die Todesursachen der übrigen Erzbischöfe ermittelt und im kommenden Herbst in der Reihe Universitätsbibliothek publiziert werden.

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