Nazi-Schmiererei: Historiker kritisiert Polizei

Nach den jüngsten Beschädigungen von Gedenksteinen für Opfer der Nazis und insgesamt 70 solcher Taten gibt es Kritik an der Polizei. Die Bemühungen um Aufklärung seien mangelhaft, die Polizei arbeite ineffizient, sagt der Historiker Gert Kerschbaumer.

Kerschbaumer Gert Historiker

ORF

Kerschbaumer forscht seit Jahrzehnten auf den Spuren von verfolgten und ermordeten Salzburgern. Er ist auch international als Schriftsteller und Biograf von Stefan Zweig bekannt

Der Salzburger Historiker Gert Kerschbaumer arbeitet seit Jahren wissenschaftlich über das Thema Holocaust-Opfer in Salzburg und klärt Schicksale von Ermordeten auf - auch durch akribische Arbeit in Archiven. Er ist auch Mitglied im Komitee für die Stolpersteine zur Erinnerung an diese Salzburger.

„Beruht auf Ineffizienz der Polizei“

Kerschbaumer zeigte sich Mittwochnachmittag entsetzt über die aktuelle Lage in Salzburg und die immer wiederkehrenden Beschädigungen von Mahnmalen und der Kleindenkmäler, die in Straßen- bzw. Gehsteigbelägen vor ehemaligen Wohnhäusern der Opfer eingelassen sind: „Ich bin empört. Die Täter sind nach wie vor auf freiem Fuß. Es müssen mehrere sein. Zwei hat man ja verhaftet. Ich meine halt schon, das beruht auch auf der Ineffizienz unserer Polizei.“

Bei anderen Themen und Problemen werde mit viel mehr Nachdruck gearbeitet und ermittelt, so Kerschbaumer.

Kein Interview mit Polizeiführung möglich

Der ORF hat die Polizeiführung in Salzburg um eine Stellungnahme für Radio und TV gebeten. Ein Statement vor Kamera und Mikrofron wurde bisher abgelehnt. Man verwies auf eine inhaltlich recht dünne Erklärung, die am Mittwoch von der Exekutive publiziert wurde. Darin heißt es, es sei „aus bereits geklärten Fällen auf Einzeltäter zu schließen.“ Diese würden „aus schwierigen sozialen Verhältnissen“ stammen.

Bundesweit einzige Serie dieser Art

Zuletzt wurden - wie berichtet - auch die Parteizentralen der Grünen und der SPÖ mit Naziparolen beschmiert. Eine solche Serie mutmaßlich rechtsradikaler Straftaten gibt es laut Innenministerium bisher nur in Salzburg. Wie berichtet, sind seit Oktober 2013 insgesamt schon 70 kleine Gedenksteine für Opfer der Nazis beschmiert oder beschädigt worden. Dazu wurde vor Monaten das Denkmal für die Ermordeten der nationalsozialistischen „Euthanasie“ zerstört. Es ist mittlerweile wieder repariert.

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