Neuer Bahnhof international ein Meilenstein

Nach exakt sechs Jahren Bauzeit und Investitionen von 250 Millionen Euro wird am Freitag der neue Salzburger Hauptbahnhof offiziell eröffnet. Er gilt international als architektonisches und eisenbahntechnisches Schmuckstück.

Neuer Salzburger Hauptbahnhof vor Eröffnung

APA / Barbara Gindl

Bereits jetzt ist der neue Hauptbahnhof auch das Ziel von Architektur-Fans, Studenten und Fachleuten aus Österreich und anderen Ländern, die sich das außergewöhnliche Bauwerk genau ansehen und sich Inspirationen holen

Als letzter Baustein wurde der neue Zugang im Stadtteil Schallmoos mit „Kiss & Ride“-Zone, Flugdach und einer Garage für 600 Fahrräder fertiggestellt. Für den Freitag hat sich nicht nur Politprominenz angekündigt - es gibt auch ein großes Fest.

„Gelungene Symbiose von Alt und Neu“

Als „Verwandlung vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan“ hatte Projektleiter Thomas Wörndl den Bahnhofsumbau einmal beschrieben, gegenüber der APA sprach er am Mittwoch von einer gelungenen Symbiose aus Alt und Neu. „Es ist gelungen, denkmalgeschützte Bausubstanz mit moderner Bahninfrastruktur zu verknüpfen.“ Dabei hatten die ursprünglichen Pläne die historischen Elemente gar nicht berücksichtigt. Erst als der Denkmalschutz aktiv wurde, mussten die ÖBB ihr Konzept noch einmal überarbeiten.

Bilder-Galerie:

Mehr als 100 Jahre alte Wandbilder integriert

Von dem 1860 errichteten Bahnhof an der früheren Kaiserin-Elisabeth-Bahn wurde so nicht nur das Wanddekor der Eingangshalle mit mehr als 100 Jahre alten Bildern aus Keramikfliesen wiederhergestellt, am Bahnsteig 1 zeugen 40 historische Säulen aus Gusseisen von der Vergangenheit. Architektonisches Herzstück ist aber die 1908 erbaute Stahlhalle, die einst über dem Mittelbahnsteig stand. Die historische Halle wurde im Zuge des Umbaus in 2.500 Einzelteile zerlegt, in Polen restauriert und dann exakt wiederaufgebaut und in das neue Dach aus Kunststoffmembranen und Luftkissen integriert. Für das Projekt nach den Plänen des deutsch-österreichischen Architektenbüros kadawittfeld gab es 2013 den Europäischen Stahlbaupreis und einen Staatspreis für Design.

Riesiger Umbau bei laufendem Vollbetrieb

„Die größte Herausforderung war sicher der Umbau bei laufendem Betrieb. Wir mussten täglich bis zu 500 Züge und 25.000 Bahnkunden abfertigen“, sagte Wörndl. Sämtliche Gleisanlagen und alle Bahnsteige wurden komplett umgebaut, die schmalen und verwinkelten Zugangstunnels zu einer breiten, lichten Passage mit Geschäften, Gastronomie, ÖBB-Servicecenter und Wartebereichen erweitert. Der Durchgang verbindet nun die beiden Stadtteile Schallmoos und Elisabeth-Vorstadt und hat eine Fußbodenheizung gegen Glatteis im Winter.

Daten & Fakten:

50.000 Kubikmeter Beton und 5.800 Tonnen Stahl verbaut. Fundament: 38,4 Kilometer Pfähle aus Gusseisen, in den Boden gerammt oder gebohrt. Bahnsteige: 14.000 Quadratmeter Pflastersteine, das sind zwei Fußballfelder.

Baubeginn: 7. November 2008
Offizielle Eröffnung: 7. November 2014

Investitionsvolumen: 250 Millionen Euro (inklusive dem Neubau von zwei Eisenbahnbrücken und einem Viadukt)

Frequenz: 25.000 Reisende und 500 Züge täglich (davon 370 Personenzüge)

Infrastruktur: 250 Weichen, 288 Signale, sechs Personenlifte, 15 Rolltreppen, 4.660 Meter Blindenleitsystem, 80 Infomonitore, 450 Wegeleitschilder und 700 Sitzmöglichkeiten.

Statt fünf stehen heute neun Bahnsteige mit durchgehenden Gleisen zur Verfügung, aus dem früheren Kopfbahnhof ist eine wichtige Drehscheibe für den regionalen, nationalen und internationalen Reiseverkehr entstanden. Die Bahnsteigkanten wurden angehoben, um das stufenlose Ein- und Aussteigen in die Nahverkehrszüge zu ermöglichen, und ein Blindenleitsystem integriert. Der gesamte Bahnhofsbereich ist barrierefrei zugänglich. Im Winter geheizt und im Sommer gekühlt wird das Areal mit einer neuen Erdwärmeanlage, dazu wurden Sonden bis zu 150 Meter tief in den Boden gebohrt. Damit soll der Hauptbahnhof in Zukunft 80 Prozent der Kühl- und 55 Prozent der Heizenergie selbst produzieren.

Noch letzte Bauarbeiten

Ganz fertig ist der Bahnhof mit der offiziellen Eröffnung am Freitag aber noch nicht. Bis Mitte November werden noch die letzten Gütergleise in Betrieb genommen und Oberleitungen errichtet. „Das spürt der Kunde aber nicht mehr“, so Wörndl. Die dürften sich ohnehin schon ihr Urteil gebildet haben. Für die Bahngäste hat der neue Hauptbahnhof laut Bahntest des Verkehrsclub Österreich die schönste Architektur - insgesamt belegte er Platz zwei. Noch 2011 war Salzburg jener Bahnhof Österreichs, der den Fahrgästen am wenigsten gefiel.