Frauen-Pissoirs sehr unbeliebt

Pissoirs für Frauen sind in Österreich noch sehr selten. Sie werden auch kaum für den praktischen Gebrauch angenommen. Das zeigen Erfahrungen in Salzburg, wo im Kongresshaus der Stadt vor zwölf Jahren vier solcher Pissoirs bzw. Urinale für Frauen installiert wurden.

Pissoirs für Frauen ein Ladenhüter

APA / Barbara Gindl

Benutzerinnen wird eine gewisse Sportlichkeit abverlangt

In Wien beispielsweise sind solche Einrichtungen dem Sprecher des Gastronomiegewerbes völlig unbekannt. Anfangs sorgten auch in Salzburg die utopisch anmutenden Klosetts für Aufregung, dann versanken sie in den Dornröschenschlaf. Kommerziell scheinen sie Ladenhüter zu sein, oft sind sie zugesperrt.

„Skifahrerhocke“ bei „Lady Loo“ etc.

Ende der 1990er Jahre wurden solche Frauen-Urinale erstmals auf den Markt gebracht. Sie heißen „Lady P“, „Lady Loo“ und auch „Girly“ und ähneln Männer-Pissoirs. Aus dem Stadium eines Nischenprodukts kam das weibliche Pendant offenbar nicht heraus. Für den Toilettengang sind die Benutzerinnen auch sportlich gefordert: Sie müssen wie Abfahrtsläuferinnen die „Skifahrerhocke“ einnehmen. Den Blick auf das Nachbar-Urinal trennt meist nur eine kleine Wand - ein ungewohnter Anblick für Europäerinnen.

Bildergalerie:

Kein Kontakt zwischen Körper und Anlage

Die Hersteller kehren die Vorteile dieser - der weiblichen Anatomie angepassten - Urinale hervor: Bei richtiger Anwendung bestehe kein Kontakt zwischen Körperteilen und der Sanitäranlage. Urinale seien daher hygienischer als herkömmliche Sitzklosetts. In den Produktbeschreibungen werden weitere Vorzüge aufgelistet: Geringerer Wasserverbrauch und weniger Platzbedarf als bei herkömmlichen Sitzklosetts. Statt eigenen Kabinen sind nur kleine Trennelemente erforderlich. Dieses Toilettensystem würde sich bei öffentlichen Großveranstaltungen wegen der geringen Raumfläche besonders gut eignen, heißt es.

Fast niemand pinkelt da in Salzburg

In Salzburg fristen die vier Pissoirs für Frauen im Gebäude des Salzburg Congress beim Mirabellplatz allerdings ein einsames Dasein. „Die Damen-Urinale werden bei uns schlecht angenommen. Das System konnte sich nicht wirklich durchsetzen“, sagte Bert Brugger, Geschäftsführer der Tourismus Salzburg GmbH (TSG), auf APA-Anfrage. Er weiß auch von Missverständnissen. Manche glaubten, es handle sich um Herrentoiletten. Auch über die Funktionsweise sind sich einige nicht sogleich im Klaren, obwohl eine Skizze die Anwendung veranschaulicht. Darunter steht der Hinweis: „Nur als Pissoir benutzen. Toilettenpapier in den Mülleimer werfen. Danke.“

Zeitweise würden die Urinale im ersten Stock auch zugesperrt, sagte Brugger. „Wir haben uns schon überlegt, sie zu entfernen.“ Da müsste man aber aufstemmen, was kompliziert sei. Jedenfalls soll es deshalb zu keiner Großbaustelle kommen, betonte der TSG-Geschäftsführer. Offenbar will man auch höhere Kosten vermeiden.

Kein Wirtschaftsfaktor bisher

In der Wirtschaftskammer Österreich sind Damen-Urinale kein Thema. „Bei uns ist so etwas nicht gängig“, sagte Gastro-Spartenobmann Helmut Hinterleitner. Ins selbe Horn stößt Walter Freundsberger, Geschäftsführer der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer Wien. „Damen-Urinale? So etwas habe ich noch nie gehört. Ich kenne keinen Wirt in Wien, der so etwas hat“, sagte er zur APA. Freundsberger vertritt rund 6.000 Wirte. Nachdem ihm solche speziellen WC-Anlagen geschildert worden waren, meinte er: „Davon halte ich wenig.“ Als zusätzliche Auflage lehne er die Urinale ab. Das würde für die Gastronomen Zusatzkosten verursachen, das Raumangebot sei oft auch zu knapp.

Bürokratisch-juristischer Hintergrund

Wie viele WC-Anlagen in einer Toilette eines Gasthauses installiert sein müssen, hängt von den „Verabreichungsplätzen“ ab. Das ist in der „Wiener Mindestausstattungsverordnung“ genau geregelt: Ab neun bis 25 Kundenplätzen muss in den Toiletten eine Sitzzelle für Damen und eine für Herren vorhanden sein. Ab 26 Verabreichungsplätzen kommt für die Herrentoilette noch ein Pissoirstand dazu. Ab 81 bis 170 Verabreichungsplätzen muss zusätzlich noch eine zweite Sitzzelle für Damen und ein zweites Pissoir für Herren montiert sein.