„Big Brother Award“ für Uni Salzburg

Die Universität Salzburg hat für ihr E-Mail-System einen Preis erhalten, den eigentlich keiner will: Den „Big Brother Award“. Diese Negativ-Auszeichnung wird seit Jahren an Organisationen verliehen, die unvorsichtig mit persönlichen Daten umgehen. Die Uni fühlt sich unfair behandelt.

Seit dem Jahr 2010 bedient sich die Universität Salzburg des kostenlosen E-mail-Angebots von Google. Gut 18.000 Studierende nutzen dieses werbefreie Angebot und haben dabei offenbar der Versprechung von Google geglaubt, wonach die E-mails weder gescannt noch indiziert würden. Der Suchmaschinenriese hält dieses Versprechen aber nicht ein, kritisiert Markus Kainz vom „Big Brother“ Komitée.

„Wir wissen das seit März 2014. Amerikanische Studenten, die ebenfalls einen Dienst von Google genutzt hatten, haben geklagt. Daraufhin hat Google zugegeben, dass natürlich alle Analysetechniken verwendet werden, wenn man den Dienst nutzt, obwohl keine Werbung eingeblendet wird“, sagt Kainz.

Uni fühlt sich zu Unrecht kritisiert

Florin Guma, Informatikchef der Universität, sieht sich zu unrecht für mangelndes Bewußtsein um den Datenschutz kritisiert. Das Google-Mail sei Wunsch der Hochschülerschaft gewesen, betont Guma. „Wir hatten im Rahmen dieser Forderung der Studenten im Jahr 2010 ein Gespräch mit der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH). Dabei wurde die Forderung gestellt, dass die angebotenen Dienste vom Datenvolumen her viel höher sein sollten als es damals möglich war. Die Universität stellt Studenten, die sensible Daten verschicken müssen, aber weiterhin ein separates Mailsystem zur Verfügung.“

ÖH: „Uni hat Google-Mail selbst vorgeschlagen“

Die ÖH wiederum weist diese Darstellung zurück. Die Universität habe im Jahr 2011 vorgeschlagen, das Google-Mail für ihre 17.000 Studierenden einzuführen. Hintergrund sei die Forderung der ÖH und der studentischen Protestbewegung „Uni brennt“ gewesen, vom alten, unbefriedigenden Emailsystem wegzukommen.

Die ÖH Salzburg habe stets betont, dass Google-Mail nur dann eine Option sei, wenn Werbefreiheit und der Schutz der Privatsphäre gewährleistet sind. Insbesondere habe man verlangt, sicherzustellen, dass die Emails von Studierenden nicht indexiert und analysiert werden. Genau solche Auswertungen habe Google jedoch vorgenommen. Die Universität habe die Verantwortung, die Einhaltung ihrer Verträge mit Dritten zu überwachen und im Bedarfsfall einzufordern. In diesem Fall habe die Universität – entgegen ihrer Zusicherungen von 2011 – jedoch klar versagt, kritisiert Kay-Michael Dankl von der ÖH.

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