NS-Täter: Verliert Tratz auch Ehrenbürgerschaft?

Könnte der Vogelforscher und hohe SS-Offizier Eduard Paul Tratz, Gründer des Hauses der Natur, nach seinem Ehrendoktorat der Universität Salzburg bald auch die Ehrenbürgerschaft der Stadt Salzburg verlieren? Um diese Frage dreht sich nun eine aktuelle Debatte.

Seit Anfang der 1960er-Jahre ist Eduard Paul Tratz Ehrenbürger der Stadt Salzburg. Er hatte das Haus der Natur gegründet und bis Mitte der 1970er-Jahre geleitet.

Eduard Paul Tratz SS Haus der Natur SS-Akt

United States National Archives / Gerald Lehner

Akt des „Siedlungs- und Rassehauptamtes“ der SS in Berlin über ihren hohen Salzburger Offizier, Natur- und Vogelforscher Eduard Paul Tratz. Die Tibetschau in seinem Museum stammte aus der Sammlung des Anthropologen, Tibetforschers und NS-Kriegsverbrechers Bruno Beger

Während der NS-Zeit beteiligte sich Tratz als enger Mitarbeiter von SS-Chef Heinrich Himmler an Raub-Aktionen zugunsten seines Museums, sprach Behinderten als Darwinist und Propagandist des „Starken“ die Existenzberechtigung ab und ließ eine nationalsozialistische „Rassenschau“ in seinem Museum aufstellen. Von dieser waren Teile bis vor einigen Jahren noch immer im Haus der Natur zu sehen.

Bürgerliste seit Jahren aktiv

Der Ehrenbürgerschaft der Stadt Salzburg sei der Mann nicht würdig, sagt die grüne Gemeinderätin Ingeborg Haller, deren Fraktion sich schon seit mehr als zehn Jahren für die Aberkennung engagiert: „Es braucht einen politischen Beschluss und ein Bekenntnis der Stadt Salzburg und des Gemeinderates.“

Auch NEOS fordern Aberkennung

Ob die Ehrenbürgerschaft von Tratz tatsächlich aberkannt werden kann, gehöre geprüft, heißt es dazu aus allen Parteien. Für Gemeinderätin Cornelia Thöni (NEOS) wäre das Thema mit dem Fall Tratz noch nicht Schluss: „Man muss sich jede Persönlichkeit ansehen. Tratz hat gegen Behinderte und Minderheiten gehetzt, und in seinem Fall müsste man handeln.“

Symbolischen Akt gefordert

Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) argumentiert dagegen, die Ehrenbürgerschaft von Eduard Paul Tratz sei bereits mit dessen Tod im Jahr 1977 erloschen. Im Haus der Natur war noch lange danach eine Ehrenbüste von Tratz aufgestellt. Noch 1989 wurde im Nationalpark Hohe Tauern an der Glocknerstraße eine naturwissenschaftliche Forschungsstation zu Ehren von Tratz benannt. Kritiker wie die Stadtpolitikerin Haller fordern nach Jahrzehnten des Verherrlichens bzw. Verschweigens einen symbolischen Akt, die Stadt müsse sich endlich von diesem Mann offiziell distanzieren.

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