Verunglückter Höhlenforscher wieder zu Hause

Der in der Jack-Daniel’s-Höhle im Tennengebirge bei Abtenau (Tennengau) abgestürzte 27-jährige Höhlenforscher ist wieder in seiner Heimat Polen: Am Samstag wurde er vom Krankenwagen in Salzburg abgeholt.

„Der Patient ist am Samstag in aller Früh von einem polnischen Rettungswagen abgeholt worden. Er kann mit Krücken selbstständig gehen, darf aber wegen des Beckenbruches sein linkes Bein nicht belasten“, schilderte Unfallchirurgie-Primar Herbert Resch am Montag im Gespräch mit der APA. Die Röntgenbilder vermitteln Zuversicht: „Der Beckenbruch wird aller Voraussicht nach folgenlos ausheilen“, prognostizierte Resch. „Es hat keine Komplikationen gegeben. Er wird voraussichtlich völlig genesen.“

Der 27-jährige Höhlenforscher Marek Gizowsky im Salzburger Landeskrankenhaus

SALK/Weinberger

Nach einer Woche im Spital in Salzburg wurde der Höhlenforscher am vergangenen Samstag zurück nach Polen gebracht

Der Pole war am 14. August in rund 250 Metern Tiefe in der Höhle in Abtenau beim Umhängen einer Seilsicherung ausgerutscht und acht Meter senkrecht in die Tiefe gefallen. Er stürzte mit der linken Körperseite auf eine Steinplatte, die mit emporwachsenden Tropfsteinen gespickt war. Der 27-Jährige erlitt einen Beckenbruch, ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma, zahlreiche Prellungen und Blutergüsse sowie eine Rippenfraktur.

Aufwendige Bergungsaktion

Nach einer aufwendigen Rettungsaktion wurde der Verletzte 48 Stunden nach seinem Unfall am 16. August um 2.18 Uhr aus der engen Höhle geborgen und von einem Hubschrauber des Bundesheers noch in der Nacht in die Chirurgie West des Uniklinikums nach Salzburg gebracht. Die Bergezeit des Polen in der Höhle dauerte rund 40 Stunden. 182 Einsatzkräfte, davon 79 Höhlenretter, beteiligten sich an dem spektakulären Rettungseinsatz.

Höhlenretter bei der Bergung des verletzten Polen

Bergrettung Salzburg

Dass der Höhlenforscher sehr athletisch und sportlich ist, habe ihm bei der Genesung sehr geholfen, erläuterte Primar Resch. Auch psychisch sei es dem Patienten im Krankenhaus immer besser gegangen. Unter Beiziehung eines Dolmetschers wurde der Höhlenforscher im Spital psychologisch betreut. „Er ist gesprächiger geworden, er hat gelächelt, als ich ihn besucht habe, und war sehr freundlich.“

Froh, wieder nach Hause zu kommen

Der 27-Jährige habe einen zufriedenen Eindruck gemacht, sich aber sehr auf das Heimfahren gefreut, sagte Resch. Unter der Bedingung, dass der Pole, der in Witnica wohnt, in sein Heimatkrankenhaus im Kreis Gorzow Wielkopolski komme, sei er aus der Salzburger Klinik entlassen worden. Ob der Höhlenforscher nun in Polen weiterhin stationär behandelt wird, müssten die Ärzten dort entscheiden, erklärte der Mediziner.

Bergungskosten von 120.000 Euro - Versicherung zahlt

Der Landesleiter der Bergrettung Salzburg, Estolf Müller, gab am Montag gegenüber der APA eine Schätzung der Kosten für die Rettungsaktion ab. „Mit allen Organisationen zusammen werden rund 120.000 Euro herauskommen. Offensichtlich ist die Versicherung des Polen gut genug, dass das alles gedeckt ist.“ In den geschätzten 120.000 Euro seien auch Materialkosten und die örtliche Verpflegung der Einsatzkräfte inkludiert.

Die polnischen Höhlenforscher, die seit Jahrzehnten in Salzburg professionell Höhlen erforschten, seien wegen des hohen Risikos gut versichert. Müller wies darauf hin, dass bei Höhlenexpeditionen in den vergangenen Jahrzehnten in Salzburg wenig passiert sei.

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