Talente-Tauschbörsen boomen

Seit der Finanzkrise 2008 boomen sogenannte Talente-Tauschbörsen. Es scheint als suchen immer mehr Menschen nach Alternativen zu unserem Geldsystem. Rasenmähen, Kochen - statt in Euro wird in Stunden abgerechnet.

Frau Rucker geht Gassi mit dem Hund von Frau Hamberg - währenddessen mäht Herr Veith den Rasen für Frau Hamberg. Geld bekommen beide keines, sie sind beim Talentetauschkreis Salzburg und verrechnen die Zeit. Frau Hamberg revanchiert sich mit Autofahrten für Vereinskollegen und schließt so den Kreis, schildert Heinrich Veith aus Salzburg-Gneis.

„Hier geht nicht Geld über den Tisch, sondern es sind Stunden, die über den Tisch gehen. Ich selbst habe zum Beispiel schon viele Stunden in Form von Leistungen konsumiert und bin jetzt dabei, mein Minus abzubauen. Aber mein Minus ist genauso wichtig, denn es mein Minus ist das Plus der anderen.“

Über jeden Transfer wird online Buch geführt

Über jeden Tauschtransfer wird online Buch geführt. Etwa vier Stunden muss Frau Wiesinger einer Tauschpartnerin für eine neue Spezial-Bettwäsche gutschreiben. "Es ist eine nette Gemeinschaft. Man kennt sich gegenseitig und es ist einfach eine andere Art des Wirtschaftens. Man braucht also nicht für alles Geld, sagt Sabine Wiesinger aus Salzburg-Leopoldskron.

Ihr pflichtet auch der Obmann des Talentetauschreises, Fritz Keller, bei. „Der Boom hat praktisch mit der Wirtschaftskrise begonnen. Die Menschen haben damals nach Handlungsalternativen gesucht“, schildert Keller.

„Steuer sparen kein Motiv für Mitgliedschaft“

Tauschen, um Steuern zu sparen, sei unter den derzeit 120 Vereinsmitgliedern in der Stadt aber kein Thema, betont Obmann Keller. „Normaler Weise ist es so, dass pro Mitglied so wenig Stunden zusammenkommen, dass die relevanten Steuergrenzen nicht überschritten werden.“

Um Kritik am Kapitalismus geht es Tauschern wie Frau Hamberg oder Herrn Veith also nicht - die gute Gemeinschaft im Tauschkreis ist für sie Grund genug, dabei zu sein.