366-Euro-Jahresticket „nur ein erster Schritt“

Ab 1. Juli kostet das Jahresticket für Bus und Bahn im Salzburger Stadtgebiet 366 Euro - deutlich billiger als bisher. Doch dieses Ticket sei nur ein erster Schritt, um die öffentlichen Verkehr attraktiver zu machen. Dichte Fahrpläne seien wichtiger, weiß auch der Verkehrsverbund.

Rund 4.000 Salzburger haben derzeit ein Jahresticket für Bus und Bahn in der Landeshauptstadt. Durch das billigere Ticket sollen das mehr werden, hofft die Politik. Land und Stadt Salzburg stützten ja das neue „Cityticket“, das 366 statt der bisher verlangten 494 Euro kostet.

Für Kritiker eine „Luftblase“

Für die Verantwortlichen ist das Ticket ein Meilenstein, für Kritiker wie Peter Haibach von der Salzburger Verkehrsplattform eine Luftblase: „Es wird eine Binsenweisheit verletzt: Angebot schafft Nachfrage. Wenn das Angebot nicht stimmt, kann man Gratistickets anbieten und die Leute steigen trotzdem nicht um.“

Nicht einmal jeder fünfte Verkehrsteilnehmer in der Stadt nimmt die öffentlichen Verkehrsmittel, die meisten Salzburger sind noch immer mit dem Auto unterwegs: „Das ist ein interessanter Trend, den die TU Berlin festgestellt hat, dass Senioren mehr auf das Auto umsteigen, weil der Öffentliche Nahverkehr für sie nicht attraktiv ist, weil sie sich mit den Automaten nicht auskennen, weil die Anschlüsse nicht passen“, sagt Haibach. Seine Kritikpunkte an den Bussen in der Stadt sind Verspätungen wegen Staus, zu wenig überdachte Haltestellen, nur selten elektronische Fahrtanzeiger und ein unregelmäßiger Taktfahrplan.

Obus in der Stadt Salzburg

ORF

Erster Schritt, „es gehört mehr gemacht“

Verkehrslandesrat Hans Mayr (Team Stronach) gibt zu, dass die Infrastruktur verbessert werden muss. Ein günstigeres Jahresticket gehöre aber auch dazu: „Ich habe in dem Jahr sehr viel gemacht, Wunder kann ich nicht bewirken. Ich gebe dem Herrn Haibach recht, das gehört gemacht. Und wir machen jetzt einen Musterkorridor. Wenn der perfekt ist, abgestimmt mit Fahrgastinformation, der richtigen Positionierung der Haltestellen, kommen dann mehr Menschen zum öffentlichen Verkehr.“

„Wir schauen uns das jetzt an“, ergänzt Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ). „Es ist ja auch zeitlich befristet, um zu sehen, ob’s funktioniert. Und wenn’s funktioniert, sind alle herzlich eingeladen, sich dem Beispiel anzuschließen und dann auch einen etwas größeren Raum mit attraktiven Tarifen anzubieten.“

Und auch Allegra Haslinger, Geschäftsführerin des Salzburger Verkehrsbunds weiß aus Kundenumfragen: „Das Angebot - also der Fahrplan und die Qualität der Fahrzeuge - sind wichtiger als der Preis.“ Deren Attraktivierung „stehen im Vordergrund.“

Unterschiedliche Meinungen bei Kunden

Die Fahrgäste sind zu den Auswirkungen des 366-Euro-Jahrestickets unterschiedlicher Meinung: „Ich weiß nicht, ob sie da die Leute auf den Bus bekommen. Immer diese Verspätungen - es ist einfach ein Wahnsinn“, sagt die Pensionistin Elfriede Schuster. „Ich glaube nicht, dass das soviel ausmacht, weil viele das Auto auf Grund der Flexibilität nehmen“, ergänzt der Schüler Roberto Schindl. „In meinem Bekanntenkreis ist jeder voll begeistert“, sagt dagegen Sieglinde Maschl.

Ein weiterer Wermutstropfen: Auch wenn die Jahreskarte billiger wird, steigen mit 1. Juli die Preise für Einzelfahrscheine um zehn Cent. Auch Wochen- und Monatskarten werden teurer. Dass sich Jahreskartenbesitzer auch bisher schon 100 Euro Umweltbonus zurückholen konnten, lässt Allegra Haslinger übrigens nicht gelten: „Der Kunde hat sich vorher die 20 Prozent im Nachhinein beim Ministerium abholen müssen, einen Antrag ausfüllen müssen. Wir bieten die 20 Prozent Ticketvergünstigung im Vorhinein an - somit kann das jeder Bürger bekommen oder komplizierte Vorgehensweise.“

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