Grünlandschutz: „Einsatz hat sich gelohnt“

Die Hellbrunner Alle, die Wiesen in Freisaal - diese Grünräume in der Stadt Salzburg sind geschützt. Das ist mit ein Verdienst von Bäckermeister Richard Hörl: mit der „Bürgerrevolte“ von 1972 bis 1982. Der Einsatz habe sich gelohnt, sagt er heute.

Hörl seine Erinnerungen jetzt in dem Buch „Die Salzburger Bürgerrevolte von 1972 bis 1982“ veröffentlicht. Wenn es diesen Aufstand gegen das politische Establishment von Stadt und Land Salzburg damals nicht gegeben hätte, sähe der Süden der Landeshauptstadt heute bei Weitem nicht so grün aus. Im Rückblick war der Aufstand gegen die Verbauung der Grünflächen in Freisaal mehr als nur ein Kampf um Grünland, sagt Hörl: „Es war von der Tradition her so, dass die Parteien auf dem Standpunkt gestanden sind: Sie werden gewählt. Dann ist die Mitsprache erledigt, dann bestimmen sie, was in der Zeit geschieht.“

Grünland in Salzburg Freisaal mit Blick auf die Festung

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Der Kampf ums Grünland in Salzburg-Freisaal war Initialzündung für die Grün-Bewegung in Salzburg - hier war ja ein Universitätscampus geplant

Zwischen Hellbrunner Allee und Alpenstraße waren Wohnbauten geplant, auf der anderen Seite Sportanlagen. Für Richard Hörl damals ein Horror-Szenario: „Das haben die Leute bis heute nicht so im ganzen Ausmaß erfasst - aber es auch nicht notwendig, sondern ich freue mich immer, wenn ich sehe, wie stark die Hellbrunner Allee am Wochenenden jetzt frequentiert wird. Deshalb haben wir sie zur ‚schönsten Fußgängerzone der Welt‘ erklärt.“

Zeitungsartikel Anstoß für den Protest

Anstoß für den Protest war ein Artikel über „Die hässliche Stadt“ in den Salzburger Nachrichten. Dass er damals im Umgang mit Bauprojekten noch recht naiv war, empfindet Richard Hörl nachträglich als hilfreich: „Von der der Dimension, die dieses Bauvorhaben schon angenommen hatte - von den Mitteln, Vorarbeiten, Planungen und Preisen -, habe ich damals keine Ahnung gehabt. Wenn dem so gewesen wäre, hätte ich mir nicht vorgenommen, dass man da noch was ändern kann. Dann hätte ich wahrscheinlich resigniert.“

Richard Hörl und Herbert Fux bewegten in den folgenden Jahren die Stadtpolitik massiv und Mitte der 1980er-Jahre wurde die Grünlanddeklaration beschlossen. Dass die Landschaft rund um das Schloss Freisaal heute „Geschützter Landschaftsteil“ ist, beruhigt nicht: „Die größte Gefahr für den geschützten Landschaftsteil ist, dass da Parkplätze erlaubt sind, wenn sie nur eingeschottert sind, dass da Sportanlagen und die dazugehörigen Bauten erlaubt sind.“

Richard Hörl, Grünlandschützer in der Stadt Salzburg und "Urgestein" der Bürgerliste

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Richard Hörl sieht, dass sich der „Einsatz gelohnt“ hat.

Buchhinweis

Hörl, Richard: Die Salzburger Bürgerrevolte von 1972 bis 1982. Verlag Edition Tandem, 184 Seiten, 17 Euro.

Von Kampf auch körperlich gezeichnet

Das politische Engagement neben den Berufen als Bäcker und Kaffeehausbesitzer an der Alpenstraße steckte der Körper Richard Hörls nicht so leicht weg. Seit 25 Jahren lebt er mit einer Spenderniere, so lange wie sonst kaum jemand: „Bei jedem Menschen ist da anders: Vielleicht kommt das daher, dass das kaum jemand so schätzt wie ich. Denn ich habe erlebt, was es heißt, den Beruf aufgeben zu müssen, weil man einfach nicht mehr arbeiten kann. Das (die Nierentransplantation - Anm.) war im wahrsten Sinn des Wortes eine Wiedergeburt für mich.“

Und wenn er heute durch die Wiesen von Freisaal geht, meint er, dass sich der auch körperlich hohe Einsatz gelohnt hat: „Für mich ist es mehr oder weniger ein Trost, dass der ganze Aufwand und der Einsatz nicht umsonst waren.“

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