Untersberg: Mindestens fünf Tage für Rettung

Die Rettungsaktion für einen 52-jährigen Forscher in der Riesending-Schachthöhle im Untersberg dürfte noch mindestens fünf Tage dauern. Das schätzen die Einsatzkräfte. Durch die vorhergesagten Gewitter dürfte die Rettung langwieriger, aber nicht unmöglich werden.

Der 52-jährige Höhlenforscher sitzt mit einer Schädelverletzungen in der Riesending-Schachthöhle in knapp 1.000 Meter Tiefe fest. Sein Zustand ist besser als ursprünglich angenommen - er sei ansprechbar, sein Kreislauf sei stabil und er könne mit Hilfe auch kurz stehen, berichteten Einsatzkräfte.

Der Mann soll ja etappenweise nach oben gebracht werden. Der Trupp muss beim Aufstieg immer wieder bei den Biwakstationen pausieren, die in der Höhle eingerichtet wurden. So müssen senkrechte Passagen überwunden werden, die zum Teil so hoch wie der Stephansdom sind. So ist ein Canyon ohne Boden dabei, der in Spreiztechnik begangen werden muss.

Höhlenretter seilt sich im Untersberg ab

BRK BGL

Die angekündigten Gewitter dürften den Einsatz für die Retter noch schwieriger machen

Europaweit nur drei Ärzte als Helfer bereit

Nur drei spezialisierte Ärzte aus ganz Europa stehen für den Einsatz bei dem verletzten Höhlenforscher im Untersberg bei Berchtesgaden bereit: „Wir haben aus ganz Europa drei Ärzte gemeldet bekommen haben, die bereit und in der Lage sind, in Höhle zu gehen“, sagte der stellvertretender Vorsitzende der Bergwacht Bayern, Stefan Schneider, am Dienstag in Berchtesgaden.

Die Mediziner stammten aus Mailand, Frankfurt am Main und Österreich. Der Österreicher startete bereits am Dienstagmittag in die Tiefe. Wenn alles gut geht, könnte er zwölf Stunden später - das wäre Mittwoch in den frühen Morgenstunden - bei dem Verunglückten in 1.000 Metern Tiefe ankommen. Der Arzt aus Frankfurt traf am Dienstag in Berchtesgaden ein: „Er wird mit dem österreichischen Kollegen weitere Behandlungsmaßnahmen besprechen, wenn sein Kollege unten bei dem Verletzten eintrifft“, sagte Bergwachtsprecher Klemens Reindl. Der Mailänder Mediziner sei unterwegs nach Berchtesgaden.

Pressegespräch der Bergwacht Berchtesgaden

ORF/Tobias Pötzelsberger

Bei einem Pressegespräch informierte die Bergwacht Dienstagnachmittag über die weitere Vorgangsweise

Ein österreichischer Kollege hatte zuvor aufgeben müssen: Die extremen Bedingungen in der Höhle forderten zu viel Kraft - zudem hatte der Arzt schon einen Einsatztag hinter sich, weil er als erster nach dem Unglück alarmiert wurde. Schneider sagte, ihm gebühre größter Respekt, dass er versucht habe, zu dem Patienten zu kommen. „Die Höhle ist dermaßen lang und tief und schwierig, dass es nur wenigen möglich ist, vorzudringen.“

Mit der Funktechnik Cavelink können die Retter im Berg jetzt zumindest aktuelle Textnachrichten austauschen.

Ab Mittwoch Gewitter angekündigt

Die ab Mittwoch angekündigten Gewitter dürften den ohnehin schwierigen Einsatz noch schwieriger machen, sagte der Geologe Edgar Dachs zum ORF: „In Passagen, die zuvor trocken waren, könnte dann Wasser eintreten. Wenn es nur ein wenig regnet, ist das noch kein Problem, starker Regen könnte aber zu einem großen Problem werden. Dann müsste die Bergung wohl vorübergehend unterbrochen werden, und es müsste abgewartet werden, bis das Wasser aus den gefährlichen Passagen wieder verschwunden ist.“

Zelt beim Einstieg zur Riesending-Schachthöhle im Untersberg bei Berchtesgaden

ORF

Am Einstieg zur Höhle auf dem Untersberg-Plateau wurde ein Basislager eingerichtet

„Auch bei Regen Höhlenteile nicht überschwemmt“

Der 52-jährige Höhlenforscher kann auf eine Rettung im Laufe einer Woche hoffen - sofern ein Arzt den Mann für transportfähig erklärt und das Wetter die Aktion nicht behindert: „Wir können auf Regen entsprechend reagieren, so dass die Retter nicht gefährdet werden“, sagte der Höhlenretter Nils Bräunig bei der Pressekonferenz in Berchtesgaden.

Es gebe Rückzugsorte in der Höhle, falls Teilstrecken nicht mehr passierbar sein sollten. „Selbst bei starkem Regen wird es aber nicht so sein, dass einzelne Höhlenteile komplett überschwemmt werden.“ Ein Arzt ist auf dem Weg zu dem Mann. Sobald der Mediziner grünes Licht gibt, kann der Transport des Patienten beginnen.

Übersichtskarte der Riesending-Schachthöhle im Untersberg bei Berchtesgaden

ORF

Der Schwerverletzte ist an einer ebenen und trockenen Stelle in rund 1.000 Metern Tiefe. Die Temperatur beträgt aber maximal rund acht Grad, die Luftfeuchtigkeit liegt bei fast 100 Prozent.

Fünf Biwakstationen in der Höhle eingerichtet

Die internationalen Rettungsmannschaften planen, den Verletzten in mehreren Etappen nach oben zu bringen. Sie richteten dafür in der verwinkelten Höhle auf unterschiedlichen Ebenen fünf Biwakstationen ein, an denen sie rasten können. „Wenn wir eine Etappe pro Tag schaffen, ist das, denke ich, eine gute Leistung“, sagte Reindl.

Die Arbeit sei sehr anstrengend und gefährlich. Die Teams müssten untertage daher ständig ausgewechselt werden. In der Nähe des Eingangs zur Höhle in 1.800 Metern Seehöhe wurde zudem ein Hubschrauberlandeplatz eingerichtet. Damit müssen Personal und Material nicht mehr aufwändig per Winde abgesetzt werden.

Der Einsatz in der Riesending-Schachthöhle sei „so ziemlich das Schwierigste, was einem Höhlenretter passieren kann“, ergänzte Norbert Rosenberger, Einsatzleiter der österreichischen Höhlenrettung. „Die Höhle hat ein unglaublich großes Gangsystem und ist Tausende Meter tief. Es ist wahnsinnig verzweigt mit Schächten, die teilweise über 200 Meter tief sind.“

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