Niki Laudas Wiedergeburt in Cannes

Am 18. Mai läuft bei den Filmfestspielen in Cannes die Premiere für einen neuen Kinofilm aus Salzburg: „33 Days“ - ein Dokudrama über den fast tödlichen Unfall von Niki Lauda bis zu seiner Rückkehr in die Formel 1. Die erfolgte 1976 nur 33 Tage nach seinem Krankenhausaufenthalt.

33 Days Formel 1 Unfall von Niki Lauda - Regisseur und Komponist Hannes Schalle

Moonlake Entertainment & ORF

Wenige Sekunden entschieden über Laudas Leben und Tod. Und schon bald stieg er auch sportlich wieder wie ein Phoenix aus der Asche

Niki Lauda, 1976. Um ein Haar getötet. Millionen weltweit hielten den Atem an. Und wie schafft das ein einzelner Mensch? Zuerst mit Hilfe von ein paar mutigen Rennfahrer-Kollegen ganz knapp auf dem Nürburgring in Deutschland dem Verbrennungstod von der Schaufel zu springen.

„Rush“ kritisch beleuchtet

Um dann, um nur einen Monat später, wieder als Rennpilot in die damals noch äußerst gefährliche Formel 1 zurückzukehren und bald wieder zu siegen. „Born to be wild“ ist der Untertitel von „33 Days“, der neuen Dokumentation über junge Männer in ihren rasenden Kisten, und wie sie als ältere Männer zurückblicken. Der Film beleuchtet indirekt auch Motive im Spielfilm „Rush“ von Ron Howard - wegen historischer Ungenauigkeiten oder Unwahrheiten, die laut Kritikern dort den Plot bilden sollen.

Der neue Film von Hannes M. Schalle aus Salzburg nimmt in Cannes nun nicht am Wettbewerb teil, wird jedoch prominent vorgestellt und später bei internationalen Festivals eingereicht.

Regisseur und Komponist Hannes Schalle und Kameramann Oliver Indra mit einer Sony F55

Moonlake Entertainment

Regisseur Schalle (rechts) mit Kameramann Oliver Indra und einer Sony F55

Hannes M. Schalle ist Regisseur und Produzent von „33 Days“ - der 50-jährige Salzburger Filmkünstler, international erfolgreiche Komponist von Filmmusik und Multimedia-Spezialist. Er lebt mit seiner Familie in Puch bei Hallein und betreibt in Grödig (beide Flachgau) ein Film-Studio und die Produktionsfirma „Moonlake Entertainment“. Schalle hat schon zahlreiche internationale Auszeichnungen eingeheimst.

Schalle arbeitet seit Jahren in Großbritannien und Nordamerika mit führenden Leuten der Filmbranche zusammen. Auch diese Kontakte erleichterten ihm als Dokumentarfilmer nun Interviews mit einer Reihe von Zeitzeugen, die das Geschehen von 1976 hautnah miterlebten.

Offene Fragen zum Feuer-Unfall

Aber ist das Thema nicht schon abgenutzt? Nach dem millionenschweren Spielfilm „Rush“ von Regisseur Ron Howard, der 2013 den brutalen Konkurrenzkampf zwischen Niki Lauda und James Hunt mit eindrucksvollen Bildern schilderte und auch in Hollywood Erfolg hatte.

33 Days Formel 1 Unfall von Niki Lauda - Regisseur und Komponist Hannes Schalle

Moonlake Entertainment

Auch Lauda ist naturgemäß im neuen Film sehr präsent

Kritik an Howards Plot

Der Salzburger Schalle verweist darauf, dass der Streifen von Howard so viele Fragen - besonders auch bei jüngeren Leuten - offen gelassen habe. Und bei Älteren sei auch schon vieles über Laudas Unfall auf dem Nürburgring von 1976 im Rückblick verblasst. Zudem gebe es heftige Kritik an „Rush“, sagt Schalle, weil vieles an der Story einfach nicht mit der biografischen Realität der „Helden“ übereinstimme.

Auch Hamilton, Webber & Co

In diese Lücke stößt nun Schalles Film mit vielerlei Interviews, die er mit Zeitzeugen geführt hat - mit oft sehr prominenten Leuten in Europa und Übersee. Dazu kommen auch heute aktive und erfolgreiche Formel 1-Piloten wie Mark Webber oder Lewis Hamilton ausführlich zu Laudas Wiedergeburt zu Wort. Über die Gesamtkosten des neuen Films will Schalle nichts sagen. Experten schätzen das Budget auf 250.000 bis 400.000 Euro.

Bilder-Galerie zum neuen Film:

Hannes Schalle

privat

Der Regisseur bei einem Morgenlauf während der Dreharbeiten in Großbritannien

Interview mit Hannes M. Schalle:

Was ist bei Ihrem der Unterschied zum Kinofilm „Rush“?

Mein Film ist eine Kino-Doku und eine Erzählung über reale Ereignisse zwischen Laudas Unfall und seinem wundersamen Comeback nur 33 Tage nach dem Verlassen des Krankenhauses. „Rush“ war eine fiktionale Geschichte über eine Rivalität, die es im echten Leben so und in dieser Brutalität nicht gab. Das haben mir viele Zeitzeugen erzählt - etwa Daniele Audetto (der damalige Rennsport-Direktor von Ferrari).

Besteht die Gefahr, dass durch die Fiktion von Ron Howard die Luft aus dem Thema ist?

Nachdem sich „Rush“ aus der Sicht von Insidern und Zeitzeugen auch inhaltlich als Flop herausstellte, ermutigte man mich in Großbritannien, diese Dokumentation zu machen, weil die Nachfrage nach einer biografischen Geschichte über Lauda bestand. Zudem werden Dokumentationen noch stärker nachgefragt als früher. Außerdem habe ich neben großartigen Interviewpartnern sensationelles Material aus Archiven gefunden und verarbeitet.

Salzburg kommt in „33 Days“ als Drehpunkt der Story auch vor.

Niki Lauda lebte zum Zeitpunkt des Unfalles schon lange in Hof bei Salzburg (Flachgau). Deshalb gibt es auch einen starken Salzburg-Bezug im Film. Salzburger Themen und Personen kommen mehrfach vor. Die Salzburger Landesfilmförderung unterstützt die Herstellung auch mit einer Produktionsförderung. Wir haben auch Aufträge für den Film an Professionisten in Salzburg vergeben. Insgesamt hatten wir ein sehr überschaubares Budget.

Wer zahlt?

Die Herstellungskosten werden ganz durch britische Partner getragen - allen voran Stealth Media, einem weltweit aktiven Vertrieb. Stealth bewirbt und verkauft seine Produktionen jedes Jahr in Cannes. Dazu noch bei anderen Festivals und Happenings weltweit. „33 Days“ sei für die Firma ein wichtiges Produkt, sagt man mir. Die internationale Nachfrage sei groß. Man werde meinen Film erfolgreich verkaufen in alle Erdteile. Meine sparsame Produktionsweise sollte sich also auch für die Geldgeber auszahlen.

In weiten Kreisen ist es heute modern, den Motorrennsport heftig zu kritisieren. Warum machen Sie keine Öko-Themen mit Klimawandel, auf die so viele fliegen?

Ich habe da ohnehin keinen Motorsport-Film gemacht. Und auch keinen Öko-Film natürlich (schmunzelt), sondern eine Biografie über einen österreichischen Helden, der ein legendärer Motorsportler war und ist. Die Kritik am Motorsport finde ich seltsam, denn gerade in der Formel 1, die meines Erachtens überbewertet wird, fahren doch eh nur 20 Fahrer. Da sind doch alle Privatautos und Flugzeuge auf der Welt zusammen in Ihrer Umwelt- und Energiebelastung viel kritischer zu sehen. Zudem werden ohnehin sehr viele Umwelt- und Klima-Dokus gemacht. Da muss ich nicht auch noch mitmachen. Ich habe schon wieder ein aufregendes Thema in der Fertigung - auch wieder mit starkem Österreich-Bezug. Da beginnen im August die Dreharbeiten: „In Space“ wird ein Film über 50 Jahre Weltraumforschung und Technologie und die Teile unseres täglichen Lebens, die auf der Weltraumforschung basieren. Es wird auch die erfolgreiche Salzburger Astronomin Lisa Kaltenegger mitmachen.

Interview & Feature: Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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