Marihuana: Club fordert Legalisierung

Über natürliches Cannabis als Medikament scheiden sich in Österreich die Geister. Während einige Patienten und Ärzte auf reines „Gras“ schwören, sehen andere eine gefährliche Droge. Bürger fordern nun auch in Salzburg die Legalisierung von Cannabis-Produkten für die Medizin.

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ORF

Frisch getrocknetes Marihuana wird für Schmerztherapie in einen Zerstäuber gefüllt

In den US-Bundesstaaten Kalifornien und Colorado darf Marihuana mittlerweile frei in Apotheken gekauft werden.

Vor kurzem wurde ein ähnliches Modell im lateinamerikanischen Staat Uruguay vom Parlament landesweit freigegeben - auch um den illegalen Missbrauch zu stoppen und die Drogenmafia zu entmachten, die von strengen Verboten immer profitiere, wie es in Uruguay heißt.

„Sanfte Schmerzbekämpfung“

Solche Ziele werden von Privaten mittlerweile auch hierzulande verfolgt: Ihr Verein heißt Cannabis Social Club Salzburg. Es gibt ähnliche Vereine und ein entsprechendes Netzwerk in vielen Staaten und Regionen weltweit. In Salzburg ist der Schmerzpatient Wilhelm Wallner aus Henndorf (Flachgau) der Obmann. Nach einem Arbeitsunfall wurde er zunächst mit Morphium gegen seine chronischen Schmerzen behandelt. Das vertrug er nicht.

Wallner suchte nach Alternativen und fand Marihuana. Er raucht es nicht, sondern konsumiert es mit einem speziellen Zerstäuber: „Die Muskulatur entspannt sich, und die Nervenspitzen werden besser, gleichzeitig werden die Schmerzen deutlich weniger.“

Anzeigen wegen eigenem Anbau

Ein Arzt bescheinigte dem Verfahren die positive Wirkung. Wilhelm Wallner begann mit dem eigenen Anbau. Der ist in Österreich jedoch verboten. So wurde Wallner mehrfach auch angezeigt.

Ärzte verschrieben ihm daraufhin synthetisches Cannabis - ein künstlich hergestelltes Produkt mit dem Wirkstoff THC, der auch im Hanf vorkommt und schmerzstillend wie entspannend wirkt: „Das Medikament ist THC, und die Pflanze liefert auch THC. Da habe ich kein Rechtsempfinden mehr, weil auch die Pflanze hilft mir genauso wie das Medikament; ist aber billiger.“

Pflanze billiger: 50 statt 700 Euro

Außerdem seien synthetische Produkte ohnehin zu teuer, sagt Wallner. 700 Euro kostet eine Packung des THC-Präparats Sativex. Marihuana mit gleicher Wirkung kostet 50 Euro. Wallner will nun für seine Medizin kämpfen. Idee: Der Verein baut Cannabis unter Aufsicht an, und das Gesundheitsamt soll die Qualität prüfen. Mit einem ärztlichen Attest soll es dann Mitgliedern möglich sein, Marihuana zu kaufen.

Bisher ist das reine Zukunftsmusik. Die Journalistin Eva Maria Griese betont, sie sei überzeugt, dass es eine gute Alternative sei für alle Patienten, die bisher von Morphium abhängig sein müssen.

Was sagt die Polizei?

Der Polizeijurist Bruno Wurhofer sagt dazu, der Verein dürfe sich sehr wohl für die Legalisierung von Cannabis für medizinische Zwecke einsetzen: „Produktion und Weitergabe von Marihuana ist aber definitiv verboten. Sollte das irgendwann gemacht werden, dann können wir den Verein behördlich auflösen.“

Der Cannabis Social Club Salzburg will dennoch als eingetragener Verein um eine Sondergenehmigung ansuchen. Solche Clubs gibt es bereits in Spanien und Belgien.

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