KZ-Außenlager Schloss Mittersill beleuchtet

Es ist ein düsteres Kapitel der Pinzgauer Zeitgeschichte, das nur wenige kennen: Vor genau 70 Jahren wurde das Schloss Mittersill zum einzigen Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen auf Salzburger Boden. 15 Frauen waren dort inhaftiert.

Das Schloss Mittersill hat eine bewegte Geschichte hinter sich: In den vergangenen Jahren wurden Dokumente, die sich im Salzurger Landesarchiv befinden, systematisch aufgearbeitet. 1938 wurde das Schloss durch einen Brand fast völlig zerstört. Im März 1944 wurde es zum einzigen Außenlager des KZ Mauthausen auf Salzburger Boden.

„Es waren 15 Frauen, die ab März 1944 dort inhaftiert waren“, schildert der Direktor des Salzburger Landesarchivs, Oskar Dohle. „Es waren Zeugen Jehovas, die auf Grund ihrer Einstellung, ihrer religiösen Überzeugung im krassen Gegensatz zum NS-Regime standen, vom NS-Regime damals als ‚Bibelforscher‘ bezeichnet.“

Von Heinrich Himmler genehmigt

Schloss Mittersill war in der NS Zeit Sitz des Sven-Hedin-Instituts für Innerasienforschung und beherbergte eine Sammlung wertvoller Exponate aus Tibet. Ein SS Sonderkommando wurde im Schloss einquartiert, die KZ-Insassinnen mussten vor allem Reinigungsarbeiten durchführen.

Schloss Mittersill während der NS-Zeit

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In der NS-Zeit wurde ein nach dem schwedischen Forschungsreisenden Sven Herdin benanntes Institut vom NS-Ahnenerbe eingerichtet

„Das Sven-Hedin-Institut brauchte Arbeitskräfte. Und am billigsten waren weibliche KZ-Häftlinge“, sagt dazu Dohle. „Und die wurden dem Institut von ganz oben zugeteilt - das Thema ging bis zum Reichsführer SS, Heinrich Himmler. Das ist genauso eine KZ-Haft, eine Zwangsunterbringung. Sie hatten nur das Glück, zu überleben.“

Schlosshotel: Keine Drehgenehmigung

Dennoch: Zum jetzigen noblen Hotelbetrieb in Schloss Mittersill scheint die NS-Vergangenheit nicht recht zu passen - jedenfalls wurde dem ORF keine Drehgenehmigung erteilt.

Schloss Mittersill

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Die Betreiber des Schlosshotels Mittersill wollen mit der NS-Vergangenheit des Hauses offenbar nichts zu tun haben

In der Stadtchronik wird das Kapitel jedoch nicht verschwiegen: „Nachdem jetzt das Schloss in ein Schlosshotel umfunktioniert wurde und wunderbar ausgestattet ist, will man vielleicht momentan den Gästen das nicht zumuten. Aber die Geschichte gehört sicherlich aufgearbeitet“, sagt der Mittersiller Stadtarchivar Hannes Wartbichler. Am 8. Mai 1945 wurden die auf Schloss Mittersill gefangenen Frauen befreit.

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