Angebot für Obdachlose reicht nicht

700 Obdachlose hat die Salzburger Caritas im vergangenen Jahr in ihren Einrichtungen betreut. Doch es sind weit mehr Menschen, die zumindest zeitweise auf der Straße leben. In Salzburg gibt es rund 60 Betten für Obdachlose, doch die reichen im Winter nicht.

Genaue Zahlen darüber, wie viele Menschen in Salzburg ohne Dach über dem Kopf leben, gibt es nicht. Aber die Zahl steigt, das spüren die Mitarbeiter von sozialen Einrichtungen. Der Andrang in bestehenden Notschlafstellen und Wärmestuben war in jüngster Vergangenheit nicht mehr zu bewältigen. Deshalb hat die Caritas für den heurigen Winter in der Stadt Salzburg die „Arche Süd“ eingerichtet. Dafür hat die Pfarre Herrnau Räume zur Verfügung gestellt.

Schlafplatz für maximal zwei Wochen

15 Männer können dort schlafen, duschen, bekommen neue Kleidung und eine warme Mahlzeit pro Abend. Die Hilfesuchenden kommen vorwiegend aus Ungarn, Rumänien und der Slowakei. Sie können maximal 14 Tage in der Notschlafstelle bleiben, sagt die Koordinatorin der „Arche Süd“, Birte Kröncke.

„Es gibt relativ viele Menschen - auch aus den neuen EU-Ländern - die obdachlos in Salzburg sind. Das heißt, wir können nicht 15 Personen den ganzen Winter über hier beherbergen, damit auch andere Leute bei uns übernachten können“, so Kröncke.

Tagsüber halten sich die zeitweiligen Bewohner der „Arche Süd“ auf Salzburgs Straßen auf, um durch Betteln zu Geld zu kommen. So auch der 57-jährige Julius aus der Slowakei: „Die Notschlafstelle ist ein Paradies für jemanden, der sonst auf der Straße lebt. Dort ist es warm, man bekommt etwas zu essen und die Menschen sind sehr nett zu einem.“

Notschlafstelle Caritas Obdachlos Armut

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„Umstände in der Heimat sind katastrophal“

In der neuen Notschlafstelle werden die obdachlosen Roma unter anderem von Raim Schobesberger betreut. Er stammt selbst aus dieser Volksgruppe und kennt die Umstände dieser Menschen in ihren Heimatländern. „Die Umstände dort wo sie herkommen, sind katastrophal: kein Strom, kein Wasser, gar nichts. Und damit die Menschen nicht vor Hunger sterben, sind sie auch bereits wegzugehen und in ein fremdes Land zu kommen“, so Schobesberger.

Kinder Armut Betteln Rumänen Roma arm straßenkinder

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Kinder in Rumänien auf der Straße

Die Bettler aus dem Osten sind aber nicht die einzigen Obdachlosen. In der Wärmestube bemerkt man einen deutlichen Anstieg bei Senioren und Frauen mit Kindern, sagt Ernst Flatscher. „Weil es diejenigen sind, die bei einer schlechten wirtschaftlichen Entwicklung als erste betroffen sind. Und das traurige ist, dass man da nicht einmal in einer Stadt wie Salzburg dagegen vorbaut“, meint der Obmann der Wärmestube.

„Brauchen grundsätzlich günstigen Wohnraum“

Und auch in der Notschlafstelle der Caritas in der Hellbrunnerstraße realisiert man, dass sich das Gesicht der Obdachlosigkeit gewandelt hat. Dort suchen mittlerweile Menschen Zuflucht, die sich das Wohnen in Salzburg nicht mehr leisten können und die deshalb delogiert werden.

„Auf der einen Seite brauchen wir in Salzburg sicher einmal grundsätzlich günstigeren Wohnraum. Für jene, die aus Österreich oder anderen EU-Ländern kommen, brauchen wir Unterstützungsmaßnahmen wie Notschlafstellen oder Pensionszimmer, damit diese Menschen in der Übergangssituation unterkommen und gerade jetzt im Winter nicht im Freien übernachten müssen oder ähnliches“, sagt auch der Direktor der Salzburger Caritas, Johannes Dines.

Obdachlose beim Essen

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Gemeinsame Plattform sucht Lösung

Künftig wolle man alle Institutionen und auch Menschen, die sich dafür einsetzen, zusammenschließen, damit in Salzburg eine nachhaltige Lösung für die Betroffenen gefunden werde, so der Caritasdirektor. Dafür soll eine eigene Plattform gegründet werden.

„Wir sind sehr überrascht gewesen, wie viel positives Echo wir darauf bekommen haben. Auf der einen Seite möchten sich viele Einrichtungen, wie die Diakonie, verschiedene Klöster, das Seelsorgeamt oder auch die Katholische Aktion, beteiligen. Aber es sind unserem Aufruf, dass wir freiwillige Helfer brauchen, auch viele Privatpersonen gefolgt. Wir haben mehr als 50 freiwillige Meldungen bekommen, das hat uns auch sehr überrascht“, sagt Dines.

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