Raubkunst: Keine weiteren Depots?

Nach dem spektakulären Fund von rund 1.400 Kunstwerken in München führt auch eine Spur nach Salzburg. Der Pensionist, in dessen Wohnung die Bilder entdeckt wurden, verfügt über eine Salzburger Adresse. Darin werden keine Bilder vermutet.

Es sind nicht nur Werke der klassischen Moderne, die die deutschen Behörden in der Münchner Wohnung von Cornelius Gurlitt sichergestellt haben - das älteste der gefundenen Bilder stamme aus dem 16. Jahrhundert. Die Sammlung bestehe also möglicherweise nicht nur aus NS-Raubkunst, meldet die Augsburger Staatsanwaltschaft. Knapp 1.400 Bilder sind es und der Großteil davon sei in einem sehr guten Zustand.

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Dieses Haus in Salzburg soll ebenfalls Cornelius Gurlitt gehören.

Bilder in Salzburger Haus gelagert?

Möglich wäre, so hieß es, dass der Pensionist auch in seinem Einfamilienhaus im Salzburger Stadtteil Aigen weitere Kunstwerke gelagert haben könnte. Das Haus wirkt von außen unbewohnt und ungepflegt, der Garten ist verwildert, und auch Nachbarn bestätigen, der Spross einer berühmten Kunsthändler-Dynastie habe sich schon lange nicht mehr in Salzburg blicken lassen.

Haustür 2010 von Polizei aufgebrochen

2010 hatten Nachbarn den übervollen Briefkasten bemerkt und aus Sorge um den Mann von der Polizei die Haustür aufbrechen lassen. Allerdings wurde damals niemand gefunden - auch keine Kunstgegenstände, wird bei der Polizei betont. Das Schloss wurde ausgetauscht, und laut einigen Informationen soll der Hausschlüssel noch immer bei der Polizei liegen.

Sigfried Klöble vom deutschen Zollfahndungsamt sieht das Salzburger Domizil des Kunsterben so: „Wir halten es für nicht wahrscheinlich, dass da noch weitere Bilder irgendwo gelagert sind.“ Eine Hausdurchsuchung auf Ersuchen der Justizbehörden in Bayern habe es jedenfalls noch nicht gegeben, sagt Markus Neher, Sprecher der Salzburger Staatsanwaltschaft.

„Von den deutschen Behörden hat sich noch niemand bei uns gemeldet“, sagte Neher. „Bei der Staatsanwaltschaft Salzburg liegt nichts gegen den Mann vor.“ Allerdings hat die deutsche Justiz vor knapp zwei Jahren die Salzburger Kollegen mit der Bitte um Ermittlungen gegen Gurlitt wegen eines Finanzvergehens kontaktiert. „Dabei ist es um Kunsthandel gegangen, nicht um illegale Kunstwerke“, erklärte Neher.

Sachverständige untersuchen Bilder

Herkunft und Wert der Kunstwerke werden zurzeit von Sachverständigen in Bayern ermittelt. Man geht davon aus, dass es sich zumindest zum Teil um Raubkunst aus der Nazi-Zeit handelt. Einige Bilder soll Cornelius Gurlitt nach deutschen Medienberichten in den vergangenen Jahren verkauft haben, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Gurlitt habe aber seit der Durchsuchung seiner Münchner Wohnung keine Bilder mehr verkauft. Wo er sich derzeit aufhält, wissen die Behörden nicht. Man habe keinen Kontakt und sehe auch keinen Grund, den 79-Jährigen in Untersuchungshaft zu nehmen.

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