Überalterung: Was tun gegen Landflucht?

Jüngere ziehen weg, weil sie keine Jobs finden, Kindergartenplätze und Mietwohnungen fehlen. Bis 2030 verlieren sieben von zehn Bezirken Österreichs immer mehr Arbeitskräfte, darunter auch der Oberpinzgau, Lungau oder das Waldviertel. Was können Gemeinden tun?

Lederhose

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Lederhose und Laptop als Schlagwörter - ursprünglich ein Slogan der CSU in Bayern - reichen für erfolgreiche Regionalentwicklung offenbar doch nicht ganz aus

Über Rezepte gegen diese Landflucht haben Fachleute aus ganz Österreich vor kurzem bei einer Tagung im ORF Landesstudio Salzburg diskutiert.

Wenn Österreichs Bundesländer, Regionen und Gemeinden ihre Bevölkerung künftig halten wollen oder Zuwanderer als Arbeitskräfte anlocken wollen, dann müssten sie sich anstrengen, sagt der Soziologe und Demograph Rainer Münz:

„Kindergärten sind ganz zentral, weil wir ja auch wollen, dass die Menschen arbeiten gehen können und auf Kinder dennoch nicht verzichten. Das gilt auch für die schulische Betreuung der Kinder und Jugendlichen an Nachmittagen.“

Geld für zu viele Spitalsbetten verpulvern?

Regionen am Rand seien ohnehin immer benachteiligt, sagt Münz. Ein riesiger Schuldenfaktor für Länder, Gemeinden und Städte werde bei der ganzen Debatte auch oft übersehen: Es gebe in Österreich viel zu viele Spitalsbetten. Das überschüssige Geld solle besser in Regionalentwicklung investiert werden.

Dazu kommt das schwierige Thema Wohnen, denn noch immer würden zu viele Bürgermeister auf dem Land das Einfamilienhaus propagieren. Stattdessen bräuchte es mehr attraktive Mietwohnungen für junge Leute und Zuzügler, so Münz: „Daneben gibt es nicht nur in der Großstadt Scheidungen. Damit die beiden geschiedenen Partner in der Region bleiben, müssen die irgendwo hinziehen. Die Frage ist immer, wie kann ich die Menschen motivieren, bei mir in der Region zu bleiben oder neu zuzuziehen.“

„Aus Auspendlern wieder Einpendler machen“

Bei der Tagung im ORF Landesstudio Salzburg betonte Ernst Wurz von der Waldviertel Akademie in Niederösterreich, auch Bildung sei künftig ein entscheidender Faktor auf dem Land: „Wir wollen aus Auspendlern wieder Einpendler, wieder Waldviertler machen.“

Deshalb müsse es auch in schwächeren Regionen neue berufsbildende Schulen, Fachhochschulen und mehr Zusammarbeit mit der Wirtschaft geben - um junge Leute auf dem Land zu halten, so Ernst Wurz von der Waldviertel Akademie.

Pilotprojekt & Studie „Bucklige Welt“

Bei der Salzburger Tagung stellte der Soziologe Rainer Münz ein Pilotprojekt und eine Studie aus der Region „Bucklige Welt“ in Niederösterreich vor, die von Wiener Neustadt, dem burgenländischen und steirischen Grenzraum bis ins Gebiet des Wechsels und Schneeberges reicht. Was dort herausgefunden wurde, um generell die Regionalentwicklung voranzutreiben, das können Sie hier nachhören:

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Gerald Lehner, ORF Radio Salzburg