Gedenktag für Gegner Hitlers

Am 2. Juli 1944 – zehn Monate vor der Befreiung Salzburgs durch die US-Armee – hat Hitlers SS bei Goldegg (Pongau) untergetauchte Regimegegner und Deserteure ermordet. Am Sonntag gibt es dort eine Gedenkveranstaltung. Auch ein Kunstwerk als Mahnmal soll entstehen.

Schloss Goldegg mit dem Goldegger See

ORF

Schloss Goldegg

Für die zehn - von den Nationalsozialisten gejagten - Regimegegner soll es künftig beim Kulturzentrum Schloss Goldegg auch ein Denkmal geben.

Der kommende Sonntag steht ab 10.00 Uhr daher nicht nur im Zeichen von Vorträgen. Auch der Kapruner Künstler Anton Thuswaldner stellt erste Entwürfe für das Mahnmal vor, das im Bereich des Schlosses Goldegg an einem prominenten Platz aufgestellt werden soll. Derzeit laufen dazu die Planungsarbeiten.

Ort des Tötens

Böndlsee Goldegg

Gerald Lehner

Böndlsee zwischen Goldegg, Lend und Taxenbach, wo einige der Widerständler 1944 erschossen wurden. Andere wurden ins KZ Mauthausen verschleppt, wo sie umkamen

Widerstand im Bergland

1. Leben, Arbeit und Mut von Salzburger Widerständler werden in einem Buch näher beleuchtet, das jüngst erschienen ist und sich regionalgeschichtlich mit dem Nationalsozialismus beschäftigt:

„Der Pinzgau unterm Hakenkreuz“ von Rudolf Leo, erschienen im Otto Müller Verlag (Salzburg).

2. Mit Deserteuren, Widerständlern in Goldegg und dem Schicksal des Dorfgasteiner Pfarrers Rieser beschäftigt sich auch der zeitgeschichtliche Reiseführer über die braune Topografie von Salzburg: „Im Schatten der Mozartkugel“ , erschienen im Verlag Czernin (Wien).

Thuswaldner, Leo, Mooslechner, Höfert

Der Sonntagvormittag startet mit dem Historiker Rudi Leo, der einige Beispiele von Widerstandskämpfern im Salzburger Bergland aus seinem neuen Buch „Der Pinzgau unterm Hakenkreuz“ schildert. Dann spricht der Pongauer Historiker Michael Mooslechner über den 2. Juli 1944, als in Goldegg die zehn Männer gejagt wurden. Brigitte Höfert, Tochter des wenig später im Konzentrationslager Mauthausen ermordeten Karl Ruppitsch, kommt ebenfalls zu Wort.

Moderation: Michael Kerbler (ORF-Redakteur aus Wien und Moderator von Radio Österreich 1), Cyriak Schwaighofer (Geschäftsführer des Kulturvereins auf Schloss Goldegg und Landespolitiker der Grünen). Schwaighofer unterstützt die Schaffung eines Mahnmals ebenso wie der Politiker, Wirt und Kulturarbeiter Sepp Schellhorn, der für die ÖVP in der Goldegger Gemeindevertretung sitzt und sich auf anderen Ebenen für die neue Partei NEOS engagiert.

Was damals geschah

Spitzel der Gestapo hatten die Regimegegner und Deserteure der „Deutschen Wehrmacht“ verraten, die in den Bergen rund um Goldegg den Untergang von Hitler und seinem Regime abwarteten. Sie wurden immer wieder von Einheimischen unterstützt und mit Lebensmitteln versorgt. Gestapo und SS wollten deshalb die gesamte Goldegger Bevölkerung in den Osten deportieren, wozu es dann doch nicht kam. Sepp Schellhorn hat vor kurzem berichtet, seine Großeltern hätten sich als Wirtsleute damals vehement gegen dieses kollektive Kriegsverbrechen eingesetzt.

SS-Soldaten machten dann jedoch „erfolgreich“ Jagd auf Karl Ruppitsch, Peter Ottino, August Egger, Ernst Klug, Sebastian Bürgler, Simon Hochleitner, Alois Hochleitner, Georg Köstner, Richard Pfeiffenberger und Franz Unterkirchner.

60 Jahre Diffamierung bzw. Schweigen

Von österreichischen „Kameradschaften“, Traditionsverbänden der SS und „Wehrmacht“ wurden diese ermordeten Widerständler dann über Jahrzehnte als „Verräter“ diffamiert. Es dauerte 60 Jahre, ehe das Umdenken auch offiziell zelebriert werden konnte.

Im Juli 2005 gab es die erste Gedenkfeier in der Region. Die Trachtenmusikkapellen aus dem angrenzenden Taxenbach (Pinzgau) und aus Goldegg spielten mit der Band des Gitarristen und Jazzers Harri Stojka. Vor 3.000 Menschen wurde beim nahen Böndlsee - wo 1944 einige Deserteure erschossen wurden - die „Symphonie der Hoffnung“ aufgeführt (Komposition: Thomas Doss).

Beginn der Veranstaltung: Sonntag, 20. Oktober 2013, 10.00 Uhr, Schloss Goldegg.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

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