NS-Opfer: Bramberger Platz umbenannt

In Bramberg (Pinzgau) wird noch heuer der bisherige Kirchplatz zum Gedenken an den von den Nationalsozialisten verfolgten Pfarrer Andreas Rieser umbenannt. Der Festakt für den neuen Rieser-Platz geht am 3. November über die Bühne.

Als Pfarrer seiner Pongauer Heimatgemeinde Dorfgastein hatte Rieser schon früh das Hitlerregime und seine regionalen Protagonisten kritisiert und wurde deshalb in den Konzentrationslagern Dachau bei München und Buchenwald bei Weimar inhaftiert und schwer gefoltert. Er erlebte - im Gegensatz zu vielen anderen Priestern in KZ-Haft - die Befreiung Bayerns, Thüringens und Salzburgs durch die US-Armee.

In späteren Jahren war Andreas Rieser dann der Dorfpfarrer von Bramberg im Salzburger Oberpinzgau.

Blutzeugen des Glaubens Priester Andreas Rieser Dorfgastein

ORF

Rieser auf einem zeitgenössischen Gemälde der Zwischenkriegszeit

Riesers Lebensgeschichte wurde in den letzten Jahren von dem gebürtigen Bramberger Rudolf Leo, einem Pädagogen, Autor und Schriftsteller, dokumentarisch aufgearbeitet. Dessen Buch über den Nationalsozialismus im größten Salzburger Bezirk, dem Pinzgau, ist dieser Tage im Salzburger Otto Müller Verlag erschienen.

Bürgermeister: „Zeichen gegen Nationalsozialismus“

Der Bramberger Bürgermeister Walter Freiberger (SPÖ) sieht die am 3. November 2013 kommende Platzbenennung als wichtigen Schritt: „Das ist ein Zeichen gegen den Nationalsozialismus und ein Zeichen zum Gedenken an alle Opfer des Regimes.“

Widerstand im Bergland

1. Leben, Arbeit und Mut von Andreas Rieser werden in einem Buch näher beleuchtet, das erst jüngst erschienen ist und sich regionalgeschichtlich mit dem Nationalsozialismus im Salzburger Pinzgau beschäftigt:

„Der Pinzgau unterm Hakenkreuz“ von Rudolf Leo, erschienen im Otto Müller Verlag (Salzburg).

2. Mit Deserteuren, Widerständlern in Goldegg und dem Schicksal des Dorfgasteiner Pfarrers Rieser beschäftigt sich auch der zeitgeschichtliche Reiseführer über die braune Topografie von Salzburg: „Im Schatten der Mozartkugel“ , erschienen im Verlag Czernin (Wien).

ORF: Warum ist das wichtig?

Freiberger: Man darf nicht vergessen, was passiert ist. Wenn man das vergisst, dann wird es sich wiederholen.

ORF: Ist das Andenken an Pfarrer Rieser in Bramberg noch lebendig? Er war ja eigentlich ein gebürtiger Gasteiner.

Freiberger: Er hat aber sehr lange in Bramberg gewirkt und hat sich sehr hohe Verdienste bei der Kirchenrenovierung erworben - von 1962 bis 1964. Da hat er selbst mit der Arbeitskluft und der Scheibtruhe auf dem Weg. Insgesamt hat sich Pfarrer Rieser ein sehr hohes Ansehen erworben und ist von der Gemeindevertretung schon damals zum Ehrenbürger ernannt worden.

ORF: Gibt es noch Leute, die sich persönlich an den Andreas Rieser erinnern können?

Freiberger: Ich war selbst noch Ministrant unter Pfarrer Rieser. Er ist beim Religionsunterricht in der Schule vielleicht etwas streng gewesen, aber da sind die Lehrpersonen in dieser Zeit oft mehr als streng gewesen. Da war der Pfarrer Rieser auch nicht unbedingt die Ausnahme. Er ist aber ein sehr gerechter Pfarrer und Pädagoge gewesen."

Interview: Gerald Lehner, ORF Radio Salzburg

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