Salzach: Weiter Verbot für Bootfahrer

Durch das neue Kraftwerk Lehen hoffen Bootssportler auf ein neues Erholungs- und Trainingsgebiet im Stadtzentrum. Samstag war Tag der offenen Tür. Sonntag wurde mitgeteilt, das Bootfahren bleibe - trotz des neuen „Stausees“ - weiterhin verboten. Zu gefährlich.

Rudern Ruderboot Christian Doppler Gymnasium Salzach Salzburg AG

Christian Doppler Gymnasium

Auch mit dem schon geplanten Rudersport der Schüler auf der Salzach im Stadtbereich wird es wohl nichts werden

Viele Boots- und Wassersportler im In- und Ausland freuen sich seit Monaten über das neue Kraftwerk und den neuen Rückstaubereich, der bis ins Zentrum von Salzburg reicht.

Das Christian-Doppler-Gymnasium in Salzburg-Lehen hat als Anrainer des neuen „Stausees“ für seine Schüler schon ein Rennruderboot angekauft und mitgeteilt, man hoffe künftig auf so manche spannende Regatta auf der Salzach.

Verordnung von 2001

Am Sonntag hat nach einem ORF-Lokalaugenschein samt Befahrung mit einem Kajak die Salzburg AG reagiert. Sie weist nach Prüfung von Akten darauf hin, dass es von der Altstadt bis Lehen weiterhin eine gesperrte Wasserfläche gebe. Daran würde auch das neue Kraftwerk und sein Rückstaubereich nichts ändern. Die entsprechende Verordnung der Behörden stamme aus dem Jahr 2001.

ORF-Lokalaugenschein mit Kajak

Kajak Kajaktour Kraftwerk Lehen Stadt Salzburg Salzach

Gerald Lehner

Start für die praktische Erkundung beim Müllner Steg nach Norden zum Kraftwerk und retour zu Makartsteg und Staatsbrücke

Bei der Salzburg AG betont man, bei Revisionsarbeiten an den Turbinen des neuen Kraftwerkes werde der Flussspiegel wieder abgesenkt und dadurch die frühere Sohlstufe wieder sichtbar. Diese Walze wäre für Boots- und Wassersportler eine große Gefahr. Die gesperrte Wasserfläche erstreckt sich laut Verordnung von 2001 flussabwärts zwischen dem Müllnersteg und dem Traklsteg - also über das neue Kraftwerk hinaus. Fraglich bleibt, ob es von der Behörde künftig eine Anpassung der Bestimmungen geben könnte, um zumindest zeitweise bei Niedrigwasser bzw. geringen Durchflussmengen den Ruder- oder Paddelsport zuzulassen?

Im Gegensatz zu Salzburg-Lehen gibt es auf dem langen Rückstaubereich beim Kraftwerk Urstein der Salzburg AG in Puch (Tennengau) bzw. Anif (Flachgau) seit Jahren einen Ruderclub sowie Paddler in Kajaks oder Kanus, die bei Urstein unterwegs sind.

Bedingungen in der Praxis

Beobachtungen beim ORF-Lokalaugenschein mit dem Kajak: Es hat viel geregnet in den letzten Tagen, dadurch ist die Durchflussmenge auf der Salzach relativ groß. Die Folge ist - besonders an den Außenseiten der Flussbiegungen - eine relativ große Strömungsgeschwindigkeit. Auch im neuen „Stausee“ der neuen Kraftwerksstufe Salzburg-Lehen. Denn der Gesamtdurchfluss muss - trotz Kraftwerk - ja gleich bleiben, sonst würde die Landeshauptstadt zugestaut. Sonst wäre das Laufkraftwerk ein Speicherkraftwerk.

Schmalz

Was in Richtung Norden entspannend wirkt, kehrt sich in Gegenrichtung um: Flussaufwärts schaden gute Arm- und Schultermuskulatur bei solchen Verhältnissen keinesfalls, wenn man gegen die Strömung vorankommen will.

Bei langen Schlechtwetterphasen oder während der langen Schneeschmelze bis in den Frühsommer hinein, dürfte die Strömung stets deutlich zu stark sein, besonders für Anfänger und auch in Kraftwerksnähe, wo man es ruhiger erwarten würde.

Bei mehreren Brücken im Stadtbereich findet man noch die Verbotsschilder, die Wassersportler vor dem Untergang in der alten Sohlstufe schützen sollten. Diese ist ja nun im neuen „Stausee“ verschwunden. Man spürt sie aber beim Drüberpaddeln noch durch verschiedene Verwirbelungen vom Flussgrund her. Zwischen Kraftwerk und Lehener Brücke ist die Salzach dennoch erstaunlich ruhig, und bei weniger Durchflussmenge dürfte es auch für den Rudersport mit seinen sehr schmalen Booten hier phasenweise perfekt sein - vor der Haustür des Christian-Doppler-Gymnasiums.

Phasenweise auch für Ruderer fein

Viel weiter im Südosten bei der Staatsbrücke verengt sich das Bett deutlich. Hier spürt man die Gewalt des Gebirgsflusses auch bei weniger Wasser bis in die Knochen. Der Traum, mitten im Stadtzentrum vielleicht vom neuen Kraftwerk bis zum Mozartsteg oder nur Nonntaler Brücke gemütlich paddeln oder rudern zu können, zerschlägt sich - schon von der Strömung her - spätestens bei der Staatsbrücke. Und seit Sonntag ist klar, das neue Kraftwerk ändert - nach dem Stand der Dinge - auch nichts an der seit 2001 gesperrten Wasserfläche.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at & ORF Radio Salzburg

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