NS-Regime: Schau über ermordete Pfarrer

Gegen das Vergessen haben zwei Frauen eine Ausstellung über Widerstand gegen das Hitler-Regime nach Dorfgastein (Pongau) geholt. Es geht um Priester, die von Nazis ermordet wurden. Auch der Gasteiner Pfarrer Andreas Rieser kam ins KZ Dachau.

In der Ausstellung „Blutzeugen des Glaubens“ sind Priester das Thema, die ihren Widerstand gegen österreichische und deutsche Nationalsozialisten mit Folter und/oder dem Leben bezahlt haben.

Blutzeugen des Glaubens Priester Andreas Rieser Dorfgastein

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In memoriam Andreas Rieser, gebürtiger Dorfgasteiner und Pfarrer in seiner Heimatgemeinde

Schau um Rieser erweitert

Die Ausstellung hat im Gasteiner Tal - bevor sie überhaupt eröffnet wurde - schon Kritiker auf den Plan gerufen, die von solchen Themen nichts hören wollen.

Widerstand im Bergland

1. Leben, Arbeit und Mut von Andreas Rieser werden in einem Buch näher beleuchtet, das erst jüngst erschienen ist und sich regionalgeschichtlich mit dem Nationalsozialismus im Salzburger Pinzgau beschäftigt:

„Der Pinzgau unterm Hakenkreuz“ von Rudolf Leo, erschienen im Otto Müller Verlag (Salzburg).

2. Mit Deserteuren, Widerständlern in Goldegg und dem Schicksal des Dorfgasteiner Pfarrers Rieser beschäftigt sich auch der zeitgeschichtliche Reiseführer über die braune Topografie von Salzburg: „Im Schatten der Mozartkugel“ , erschienen im Verlag Czernin (Wien).

Mittlerweile zieht die Schau im Pfarrhof von Dorfgastein mehr Besucher an, als die Organisatorinnen je zu hoffen wagten. Das Publikum kommt auch aus anderen Regionen nach Gastein. Die ursprüngliche Ausstellung handelt von vier Priestern der Erzdiözese Salzburg, die ihr mutiges Auftreten gegen die Nationalsozialisten das Leben gekostet hat.

Befreiung durch US-Armee erlebt

Speziell für Dorfgastein wurde das Projekt erweitert - mit der Biografie Riesers, der die Nazis ebenfalls offen kritisiert hatte. Rieser wurde im Konzentrationslager Dachau in der Nähe von München inhaftiert, schwer misshandelt und gefoltert. Er erlebte die Befreiung Deutschlands und Österreichs durch die US-Armee, war aber für sein weiteres Leben gezeichnet. Relativ lange nach dem Krieg starb er an gesundheitlichen Spätfolgen der KZ-Haft im Salzburger Oberpinzgau, wo er in Bramberg noch intensiv als Seelsorger gearbeitet und auch die Kirchenrenovierung von 1962 organisiert hatte. Rieser arbeitete selbst auf dem Bau mit und ist in Bramberg auch begraben.

Blutzeugen des Glaubens Priester Andreas Rieser Dorfgastein

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Der Theologe und Priester Christoph Eder unterstützte die beiden Organisatorinnen und arbeitete für die Schau mit

Noch bis Freitagabend zu sehen

Rieser und seinen Mut wollen die Organisatorinnen wieder in die Erinnerung der Region zurückholen, sagte Maria Berger, Leiterin des Bildungswerkes in Dorfgastein.

Von Spengler verraten

Pfarrer Rieser hatte 1938 wie seit Jahrhunderten üblich eine Urkunde anlässlich der Renovierung des Dorfgasteiner Kirchturmes verfasst und darin die Zeit geschildert. Eine Kritik an Hitler und seinem Regime durfte da aus seiner Sicht nicht fehlen. Der Spengler, der sie in den Kirchknauf einlöten sollte, verriet den Priester bei Gasteiner Nationalsozialisten. Gegen Rieser wurde Anklage wegen „Schmähung des Führers und der Partei“ und Hochverrates erhoben.

„Die allererste Reaktion im Dorf war: Muss das sein? Ja, es muss sein. Es darf nicht vergessen werden, auf keinen Fall. Jetzt ist es so, dass man sich offenbar schon daran gewöhnt hat. Ich habe von vielen gehört, es sei sehr interessant, sie würden kommen“, so Berger.

Dem ORF gegenüber reagieren Ausstellungsbesucher eher zurückhaltend. Interviews gaben uns nur die Leiterin des Bildungswerkes und der junge Kooperator Christoph Eder: „Als Priester fühle ich mich schon auch betroffen vom Schicksal der Kollegen. Pfarrer Rieser war auch ein Dorfgasteiner, und da merke ich, welche Spannung das Thema gerade hier beinhaltet. Bis zu einem gewissen Grad ist die bis heute vorhanden und spürbar.“

Die Ausstellung ist noch bis Freitagabend in Dorfgastein geöffnet.

Schau bei Erzdiözese auszuleihen

Sie gehört dem Archiv der Erzdiözese Salzburg und steht dort für künftige Einsätze in Kirchen, Pfarrämtern, Gemeinden oder Städten in Bereitschaft bzw. zur Verfügung.

Bernhard Schausberger, Gerald Lehner - salzburg.ORF.at

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