Permafrost verändert sich nicht gleichmäßig

Permafrost verändert sich in den Hohen Tauern nicht überall gleich. Das sagt Andreas Kellerer-Pirklbauer von der Uni Graz beim fünften Forschungssymposium des Nationalparks Hohe Tauern, das derzeit in Mittersill (Pinzgau) stattfindet.

Wiesbachhorn Klockerin Bratschenkopf Alpen Gletscher Hohe Tauern

Carina Schwab

v.l.: Klockerin, Bratschenkopf, Wiesbachhorn im Hochsommer

In den Jahren 2006 bis 2012 haben Forscher der Universität Graz und der Technischen Universität Graz im Rahmen der drei Projekte ALPCHANGE, permaNET und permAfrost Veränderungen der Bodentemperatur untersucht. Daten dazu lieferten insgesamt 36 Messstandorte in mehreren Gebieten des Nationalparks Hohe Tauern: Unter anderem wurde im Bereich der Pasterze am Großglockner, in der zentralen Schobergruppe und in der Ankogelgruppe gemessen.

„Klare Trends lassen sich in dieser kurzen Zeit nicht ablesen, aber man kann durchaus kurzfristige Schwankungen und zumindest Tendenzen der Erwärmung, Abkühlung oder Temperaturstabilität erkennen“, sagte Kellerer-Pirklbauer vom Institut für Geografie und Raumforschung der Universität Graz.

„Keine Erklärung für regionale Unterschiede“

So zeigen sämtliche Messstandorte in der Schobergruppe und im Glocknergebiet, dass es dort eine Erwärmung gibt. Im Bereich der Ankogelgruppe hingegen ist der Permafrost stabil, es habe dort sogar zwei Standorte mit einer leichten Abkühlung gegeben. „Auf Basis unserer Messstandorte dürfte die Erwärmung in der Schober- und Glocknergruppe in allen Höhen und allen Lagen wirken“, sagte der Geograf: „Wir haben noch keine Erklärung für diese regionalen Unterschiede.“

Über alle Messreihen aus dem Nationalparkgebiet zeige sich aber ein klarer Trend zur Erwärmung – an 80 Prozent der Standorte sind die Temperaturen seit 2006 gestiegen.

Großglockner Alpen Tauern Gebirge Glockner

Carina Schwab

Blick von der Hohen Dock auf den Großglockner im Hochsommer

Untergrund spielt wichtige Rolle

Regional betrachtet kann man in südexponierten Lagen im Mittel ab einer Höhe von rund 2.820 Metern mit dem Vorkommen von Permafrost rechnen, in Nordlagen sogar schon ab einer Höhe von 2.500 Metern. „Die tatsächliche Permafrostuntergrenze hängt jedoch stark vom Untergrund - Fels, Schutt - und von lokalklimatischen Faktoren ab“, betont der Wissenschaftler.

Es habe sich außerdem gezeigt, dass warme Perioden sich stärker in den südexponierten Felswänden auswirken als in den temperaturstabileren Nordlagen, berichtete Kellerer-Pirklbauer. Um allerdings aussagekräftigere Ergebnisse zu haben, brauche es unbedingt längere Messreihen und den damit einhergehenden Aufbau eines Langzeitmonitorings.