Hochwasser: Ein Toter, zwei Vermisste
Heli Austria
Das erste Todesopfer der Hochwasser-Katastrophe wurde Sonntagnachmittag amtlich bestätigt: Eine riesige Mure hat gegen Sonntagmittag in St. Johann (Pongau) drei Arbeiter im Ortsteil Einöden überrascht. Sie waren mit Aufräumarbeiten beschäftigt.
Einer der Männer war dann vorerst vermisst worden. Er konnte knapp vor 13.00 Uhr von Bergrettungsleuten und Suchhundeführern nur noch tot geborgen werden, teilt die Polizei mit. Es ist ein 62-jähriger Landwirt. Er sei bei dem Unglück sofort tot gewesen, heißt es.
Zwei weitere Vermisste
In Taxenbach (Pinzgau) stürzte Sonntagfrüh ein Bauer mit seinem Traktor in einen Bach, als er gerade dabei war, eine Verklausung zu lösen. Er wurde von einer Mure erfasst und mitgerissen.
Zwei junge Frauen stürzten in ihrem Pkw ebenfalls in einen Bach. Beide konnten sich aus dem Auto befreien, eine Frau wurde von den Wassermassen mitgerissen. Wie der Landwirt wird auch sie nun vermisst.
ORF-Berichte: Martina Lublasser, Carina Buchner, Gertrud Stabauer, Eva Brutmann, Bernhard Schausberger, Christopher Pöhl, Gerald Lehner
Weitere Informationen: Vera Reiter (APA)
Feuerwehr, Heer, Rotes Kreuz, Bergrettung
Landesweit standen mehr als 4.000 Männer und Frauen von 119 Freiwilligen Feuerwehren in den Gemeinden im Einsatz. Dazu kommen seit Sonntagmittag speziell im Katastrophenschutz ausgebildete Soldaten des Österreichischen Bundesheeres. Auch Alpinpolizisten, ehrenamtliche Bergrettungsleute und Wasserretter beteiligen sich an laufenden Suchaktionen nach den Vermissten und Vorkehrungen zur Sicherung der Bevölkerung.
APA / Jürgen Feichter
Evakuierungen im Stubachtal
Bei Uttendorf im Oberpinzgau mussten Sonntagmittag zehn Wohnhäuser im Stubachtal evakuiert werden.
Eine Frau in Uttendorf wurde von Einsatzkräften über eine Leiter aus einem bedrohten Haus gerettet. Es gibt dort offenbar große Murengefahr. Die Region wurde von Experten mit zwei Hubschraubern aus der Luft erkundet. Der politische Bezirk Pinzgau war auf allen Straßenverbindungen nicht erreichbar. Das Saalachtal zwischen Saalfelden und Lofer war vollständikg überschwemmt, im Unterpinzgau bei Taxenbach war die Straße ebenfalls blockiert, ebenso alle kleineren Verbindungsstraßen.
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Gemeinde Hüttau schwer getroffen
Der Bürgermeister von Hüttau im Salzburger Pongau, Rupert Bergmüller, hat sich Sonntag angesichts der dramatischen Situation in seiner Gemeinde sehr betroffen gezeigt. „Es schaut furchtbar aus. Da gibt es keine Worte dafür“, sagt Bergmüller, nachdem Sonntagvormittag mehrere Häuser nach einem Murenabgang und Überflutungen stark beschädigt wurden.
Lukas Schweighofer
An die 40 Personen mussten von Einsatzkräften in Sicherheit gebracht werden. Schlamm und Wasser drangen in Wohnungen und Häuser ein, Autos wurden mitgerissen, auch Gebäudeteile eines Personalhauses. Von der Mure, die in einem Graben abgegangen war, waren laut Bergmüller ein Mehrparteienhaus mit 18 Wohnungen und auch mehrere Privathäuser betroffen.
Sieben Personen wurden nach dem Murenabgang von der Besatzung eines Helikopters in Sicherheit gebracht. Eine Frau war von herunterstürzenden Erdmassen verletzt worden. Weil die Mure eine Brücke über den Fritzbach blockierte, trat der Bach über die Ufer. Eine Fleischhauerei, ein Hotel und Wohnhäuser wurden überflutet. Bis der Schlamm aus den Kellern und dem Erdgeschoß der Häuser entfernt ist, wird es noch Tage dauern. Mehr als 100 Feuerwehrleute standen allein in Hüttau im Einsatz.
Autolenkerin in Filzmoos verschüttet
Eine Mure hat Sonntag gegen 14.30 Uhr in Filzmoos (Pongau) ein Auto verschüttet. „Die 24-jährige Lenkerin war allein im Fahrzeug. Sie ist von Einsatzkräften gerettet worden“, sagt Polizeisprecher Anton Schentz. Die Frau hat Verletzungen erlitten. Sie wurde vom Roten Kreuz in ein Krankenhaus gebracht.
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Muren bei Zell und Gastein - Straßen zu
Der gesamte Pinzgau wurde von der Bezirkshauptmannschaft Zell am See zum Katastrophengebiet erklärt. Gegen Sonntagmittag hat bei der Nordeinfahrt von Zell am See eine frische Mure die Straße blockiert.
In die Stadt kam man nur noch über den Tunnel. Das Gasteiner Tal war nur von Süden aus Mallnitz (Kärnten) über die Tauernschleuse der ÖBB erreichbar, teilten Feuerwehren der Region mit. Eine Mure zwischen Lend und Dorfgastein hatte die Bundesstraße blockiert.
Saalfelden überflutet
In der Pinzgauer Stadt Saalfelden wurden ganze Stadttteile überflutet. Sonntagfrüh um 2.17 Uhr erreichte die Urslau bei der Brandlbrücke einen Pegelstand von mehr als 2,20 Meter und trat über die Ufer.
Im gesamten Gemeindegebiet seien Keller überflutet und Straßen vermurt worden, sagt Feuerwehrkommandant Ernst Schreder. Die Feuerwehr hatte bereits am Samstagabend den mobilen Hochwasserschutz aufgebaut und Sandsackbarrieren errichtet.
80 Oberndorfer in Sicherheit gebracht
In Oberndorf (Flachgau) sind wegen der hochwasserführenden Salzach rund 80 Bewohner evakuiert worden. „Teile des Ortszentrums sind überflutet“, sagte Katastrophenschutzreferent Markus Kurcz. „Eine Zwangsevakuierung von weiteren 80 Personen ist vorbereitet, aber noch nicht eingeleitet worden. Diese Maßnahme hängt von der weiteren Entwicklung an der Salzach ab.“
Probleme bei der Bergung bereiteten zahlreiche Schaulustige, die sich auf den Salzachdamm gestellt hatten, um einen besseren Überblick zu bekommen. Die berühmte „Stille-Nacht-Kapelle“ in Oberndorf ist laut Einsatzkräften vom Hochwasser nicht betroffen, weil diese etwas erhöht liegt.
Gerald Lehner
Landeshauptstadt überschwemmt
Sonntag standen auch flussnahe Teile der Landeshauptstadt Salzburg unter Wasser. Die Salzach war im Bereich Herrnau, Aigen, Nonntaler Brücke und im Stadtteil Mülln über die Ufer getreten. Teil der Baustelle beim Überfuhr-Steg wurden Sonntagmittag weggerissen. Experten und Anrainer sagten, die diesjährige Flut war stärker als alle Hochwasser der vergangenen Jahrzehnte.
Gerald Lehner
Flut in Herrnau, Lehener Brücke zu
In der Stadt Salzburg wurde die Lehener Brücke gesperrt, weil es darunter kaum noch Platz gabt für die Wassermassen.
In den Stadtteilen Herrnau und Josefiau im Süden der Stadt überschwemmte die Salzach große Wohnbereiche der Bevölkerung. Aigen und Elsbethen kamen eher eher mit einem blauen Auge davon.
Die Situation war selbst für Experten landesweit zum Teil weiter sehr unübersichtlich. Fünf Gemeinden wurden Sonntagfrüh kurfristig zum Katastrophengebiet erklärt: Taxenbach (Pinzgau), St. Gilgen, Hintersee, Ebenau, Seekirchen (alle Flachgau). Mittlerweile gilt der Katastrophenalarm „nur“ noch für den gesamten Pinzgau.
Große Bilder-Galerie - Tag 2:
Berghänge und steile Flanken sind sehr stark durchnässt. Entsprechend hoch ist auch weiterhin die Murengefahr. Bei vielen Fließgewässern gehen die Pegel mittlerweile wieder leicht zurück. In der Landeshauptstadt war der Salzachpegel bereits seit den Nachtstunden sehr hoch, der Fluss führt viel schweres Treibgut, das nur noch knapp unter den Brücken durchschwimmt. Die Radwege entlang der Salzach mussten schon in der Nacht gesperrt werden.
Markus Winkler
Westbahn bei Taxenbach zerstört
Einige der symbolhaftesten Bilder von der Hochwasser- und Muren-Katastrophe im Land Salzburg hat der Pinzgauer Feuerwehrmann Markus Winkler gemacht. Dazu kommen Fotos von ORF-Redakteur Christopher Pöhl aus Freilassing im grenznahen Oberbayern, wo in einer Wohnsiedlung nach ersten Schätzungen ca. 300 Autos vollständig unter Wasser standen und zerstört wurden.
Katastrophenalarm im Pinzgau
Besonders dramatisch war die Situation in der Pinzgauer Gemeinde Taxenbach, schilderte Bürgermeister Franz Wenger. Hier kämpften die Einsatzkräfte mit Fluten und Muren in zahlreichen Seitengräben des Berglandes. Seit Samstag, 21.00 Uhr, eilen Einsatzkräfte von einer Überflutung zur nächsten. Im Bergheimer Ortsteil Hagenau (Flachgau) haben Wassermassen vom Plainberg die Lamprechtshausener Bundesstraße geflutet und waren dem Umspannwerk der Salzburg AG gefährlich nahe, sagt Einsatzleiter Johann Reiter.
In Obertum (Flachgau) standen zahlreiche Keller und Innenhöfe bis zu 50 Zentimeter unter Wasser. Daneben drohte die Mattig über die Ufer zu treten, schilderte Einsatzleiter Kurt Neumayer von der Feuerwehr. Eine große Tiefgarage im Ortszentrum war dadurch bedroht.
Pinzgaubahn fährt wieder, andere noch blockiert
Der Betrieb der Pinzgauer Lokalbahn zwischen Zell am See und Krimml wurde Sonntagnachmittag wieder aufgenommen. Die Salzburger Lokalbahn ist zwischen Acharting und Oberndorf weiter gesperrt. Hier müssen die Fahrgäste in den Bus umsteigen. Die Berchtesgadener Land Bahn ist zwischen Freilassing und Berchtesgaden außer Betrieb. Auch hier gibt es Ersatzverkehr mit Bussen.
Bei zahlreichen Haus- und Kellereingängen im ganzen Land sind weiterhin Pumpen im Einsatz. Hunderte Feuerwehrleute sind weiter unterwegs, um überflutete Anwesen auszupumpen und Schutt- wie Schlammmassen wegzuräumen.
Muren und Hochwasser in ganz Österreich: Mehr daz in ORF.at
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